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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Tarn o’Shanter. Wir sind mal gegen einen Hund mit diesem Namen angetreten. Dessen Großvater hatte zwar eine Goldmedaille, aber davon konnte man bei dem Enkel nichts merken. Hat sich ganz übel bei einem der Richter benommen. Bein gehoben und so weiter.« Mir schlug das Herz bis zum Halse, als ich durch das Eisenportal von Merlin’s Court schlüpfte und an Freddys Häuschen vorbei über die Auffahrt auf das Haus zulief. Es erinnerte mehr denn je an ein Märchenschloß, da über ihm ein Regenbogen stand, mit Farben so grellbunt leuchtend, als ob Tarn ihn gemalt hätte. Bitte, bitte, lieber Gott, laß ihn drinnen sein! »Wenn Ihr kleiner Junge ein Hund gewesen wäre«, meinte Madrid atemlos, »könnte man etwas gegen sein Weglaufen tun. Der Tierarzt kann eine Kennung injizieren. Es ist ganz einfach, wird nur gespritzt und tut nicht mehr weh als die anderen Spritzen, die die Tiere bekommen. Vielleicht gibt es so was auch für Kinder. Sie sollten sich mal erkundigen, Mrs. Haskell.«
Wir hatten den Hof überquert, und ich lief nun vor ihr her über die Brücke, die über den Wassergraben führte. Schneller wäre es durch die Vordertür gegangen – wenn ich meine Schlüssel dabeigehabt hätte. Aber da ich wußte, daß Jonas sich meistens in der Küche aufhielt und die Klingel oft beim ersten Mal nicht hörte, rannte ich hintenherum und wollte gerade die Tür aufstoßen, als sie von allein aufging und den Blick auf Freddy freigab und – mir schwanden vor Freude fast die Sinne – auf Tarn, der offenbar auf dem Weg nach draußen war. Kurz darauf war alles geklärt. Freddy war mit dem Motorrad vom Restaurant nach Hause gefahren. Auf dem Weg hatte er Tarn entdeckt, der mutterseelenallein über die Cliff Road marschierte, und hatte ihn mitgenommen. »Etwa auf dem Motorrad?«
»Nie und nimmer.« Freddys Grinsen schloß auch Madrid Miller mit ein, die neben mir stand. »Sonst hättest du doch einen Tobsuchtsanfall gekriegt. Wir haben das Motorrad schön vor der Kirche abgestellt, dann habe ich mir Tarn auf die Schultern gesetzt, und in Nullkommanichts waren wir hier.« »Ich mußte mal Pipi«, erklärte mein Sohn, während ich ihn umschlungen hielt. »Es tut mir leid, daß ich bei der Frau nicht auf dich gewartet habe. Hast du Angst gehabt?« »Sehr große Angst!« Ich preßte ihn noch fester an mich. »Wir werden uns darüber noch unterhalten, sobald ich Miss Whitcombe angerufen und ihr gesagt habe, daß du wieder heil zu Hause gelandet bist. Sie hat sich genauso viele Sorgen gemacht wie Mummy, Tarn.«
»Ich wollte der Frau aber nicht sagen, daß ich Pipi muß. Kann ich jetzt mit Jonas im Fernsehen die Löwen und Tiger sehen? Bitte!«
Ich konnte mir vorstellen, was Madrid Miller bei sich dachte. Wahrscheinlich, daß sie von Glück sagen konnte, es nur mit kleinen Hündchen zu tun zu haben. Sie war im übrigen eine echte Errungenschaft. Vielleicht würde es doch ganz amüsant werden, sie und ihre Schwester Vienna näher kennenzulernen. Na, bald würden wir uns ja zu einem gemütlichen kleinen Kaffeekränzchen bei ihnen treffen.

Kapitel Vier
    Lackmöbel werden mit einem feuchten Tuch abgewischt. Alle anderen Möbelstücke werden abgestaubt und mit Öl eingerieben.
    Jonas schäumte nicht gerade über vor Begeisterung, als ich ihn am Morgen vor dem Treffen der Salongesellschaft bat, mich zu den Geschwistern Miller zu begleiten. Er brummelte Sätze wie, daß er die Frauen gar nicht kenne und ob wir nicht schon selbst genug Bäume hätten. Aber ich blieb stur und fragte ihn, ob er denn keine Lust hätte, ein gutes Werk zu tun, Worte, die ich sofort bereute, als ich sah, daß er nachdenklich wurde und mir beipflichtete, er habe wohl tatsächlich einen Punkt im Leben erreicht, wo er es mit dem Vorsatz, seinen Nächsten zu lieben, genauer nehmen sollte.
Die Millers wohnten zwar nicht gleich um die Ecke, aber es war trotzdem nicht weit bis zu ihrem Haus, da es nur zwei, drei Biegungen hinter der Hawthom Lane lag, in der Clarice Whitcombe ihr Zuhause hatte. Wäre Jonas nicht gewesen, hätte ich ohne weiteres zu Fuß gehen können. So aber nahmen wir das klapprige Kabrio, das sich jedoch zur Abwechslung benahm und uns nach Tall Chimneys schaffte, ohne besondere Mätzchen zu machen.
Ich war schon einmal dort gewesen, als noch die exzentrische alte Dame da wohnte, die wir die Frau in Schwarz genannt hatten. Damals war der Garten ungepflegt, und ein dichtes Gewirr von Ranken hatte die abgeblätterte Farbe an der Eingangstür

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