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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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herum.
»Aber, Liebling, ich bin ganz sicher, daß ich Mrs. Rogers schon in der Kirche gesehen habe.« Es war die Ehefrau des Baronets, die jetzt sprach. Ich hatte sie schon immer gemocht. Sie war eine ganz entzückende Erscheinung mit leicht gewelltem grauen Haar, blauen Augen und zarter Erdbeer-mitSahne-Haut, eine Frau, die sich in ihrer jetzigen eleganten Kleidung ebenso natürlich bewegte wie zu der Zeit, als sie noch hinter der Theke ihres kleinen Kramlädchens in der Market Street stand. »Wenn man ab und zu mal gesehen wird, ist man noch längst kein Gemeindeglied.« Sir Robert legte die Stirn in unheilverkündende Falten. »Vor einigen Monaten hat sie wohl einmal neben mir gesessen – aber ich habe noch genau vor Augen, wie sie sich gleich nach dem Abendmahl verdrückt hat. Wahrscheinlich hatte sie es nur auf den Wein abgesehen.« »Das ist aber nicht nett von dir«, sagte Lady Pomeroy mutig. »Die arme Mrs. Rogers! Vielleicht ist sie früher aufgebrochen, weil sie nach Hause mußte oder weil sie sich schon damals nicht gut gefühlt hat. Frauenleiden können sich über Monate – ja über Jahre hinziehen!«
Der Brigadegeneral wurde wieder rosig. Wahrscheinlich hatte er Angst, daß ihre Ladyschaft sich jetzt über die eigene gynäkologische Problemlage auslassen würde. Dieser Mann hatte schon immer etwas so rührend Unschuldiges an sich gehabt, daß ich mich manchmal fragte, ob er mit seinen sechzig Jahren noch an den Klapperstorch glaubte. Jetzt starrte er auf seine Schuhe. Sie waren wie stets auf Hochglanz poliert, doch plötzlich stellte ich zu meiner grenzenlosen Verwunderung fest, daß sie gar nicht zusammenpaßten.
»Der Punkt ist doch der « – Sir Robert warf sich in die Brust »Mrs. Rogers nimmt nun einmal nicht regelmäßig am Gottesdienst von St. Anselm teil. Aus diesem Grund gibt es für Anne Hardaway auch nicht den geringsten Anlaß, sich des Blumenfonds zu bedienen, um eine Topfpflanze zu verschenken. Was darüber hinaus noch ein sehr unangenehmes Licht auf die Sache wirft, ist, wie mir der Küster berichtet hat, daß die betreffenden Damen miteinander verwandt sind. Sie mögen mich da alle« – sein Blick umfaßte die ganze Runde – »für übertrieben streng halten, aber ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Verständnis für Hinterlist, Unredlichkeit oder Unaufrichtigkeit gehabt. Wie lautet der Wappenspruch der Pomeroys« – seine Brust schwoll noch stärker an – ›»Die Wahrheit schützen – die Lüge bekämpfen‹«
Waren den Menschen, die sich solche Sinnsprüche einfallen ließen, die Ideen ausgegangen, als sie bei P für Pomeroy angelangt waren? Ihre Ladyschaft blickte starr geradeaus, Tom Tingle betrachtete die Decke, und der Brigadegeneral begutachtete seine ungleichen Schuhe. Was ihnen bei Sir Pomeroys Worten durch den Kopf ging, hätte ich um nichts in der Welt sagen können. Vielleicht war aber auch nur ich diejenige, die in ihrem Leben schon so viele kleine Lügen von sich gegeben hatte – angefangen beim ersten Schwarzfahren im zarten Kindesalter –, daß mein Gewissen abgestumpft und meine Seele verdorben war. Sir Roberts Vortrag löste jedenfalls keine Reuegefühle bei mir aus, er ging mir höchstens auf die Nerven. »Ich finde es nicht fair, wenn Sie hinter dem Rücken von Anne Hardaway über sie reden«, sagte ich zu ihm. »Sie sollten mit der ganzen Angelegenheit warten, bis Sie wieder bei uns ist und erklären kann, weshalb sie Mrs. Rogers eine Topfpflanze geschenkt hat.«
Sir Roberts blies sein Gesicht auf wie ein Kugelfisch und holte dann Luft, aber was immer er zur Antwort gab, ging unter in einem kreischenden Lärm von draußen, durchsetzt mit wildem Hundegekläff. Nach ein oder zwei Minuten hatten die Hunde sich wieder beruhigt, aber das Kreischen ging weiter. »Bohren die Millers jetzt auf ihrem Gelände nach Öl?« Tom Tingle spitzte die Zwergenohren.
»Es ist, als würden einem alle Zähne auf einmal gezogen.« Lady Pomeroy zwang sich zu einem Lächeln.
»Irgend jemand macht sich mit einer Kettensäge an etwas zu schaffen«, warf der Brigadegeneral ein.
»Das ist Jonas«, rief ich aufgebracht. »Sie lassen ihn die Äste absägen.« Ich war so wütend, daß ich am liebsten durch das Zimmer gerast wäre, um den Damen Miller sofort die Leviten zu lesen und sie zu fragen, was sie sich eigentlich dächten, und wieso Jonas nun doch arbeite, wo sie doch angeblich nur hatten wissen wollen, welche Zweige zu stutzen seien und welche nicht. Dann wurde es

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