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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Wimpern flatterten. »Wie nett. Ich bin Marilyn Tollings von gegenüber.« Der Name sagte mir nichts, obwohl es sein konnte, daß Mrs. Malloy ihn einmal erwähnt hatte. »Und Sie sind?« Die Frau hielt das Tor fest. »Ellie Haskell.« Es war offensichtlich, daß ihr mein Name auch nichts sagte, und genauso offensichtlich war, daß Marilyn Tollings ihre Nase gern in anderer Leute Angelegenheiten steckte. »Sie waren nicht vielleicht eben schon einmal hier?« fragte sie. »Vor etwa einer halben Stunde oder so? Nein?« Sie verarbeitete mein Kopfschütteln. »Na, wenn das nicht den Vogel abschießt! Zwei Frauen an einem Tag, die unseren braven Brigadegeneral besuchen, und zwar gleich eine nach der anderen! Aber keine Sorge!« Marilyn Tollings stubste mich mit einem ultraspitzen Fingernagel in die Rippen. »Sie ist nicht mehr da. Ich stand am Schlafzimmerfenster und habe nach meinem Mann Ausschau gehalten – er hat ziemlich unregelmäßige Arbeitszeiten. Und da habe ich sie gesehen – die Frau von der Sie sagen, daß Sie es nicht waren –, wie sie den blitzsauberen Gartenweg dieses Hauses hochgegangen ist. Sie hatte so einen Regenmantel an wie Sie.« Marilyn stubste mich noch einmal mit dem Fingernagel. »Aber je länger ich darüber nachdenke – sie trug auch eine Wollmütze, die Farbe weiß ich nicht. Ich sehe nicht so gut.«
Wenn das stimmte, dann wahrscheinlich, weil sie zuviel durch ihr Fernrohr schaute, um den Nachbarn nachzuspionieren. Ich sagte, daß ich keine Ahnung hätte, wer die Frau gewesen sein könnte, und griff nach dem Törchen, aber Marilyn Tollings wich nicht von der Stelle. »Das Seltsame ist, daß sie den Weg nur halb raufging. Dann ist sie stehengeblieben, als hätte sie sich im Haus vertan, und marschierte wieder zurück auf die Straße.«
»Vielleicht hatte sie sich tatsächlich in der Adresse geirrt.« »Bestimmt.« Marilyn schien keinesfalls überzeugt. »Das Problem ist nur, daß ich mir leicht Sorgen mache. Auch wenn ich die Leute gar nicht kenne. Und bei der Frau hatte ich den Eindruck, daß sie sich halb zu Tode geängstigt hat. Und als ich dachte, Sie wären sie, bin ich schnell über die Straße gesprungen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Man hört ja heute oft, daß Frauen vergewaltigt und ermordet werden, und dazu noch vor den Augen anderer, die so tun, als kriegten sie nichts mit. Kann man sich das vorstellen?«
»Eigentlich nicht.« Bei ihrem Gerede über Verbrechen fiel mir allerdings ein, daß ich den Motorschlüssel in der Zündung steckengelassen hatte. Aber ich wollte ja nur ein paar Minuten bei dem Brigadegeneral bleiben. Außerdem müßte jemand schon äußerst verzweifelt sein, wenn er einen solchen Schrotthaufen stahl.
»Mir tun immer die Frauen leid, die allein leben.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, mein Mann kommt auch unregelmäßig, aber das ist nicht dasselbe wie wenn man ganz allein ist, oder? Das sind die typischen Opfer für Verrückte, sage ich immer. Hier gab’s mal eine Mrs. Malloy, die hat nur zwei Häuser weiter gewohnt und ist dann zu ihrem Sohn und der Schwiegertochter nach London gezogen. War das beste für sie – und letztlich auch für den Brigadegeneral. Roxie Malloy hat sich gern vorgemacht, daß sie ziemlich dicke miteinander wären, und so was kann einem Mann furchtbar auf die Nerven gehen, besonders wenn er schon älter ist und Junggeselle.« Marilyn Tollings rückte dichter an mich heran. Die Schwaden ihres Moschusparfums hätten Tote lebendig machen können. »Er hat immerhin einen Doppelnamen, obwohl mir persönlich so etwas nichts bedeutet. Ich war selbst schon im Urlaub in Spanien, und meine Tante hat sogar ein Gästeklo.«
»Tatsächlich?« Ich spürte ein unbändiges Verlangen, Marilyn Tollings mit dem Regenmantel des Brigadegenerals zu verprügeln.
»Was Roxie Malloy zu Kopf gestiegen ist, waren die Freunde in höheren Kreisen. Sie hatte auch mit der Frau zu tun, die neulich tot umgefallen ist. Eine Mrs. Large, die oben in Pomeroy Hall gearbeitet hat – für Sir Robert und ihre Ladyschaft. Von denen haben Sie sicher schon mal gehört, oder? Die Neue hat er erst vor ein paar Monaten geheiratet. War vorher Maureen Dovedale. Na, jetzt ist für die ja alles anders! Heute noch im popeligen Lädchen und morgen schon Herrin auf einem Landsitz! Ich an ihrer Stelle wäre nur am Flattern, daß ich was falsch mache und mir alles versaue. Aber manche Leute setzen sich halt besser durch als andere. Die Frau, die jetzt in Roxie

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