Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
Vom Netzwerk:
aufhielt, um dort den halben Tag oder wie lange auch immer zu putzen. Aber warum hätten die Schwestern ihre Anwesenheit erwähnen sollen? Wahrscheinlich hatten sie Mrs. Large gesagt, daß sie Gäste erwarteten, und daß sie sich erst an die Eingangshalle und die vorderen Räume des Hauses machen solle, wenn alle wieder verschwunden waren. Jetzt war es früher Nachmittag – ein ausgesprochen schöner Nachmittag! Der erste rosigweiße Blütenschnee hatte sich auf die Bäume gelegt, und zarte goldgeäderte Wattewölkchen zogen über den blaßblauen Himmel hinweg. Nichts deutete mehr auf den Regen, der sich noch am Vormittag angekündigt hatte. Nicht ein rauhes Lüftchen ließ vermuten, daß sich Mutter Natur Mrs. Larges Ableben zu Herzen genommen hätte. Ich bog in die Market Street ein und hielt nach einem Parkplatz Ausschau. Wenn ich meinen Verstand beieinander gehabt hätte, hätte ich gesehen, daß der, den ich mir aussuchte, nicht einmal für ein Dreirad gereicht hätte. Der Wagen stieß mit den Vorderrädern gegen den Bordstein, während das Heck in den Verkehr ragte, was einen vorbeifahrenden Jeep so auf Touren brachte, daß er mir ein unanständiges Schimpfwort zuhupte. Das ist das Dumme an einem Kabrio – jeder kann einem zusehen, wenn man sich zum Narren macht. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Als ich den Rückwärtsgang einlegen wollte und dabei einen Satz nach vorne machte, tauchte mein lieber Cousin Freddy auf. »Grins nicht so fett«, fauchte ich ihn an. »Ich grinse nie fett, wenn Frauen am Steuer sind«, erwiderte er tugendhaft. »Willst du nicht lieber aussteigen und mich den Rest machen lassen?«
»Vielen Dank, nein. Paß einfach nur auf, daß ich nirgendwo gegen knalle.«
Freddy war echt in Form. Er warf sich in Positur wie ein Polizist, drehte die Daumen nach rechts und links und blies auf einer imaginären Trillerpfeife.
Nach einem etwas kitzligen Augenblick, in dem ich fast mit einem Lastwagen aneinandergeraten wäre, stellte ich den Motor ab und ließ die Hände vom Steuer sinken. Doppelt geparkt hält besser!
»Das trifft sich gut«, sagte Freddy vergnügt. »Falls du nämlich auch noch über die Straße gehen und die Ecke zum Abigail’s umrunden wolltest, kannst du dir das sparen. Ben hat alle Hände voll zu tun.«
»Läuft das Geschäft wieder besser?«
»Die Leute stehen Schlange.«
»Hat man Töne! Das ist ja super!« sagte ich, obwohl sich eine gewisse Enttäuschung in mir breitmachte. Jetzt mußte ich die Neuigkeit noch bei mir behalten. Denn wenn Ben zu tun hatte, und ich mit meinem Gejammer dazwischenplatzte, würde er bestimmt den Faden verlieren – die Sauce Hollandaise würde klumpen, der Spargel zerkochen –, und die Chance, die Herzen der Gäste zurückzuerobern, wäre dahin.
»Ja, es ist alles sehr aufregend.« Freddy hörte sich allerdings nicht ganz so begeistert an, wie man hätte erwarten können. Aber ich maß dem keine Bedeutung zu. Ich erzählte ihm auch nichts von Mrs. Large – Ben sollte die Nachricht nicht aus zweiter Hand erfahren. Eigentlich – jetzt wurde ich doch wankelmütig – wäre ja nicht viel dabei, wenn ich ganz kurz im Abigail’s vorbeisehen würde, nur für den Fall, daß Ben doch ein paar freie Minuten hatte. Nur einen winzig kleinen Blick auf den starken Rücken meines Mannes werfen. »Ich will Ben aber trotzdem sehen«, quengelte ich, doch als ich die Wagentür öffnete, hielt Freddy sie fest und quetschte seinen Kopf dazwischen.
»Was ist mit Tarn und Abbey? Mußt du sie nicht aus der Spielgruppe holen?« »Frizzy Taffer holt sie ab.«
»Warum machst du dir dann nicht einen schönen Tag?« Freddy trat zurück und versetzte dem Wagen einen Klaps. »Denk an den wundervollen Frühjahrsputz, der zu Hause auf dich wartet. Oder fahr einfach an der Küste entlang. Genieße die Natur!.« »Seit wann bist du so aufmerksam, Freddy?« »Seit immer.« Er warf den Pferdeschwanz über die Schulter nach hinten. »Was meinst du, wie ich losgewetzt bin, als ich dich eben gesehen habe! Nur damit dir und der alten Rostlaube nichts passiert.« »Ganz reizend«, antwortete ich.
Wäre ich in Gedanken nicht noch immer bei dem Leichenfund und zudem halb verhungert gewesen – ich hatte das Frühstück ausgelassen und in Tall Chimneys nur ein Rosinentörtchen gegessen –, wäre mir aufgefallen, daß mein Cousin irgendeine Absicht verfolgte. Normalerweise bin ich nämlich nicht so begriffsstutzig, wie er denkt.
»Wenn du wirklich meinst, das sei jetzt ein schlechter

Weitere Kostenlose Bücher