Der Putzteufel geht um
schlagartig still. Die Wände hörten auf zu beben. Der Brigadegeneral fragte sich vernehmlich, was die beiden Schwestern wohl davon abhielt, sich zu uns zu gesellen. »Ich nehme an, sie sind noch in der Küche beschäftigt«, sagte Lady Pomeroy. »Sie wissen doch wie das ist, wenn man zum ersten Mal Gäste hat. Man will, daß alles perfekt ist, bis hin zu den Kirschen, die auf den Kuchen kommen. Ich gehe mal nachsehen, ob ich ihnen behilflich sein kann.« Sie war mir schon immer wie ein sehr tatkräftiger Mensch vorgekommen, aber im Moment konnte ich mir durchaus vorstellen, daß ihr Sir Roberts Gewese um die Topfpflanze zuviel geworden war und sie eine Gelegenheit suchte, zu flüchten – und sei es auch nur, um draußen vor der Tür um Fassung zu ringen. Nachdem Lady Pomeroy das Zimmer verlassen hatte, plauderten wir Verbliebenen vier über ein paar der anstehenden Belange der Salongesellschaft. Sir Robert, der zu seiner verbindlichen Art zurückgefunden hatte – vielleicht weil er seiner Frau nun nicht mehr mit seinem gebieterischen Muskelspiel imponieren mußte –, verlieh seinem Bedauern Ausdruck, daß sich heute nur so wenig Mitglieder eingefunden hatten. Normalerweise waren wir doppelt so viele. Er bekundete die Hoffnung, daß die Millers nicht dächten, sie hätten sich die ganze Mühe umsonst gemacht. Brigadegeneral Lester-Smith grummelte ab und zu etwas davon, daß man das Treffen des Jugendclubs besser am zweiten statt am dritten Donnerstag des Monats abhalten solle, aber es war offensichtlich, daß er nicht bei der Sache war. Seine Blicke wanderten immer wieder zu den Fenstern, die die Sicht auf den Vorgarten freigaben und auf den kleinen Fußpfad, der zu der baumbestandenen Allee hinunterführte. Jedesmal wenn die Hunde bellten, was mit nervtötender Regelmäßigkeit geschah, richtete er sich auf, als hätte man ihm befohlen, die Luft für eine Röntgenaufnahme anzuhalten und sie anschließend langsam wieder rauszulassen. Tom Tingle wirkte ebenfalls unkonzentriert, aber dafür gab es sofort eine Erklärung, als er mit einiger Dringlichkeit verkündete, er müsse »ein gewisses Örtchen« aufsuchen. Ich sagte ihm, daß es sich, wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich ließ, gleich oben an der Treppe befände. »Ich habe zwei Tassen Kaffee getrunken, ehe ich von zu Hause los bin«, knurrte er, als wäre das meine Schuld, »deshalb müssen Sie mich bitte kurz entschuldigen.« Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß.
»Seltsamer kleiner Bursche.« Sir Robert fing meinen Blick auf und räusperte sich. »Meine ich natürlich als Kompliment. Habe gehört, daß sich Tingle aus dem Familienunternehmen zurückgezogen hat. Ist wegen der ländlichen Ruhe hierher gekommen, nehme ich an. Komisch, daß die Menschen immer denken, in Chitterton Fells passiere nie etwas.«
Der Brigadegeneral hörte nicht zu, aber ich wußte, daß Sir Robert sich den Tag vor nicht all zu langer Zeit vergegenwärtigte, an dem seine erste Frau ermordet worden war. Man hatte mir zugetragen, daß er Maureen Dovedale nur geheiratet habe, um sich über seinen Kummer hinwegzutrösten, aber ich hoffte, daß es sich anders verhielt, denn sie war schon seit Ewigkeiten in ihn verliebt und verdiente ein bißchen Glück, nachdem sie sich all die Jahre nach dem Tod ihres ersten Mannes mit dem Laden abgestrampelt hatte. Daher registrierte ich mit Genugtuung, daß Sir Robert nach kurzer Zeit zur Kaminuhr schaute und besorgt von sich gab, er hoffe nicht, daß ihm seine Frau auf dem Weg in die Küche abhanden gekommen sei. »Wie die meisten Frauen – kein Orientierungssinn!« Er war wieder dabei, die Männermuskeln spielen zu lassen. Dann zupfte er das Halstuch zurecht und bewegte sich in Richtung Tür. »Muß doch mal sehen, was da los ist. Finde es allmählich eigenartig, daß wir uns hier die Beine in den Bauch stehen. Nehme nicht an, daß bei den Millers die Küche brennt oder es Einbrecher zu verjagen gilt. Was?«
Jetzt, da wir uns selbst überlassen waren, setzten der Brigadegeneral und ich uns in die Sessel. Mir fiel ein, daß ich seinen Regenmantel vergessen hatte, aber als ich es ihm mitteilte, antwortete er seltsamerweise, daß ihm das nichts ausmache. Er habe den Mantel von Ben auch vergessen. Dann machte er sich wieder daran, aus dem Fenster zu schauen, während ich meinen Blick erneut auf das Bildnis des Norfolkterriers richtete. Die Augen des Tieres deuteten auf einen Zustand jenseitiger Verzückung. Vielleicht war das Bild nach dem jähen
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