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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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ein paar andere Raritäten den Weg in den Salon gefunden. Da stand zum Beispiel die verunglückte Schale, die meine Tante Lulu im Töpferkurs angefertigt hatte. Dahinter hing ein Bild, das Freddy gemalt hatte, als er noch dachte, er würde Künstler, und um mich herum lagen mehrere Kissen drapiert, die eine liebe Freundin von mir zwar emsig, aber nicht gerade kunstvoll bestickt hatte.
Wenn ich genauer hinschaute, existierten in dem Raum auch sonst noch ein paar Objekte, die mich persönlich in keinem Laden vom Hocker gerissen hätten. Es mußte Zeiten gegeben haben, in denen ich sie auch als Schandfleck betrachtet hatte, so wie ich es jetzt mit Mrs. Malloys Fifi tat. Doch dann hatten sie sich langsam in das Bild gefugt und waren mit der Zeit zu diesen kleinen Akzenten geworden, die aus einem Haus ein Zuhause machen. Ich griff nach einem der Kissen, um es aufzuklopfen, und bemerkte winzig kleine Flecken getrockneten Bluts, die von vielen Stichen mit der Sticknadel herrührten. Ich mußte irgendwann wirklich einmal Abigails Hilfsmittel ausprobieren. Was hatte sie noch geschrieben, was man gegen Blutflecke tun mußte? Und würde es noch funktionieren, wenn das Blut schon längst getrocknet war? Als ich zurück in die Küche ging, fiel mir die Mixtur wieder ein – Stärke und Wasser zu einer dünnen Paste verrühren. Klang ziemlich einfach, und den Versuch war es allemal wert. Ich mußte mir lediglich ein Päckchen mit herkömmlicher Stärke besorgen, denn im Haus hatte ich nur die Version aus der Sprühflasche. Aber vor allem durfte ich eines nicht vergessen – ich mußte Jonas’ Spiegel erneuern lassen. In der Küche hörte ich, wie an der Hintertür geklopft wurde. Es war verrückt, aber einen Moment lang dachte ich tatsächlich, draußen würde Mrs. Malloy stehen, eingehüllt in den obligatorischen Pelzmantel. Sie scherte sich natürlich keinen Deut um solche Meinungen wie die von Mrs. Barrow und Konsorten. Außerdem hatte Freddy, galant wie immer, Mrs. M. einmal versichert, daß ihre Pelze ohnehin nicht von bedrohten Tierarten stammten. Wahrscheinlich war ihr der Nationale Forstverband im Grunde sogar noch dankbar.
Mein Blick war ein bißchen verschleiert, als ich Trina McKinnley die Tür öffnete.
»So, da wären wir«, sagte sie zur Begrüßung, knöpfte sich die Jacke auf und hing sie ruckzuck an einen freien Haken in der Nische. »War gar nicht so schwierig, hierher zu kommen. Der Bus zur Cliff Road hält gleich bei mir um die Ecke.« Sie knallte ihre Tasche auf den Küchentisch, sah sich um und erfaßte die Situation mit einem Blick. Ihren schwarzen Augen entgingen weder die Krümelhäufchen neben dem Toaster, noch das aufsässige Spinnengewebe, das sich seit Beginn des Frühjahrsputzes schon wieder neu eingenistet hatte. Ich ertappte mich dabei, wie ich Trina McKinnleys weiße Uniform mit Mrs. Malloys Arbeitskleidung verglich, die sich von Cocktailkleidern bis hin zu den Miniröcken der jüngeren Zeit erstreckt hatte. »Ich bin ein wenig ins Hintertreffen geraten«, sagte ich entschuldigend und entdeckte noch einen neuen Schandfleck – wo einer der Zwillinge offensichtlich etwas auf die Tapete gekritzelt hatte.
»Das sehe ich selbst, Ellie. Ich finde es übrigens besser, wenn wir uns mit dem Vornamen anreden, was meinen Sie?« Sie wanderte forsch durch den Raum – sehr zum Ärger von Tobias, der sie vom Schaukelstuhl aus anfauchte, ehe er vom Tisch auf den Rand der Spüle sprang und von dort aus auf das Fensterbrett. »Oh ja«, antwortete ich. »Viel besser.« »Sie wollen doch sicher nicht Miss McKinnley zu mir sagen, und außerdem leben wir ja nicht mehr im Mittelalter, oder?« Sie fuhr mit dem Finger über die Staubschicht auf dem walisischen Wandregal und beäugte die beiden Borde mit den Tellern. »Das sind Poole-Teller, stimmt’s?« Sie warf die dunklen Locken zurück, und schaute mich herausfordernd an. »Meine Oma hat so was gesammelt. Die Saftkaraffe dort ist Edinburgh-Kristall.« Sie streckte einen unbeirrten Finger aus und deutete auf den entsprechenden Gegenstand. Mein Blick fiel auf eine kleine schwarze Schleife, die sich über dem rechten Ohr in ihrem dunklen Haar befand. Sie betastete die Schleife und verkündete: »Das ist wegen Gertrude. Betty Nettle wollte eigentlich, daß wir – sie, Winifred Smalley und ich – schwarze Armbinden tragen. Können Sie sich das vorstellen? Und das in der heutigen Zeit. Aber als Winifred die Schleifen vorschlug, habe ich eingewilligt. Ich bin sowieso nur

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