Der Putzteufel geht um
wir ihn einfach so vor sich hinwursteln lassen. Vielleicht könnten wir etwas tun, um ihn wieder auf die Beine zu bringen.«
»Du hörst doch, wie ich ihm immer zurede, daß er mehr essen soll«, entgegnete ich. »Ist aber trotzdem gut, daß du es aufs Tapet gebracht hast, Freddy.« Ich drückte ihn rasch an mich und zupfte ihn am Ohrring. »Wahrscheinlich habe ich mir einfach vorgemacht, daß er nur an den Auswirkungen des Winters leidet und bald wieder der Alte wird, jetzt wo der Frühling kommt. Aber ich rede noch einmal mit Dr. Solomon. Beim letzten Mal hat er mir versichert, daß Jonas bis auf die Bronchitis topfit ist für einen Mann seines Alters. Und daß ältere Menschen oftmals mehr Zeit brauchen als früher, bis sie sich nach einer so schlechten Phase wieder erholen, wie Jonas sie vor Weihnachten hatte.«
»Ich behaupte ja auch nicht, daß du dich nicht toll um ihn kümmerst, und ich will weiß Gott nicht so tun, als sei ich seine Mutter.« Freddy, dem sonst nie etwas peinlich war, wirkte plötzlich verlegen. »Es ist nur, daß er auf seine Art ein super Typ ist und ich ihn wahrscheinlich… gern habe.«
»In Wirklichkeit«, sagte ich und klang dabei wie Tarn, »liebst du ihn, aber ich schwöre, daß ich es niemandem verrate. Wozu auch?« Ich zupfte noch einmal an seinem Ohrring. »Jonas weiß es ohnehin. Und er empfindet dasselbe für dich. Du und Ben, ihr seid die Enkel, die er nie gehabt hat. Mach dir also keine Sorgen.« Der Ratschlag galt genauso für mich. »Ich gehe zu Dr. Solomon. Es ist besser, wenn ich das nicht am Telefon erledige. Ich rede mit ihm und bitte ihn, zu uns zu kommen und Jonas gründlich zu untersuchen.«
»Machst du das heute noch?« Freddy wirkte schon wieder vergnügter.
»Dr. Solomon ist in den nächsten Tagen nicht in der Praxis. Er hat Urlaub. Das hat man mir jedenfalls neulich gesagt, als ich mit Abbey dort war. Einer seiner Kollegen hat sich um uns gekümmert. Was Jonas betrifft, ist es wahrscheinlich das beste, wenn ich bis Mittwoch oder Donnerstag warte, bis Dr. Solomon wieder da ist.«
In dem Moment öffnete unser Gesprächsgegenstand die Tür und schlurfte in seinen betagten, karierten Hausschuhen herein, von denen er sich um nichts in der Welt trennen wollte, obwohl er mindestens zwei funkelnagelneue Paare besaß. Dazu trug er einen passenden, altehrwürdigen Morgenmantel über einem gestreiften Schlafanzug. Aber wie es häufig der Fall ist, wenn man jemanden schon an der Schwelle des Todes gewähnt hat, machte er jetzt einen so lebendigen Eindruck wie schon lange nicht mehr. Die wenigen verbliebenen Haare standen ihm zwar in kleinen ungekämmten Büscheln vom Kopf, und der Schnurrbart konnte auch einmal wieder ordentlich getrimmt werden, doch seine Augen leuchteten gesund und klar. Vielleicht funkelten sie ein wenig boshaft, aber das war typisch für ihn. »Ich dachte, ich komme lieber mal runter und heiße die Frau willkommen, die du für heute bestellt hast, Ellie. Sie soll sich bei uns doch wie zu Hause fühlen!« Er gab ein spöttisches Schnauben von sich und pflanzte sich an den Tisch. »Hoffst wohl, daß sie dein Typ ist, Sportsfreund.« Freddy zwinkerte ihm zu, so von Mann zu Mann. »Wenn das so wäre«, sagte ich, schmiß den Kessel für die nächste Kanne Tee an und steckte noch zwei Scheiben Brot in den Toaster, »dann käme er leider zu spät. Trina McKinnley hat nämlich schon einen Freund, und zwar einen von der Obermacho-Sorte, gegen den sogar ihr die reinsten Waisenknäbchen seid. Ihr müßt euch aber trotzdem von der besten Seite zeigen, denn wir haben in letzter Zeit nicht gerade Glück gehabt, was unsere Putzfrauen anbelangt. Bei Trina müssen wir schon dankbar sein, daß sie wenigstens ein über die andere Woche einen halben Tag zu uns kommt.« »Das war eine Warnung, Jonas.« Freddy butterte tatsächlich einen ganzen Toast für mich. »Wenn diese Trina nicht bei der Stange bleibt, bekommen wir beide ein Schürzchen umgehängt, auf dem unser Name steht, und dann dürfen wir den Staubsauger schwingen.«
»Ich muß im Garten arbeiten.« Jonas warf einen Blick aus dem Fenster. »Der Rasen muß gemäht werden, die alten Tulpenzwiebeln stecken noch, und ich habe noch nicht eine Pflanze in die Erde gesetzt.«
»Du hast eben andere Sachen zu tun gehabt«, sagte ich, während ich mit der Schöpfkelle ein pochiertes Ei aus dem heißen Wasser fischte.
»Ich bitte dich ja ständig, daß du die Zwillinge unterhältst, wenn ich auf Achse bin.« Ich warf einen
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