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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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meine neue Bekannte den Faden wieder aufnahm.
»Mrs. Taffer hat gesagt, daß Lady Pomeroy – die ehemalige Maureen Dovedale – dabei war, als das in Tall Chimneys passiert ist. Hat sie bestimmt ganz schön mitgenommen.« Mrs. Smalley mußte wieder zum Taschentuch greifen. »Wir waren alle schockiert, aber es ist wahr, Lady Pomeroy schien es am meisten getroffen zu haben«, erwiderte ich. »Außer Roxie stand Gertrude niemand näher als Maureen. Sind zusammen aufgewachsen, waren in derselben Schule und sind sonntags zusammen ins Kino gegangen. Und sind immer Freundinnen geblieben, was nicht ganz einfach ist, wenn man einen Haushalt hat und dem Mann noch beim Geldverdienen helfen muß. Na, ein Gutes hat die Sache immerhin.« Mrs. Smalley verstaute das Taschentuch, und ich wartete gespannt, wie sie das Thema zum Guten wenden würde. »Gertrudes Mann ist schon seit Jahren tot, und jetzt muß sich wenigstens keiner drum kümmern, daß er sich einen schwarzen Anzug kauft. Die beiden Töchter sind verheiratet und wohnen nicht weit von hier, aber die haben kaum mit der Mutter verkehrt. Gertrude hat ihre Kinder nicht gerade verhätschelt, wenn Sie wissen, was ich meine, Mrs. Haskell. Aber es gab trotzdem keine bessere Seele auf der Welt – immer aufrecht und ehrlich. Wenn Gert einen Pfennig gefunden hätte, hätte sie ihn sofort zur Polizei getragen.« Mrs. Smalleys Stimme wurde brüchig. »Sie müssen entschuldigen, Mrs. Haskell, ich glaube, es liegt am Schock, daß ich so drauflosschwatze, obwohl Sie eben erst die Leiche gefunden haben.«
»Vienna Miller war auch dabei.« Ich legte meinen angenagten Sandwich auf den Teller zurück.
»Eine nette Frau, nach dem, was Gertrude erzählt hat, und ganz wundervoll zu ihrer Schwester, der Vorjahren eine schreckliche Tragödie widerfahren ist. Wenigstens behaupten das alle.« »Es ging um einen kleinen Hund. Er ist gestorben.«
Mrs. Smalley hatte sich bei meinen Worten die Nase geschneuzt und sah jetzt auf. »Ein kleiner Junge, haben Sie gesagt?« »Nein, eine Hündin. Sie hieß Jessica.«
»Nun« – die Information mußte erst einmal verdaut werden –, »wo man hinschaut nur Herzeleid, finden Sie nicht? Wahrscheinlich würde der Pfarrer jetzt sagen, daß ich froh sein soll, daß Gertrude an einem besseren Ort ist, und vielleicht könnte ich ihm recht geben, wenn sie friedlich in ihrem Bett gestorben wäre. Aber ich glaube nun mal nicht, daß sie in Frieden gestorben ist. Und wenn sie einen Kummer hatte, wer weiß dann schon, ob sie überhaupt Ruhe findet im Grab?« »Ich glaube, Sie sprechen doch besser einmal mit Mrs. Malloy«, sagte ich. »Vielleicht bringt sie Licht in das Dunkel, das Mrs. Large die Seele getrübt hat. Oder was ist mit Lady Pomeroy? Vielleicht hat Mrs. Large sich ihr anvertraut.« »O nein, das glaube ich nicht.« Mrs. Smalley schüttelte den Kopf. »Gertrude hat mir gesagt, daß seit Maureens Heirat alles anders geworden ist. Hat gemeint, es ginge nicht, daß sie weiter Freundinnen blieben, jedenfalls nicht mehr so wie früher. Sie mußten beide auf Sir Robert Rücksicht nehmen. Ein Mann in seiner Position kann doch nicht wollen, daß seine Frau die beste Freundin der Putzfrau ist! Gertrude sagte, sie könne froh sein, daß sie in Pomeroy Hall überhaupt noch saubermachen dürfe, auch wenn sie da dreizehn Jahre lang gearbeitet hat. Sie wußte genau, wo die Vergangenheit endet und die Gegenwart beginnt.« Ein paar Minuten lang saßen wir uns schweigend gegenüber, bis ich Mrs. Smalley fragte, ob sie Mrs. Malloys Telefonnummer in London wüßte. Sie antwortete, sie sei überzeugt, daß sie die irgendwo in ihrem Adreßbuch notiert habe, aber sicherheitshalber schrieb ich sie ihr noch einmal auf. »Gibt es vielleicht noch etwas, das Sie mir erzählen wollen?« Mrs. Smalley beugte sich zu mir vor. »Sie halten doch nichts zurück, oder?«
»Um Gottes willen, was meinen Sie denn damit?« Ich ließ meinen Stift fallen und sah ihm nach, wie er über die Tischplatte rollte.
»Na, zum Beispiel, wie Gertrude gestorben ist.« Das kleine Gesicht wirkte noch spitzer als zuvor. »Ob die Leute, die sie sich angeschaut haben – Doktor und Polizei und so weiter – gesagt haben, daß alles schnell vorbei war.«
»Es tut mir leid, aber zu mir hat eigentlich niemand viel gesagt.« Ich schnappte den Stift noch rechtzeitig, ehe er vom Tisch fiel. »Warum auch? Nur mit den Millers wurde unter vier Augen gesprochen.«
Mrs. Smalley umfaßte die Teetasse mit ihren abgearbeiteten

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