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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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verübelt, daß sie leben. Sie bestraft sie, weil ihre arme Jessica tot und verblichen ist. Es ist die reine Bosheit, die sie als Empfindsamkeit tarnt. Wenn du mich fragst, ich finde das widerlich.« Ich übersah die Tasse, die Freddy mir hinhielt, nahm seinen eiverschmierten Teller und knallte ihn ins Spülbecken. »Nette Spinner, die man auch als liebenswürdige Exzentriker bezeichnen kann, sind ganz anders. Sie glauben zum Beispiel, sie wären Teekannen, oder leben auf Bäumen, um zu sich selbst zu finden. Manche von ihnen sind außerdem sehr klug. Denk an Dr. Johnson.« Ich stellte den Wasserhahn an und spritzte Spülmittel ins Becken. »Das war wirklich ein seltsamer Kauz, aber er war bestimmt lustig, zumindest solange er nicht von seinem Wörterbuch anfing.«
»Schon kapiert.« Freddy stand auf, reckte die Fingerspitzen bis halb an die Küchendecke und riß beim Gähnen seinen Mund so weit auf wie ein Scheunentor. »Du kannst Madrid Miller einfach nicht leiden. Deshalb darf sie nicht mit dir spielen, und du lädst sie auch nicht zum Geburtstag ein, selbst wenn sie dir verspricht, einen Luftballon mitzubringen. Null Problem!« »Warum sagst du das so komisch?«
»Weil fiese Spinner offensichtlich Menschen sind, die wir nicht verstehen, da sie Ansichten vertreten, die unseren widersprechen.«
»Hast du das aus Dr. Johnsons Wörterbuch?« »Was ich sagen will«, erklärte Freddy geduldig, »so etwas ist häufig sehr subjektiv. Du und ich, liebe Ellie, würden Mrs. Barrow zum Beispiel ganz oben auf die Liste der Beknackten setzen, weil sie vor dem Abigail’s demonstriert. Wir hätten aber nichts dagegen, wenn sie sich ihr Plakat schnappen und sich vor dem schönen Laden in der Lost Sixpenny Road aufbauen würde, wo es nur Kleider in Größe 36 gibt.«
»Stimmt.« Ich wischte mir die seifigen Hände an seinem Pullover ab.
»Könnte es sein, Ellie« – immer noch onkelhaft –, »daß du Madrid Miller gegenüber nicht ganz fair bist, was die Sache mit den Hündchen angeht? Und zwar nur deshalb, weil sie ihre Schwester nicht über den Haufen gerannt hat, in der Hast, dich aus der Speisekammer zu retten?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihm in die Augen. »Freddy, sag mir bitte, was in deinem seltsamen Hirn vor sich geht. Warum liegt dir so viel an dem, was ich über eine Frau denke, die du kaum kennst?«
»Okay.« Jetzt war er derjenige, der mir in die Augen sah. »Ich mache mir Sorgen, daß es von deiner Abneigung gegenüber Madrid Miller nur ein Katzensprung ist zu der Überzeugung, daß sie Mrs. Large von der Leiter gestoßen hat. Selbst wenn es weit und breit kein Motiv dafür gibt. Das bastelst du dir nämlich anschließend einfach zurecht.«
»Das ist ja wohl der Gipfel«, brauste ich auf. »Ich meine mich noch gut zu erinnern, daß selbst du am Tag der Beerdigung angedeutet hast, daß es womöglich gar kein Unfall war. Und daß die Geschwister Miller als Täterinnen am ehesten in Frage kämen, weil es in ihrem Haus passiert ist.« »Mea culpa.« Er legte die Hand aufs Herz. »Ich gebe zu, ich bin der letzte, der die Klappe aufreißen sollte. Aber ich habe nur Spaß gemacht und nur ein bißchen Sherlock Holmes gespielt. Doch im Moment, finde ich, sind andere Dinge wichtiger, Ellie. Zum einen redest du unentwegt davon, daß du den Frühjahrsputz zu Ende bringen mußt, und…« Freddy hielt inne, stand auf und kraulte sich den Bart.
»Und dann ist da noch das Restaurant.« Ich war ihm nicht mehr böse. »Sind Mrs. Barrow und ihre Gefolgsleute wieder mit den Plakaten aufgekreuzt?«
»Nein. Im Westen nichts Neues.« Er zog die Augenbrauen fragend in die Höhe. »Oder liegt das Abigail’s im Osten? Wie auch immer. Ben ist gut drauf, und du mußt nicht die besorgte Ehefrau spielen, Kusinchen. Er wird das Handtuch nicht schmeißen.«
»Ich habe ihm aber gesagt, er soll es tun.« »Wird er aber nicht. Dein Mann ist eben kein netter Spinner, der seine besten Jahre im Baum verplempert. Derjenige, über den wir uns wirklich Sorgen machen müssen, ist Jonas.« Freddy kraulte sich abermals den Bart.
»Was meinst du damit?« fragte ich, während mein Herz heftiger zu schlagen begann.
»Ellie, hast du dir den alten Knaben in letzter Zeit mal genauer angesehen?«
»Natürlich habe ich das.«
»Und findest du nicht, daß er furchtbar hinfällig wirkt?« Mein Cousin schaute so aufrichtig besorgt aus, wie ich es bei ihm noch nie gesehen hatte. »Vielleicht übertreibe ich, aber ich finde es nicht gut, daß

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