Der Putzteufel geht um
angekommen waren. Und was sollte in diesem Zusammenhang das Handtuch um den Kopf? Oder hatte er sich das nur als Ablenkungsmanöver ausgedacht? »Ich weißt nicht mehr genau, wo ich Bens Mantel hingehängt habe.« Brigadegeneral Lester-Smith zerrte mit fahrigen Händen an seinem Bademantelkragen herum, ehe er den Gürtel noch einmal verknotete. »Warum setzen Sie sich nicht solange ins Wohnzimmer, Ellie, während ich mich danach umsehe?« Auch das sah ihm ganz und gar nicht ähnlich – der Brigadegeneral war nämlich kein Mensch, der Dinge verlegte. Allmählich hoffte ich, daß er außer seiner Liebeskrankheit nicht auch noch andere Probleme hatte. Ich hockte mich auf eine Sessellehne und wartete auf seine Rückkehr. Dabei wurde ich von Minute zu Minute zappeliger. Vielleicht lag das noch an der langen Warterei bei Dr. Solomon, vielleicht aber auch daran, daß ich dringend mal wohin mußte. Ich kam mir vor wie ein Schulmädchen, das sich zum Austreten abmelden will, aber nicht weiß wie, weil keine Lehrerin im Klassenzimmer ist. Nachdem ich eine Weile auf dem Sessel herumgehampelt hatte, stand ich auf und ging zurück in die Eingangshalle. »Brigadegeneral?« rief ich.
Keine Antwort. Nachdem ich noch einmal gerufen hatte, entschied ich, daß ich es nicht mehr länger aushalten konnte. Zum Glück waren mir die Örtlichkeiten vertraut. Ich rannte die schmale Treppe hinauf und oben über die kleine Galerie ins Badezimmer. Der Brigadegeneral hatte die Wand zwischen dem Bad und der vormals separaten Toilette einreißen lassen, um die beiden Räume zu einem zu erweitern. Er hatte auch eine neue Badezimmereinrichtung installieren lassen. Zuerst schenkte ich den mattierten Scheiben der Duschkabine keine weitere Beachtung. Doch als ich mir wenig später die Hände am Waschbecken wusch, warf ich einen Blick zur Seite und sah, daß sie aufgeschoben waren. Die Innenwände der Duschkabine waren über und über mit rostroten Flecken besät. Dunklere Tropfspuren dieses… roten… Zeugs liefen gerade an den weißen Kacheln herunter und sammelten sich im Abfluß. »Ellie?«
Als ich meinen Namen hörte, machte ich einen Satz, stolperte hinaus, dann über die Galerie und prallte auf der obersten Treppenstufe mit dem Brigadegeneral zusammen. »Tut mir leid! Ich mußte mal Ihr Örtchen aufsuchen«, plapperte ich los. Sein Gesichtsausdruck verriet alles. Er wußte, was ich gesehen hatte. Und er wußte auch, daß er jetzt irgendeine Erklärung dafür abgeben mußte. Doch als die Farbe gerade aus seinen Pfirsichbäckchen wich, wurde er durch einen gellenden Schrei gerettet, der draußen von der Straße kam. Wie ein Sultan, der sich in die Schlacht gegen die Kreuzritter wirft, stürzte Brigadegeneral Lester-Smith vor mir die Treppe hinunter und stürmte furchtlos dem Grauen entgegen, das sich gerade angekündigt hatte.
Kapitel Zehn
Messingtabletts, Kamingitter und andere Metallstücke sorgfältig mit einer halben, in Salz gepreßten Zitrone abreiben. Mit kaltem Wasser abspülen und mit weichem Tuch polieren.
Durch den Nieselregen konnte man eine schemenhafte Gruppe erkennen, die sich auf der Straße zusammengefunden hatte und die sich beim Näherkommen in einzelne Menschen auflöste, die alle wie wild durcheinanderredeten. Marilyn Tollings Stimme erhob sich über die der anderen und verkündete, daß sie schon den ganzen Tag über gefühlt habe, daß die Herring Street noch Schauplatz von etwas ganz Furchtbarem werden würde. Ihre Worte wurden gleich darauf von einer männlichen Stimme übertönt, die behauptete, es handle sich wahrscheinlich um gar nichts Furchtbares, außer daß sich ein verrücktes Frauenzimmer eingebildet habe, es läge ein Mann unter ihrem Bett. Danach standen die Leute unschlüssig herum und ergingen sich in vielfältigem Gemurmel.
Mit einem Mal stellte ich fest, daß in Mrs. Malloys Haus Licht brannte. Als ich vorhin angekommen war, hatte ich noch gedacht, wie traurig und verlassen das Haus aussah, obwohl mir unterschwellig bewußt gewesen war, daß dort jetzt eine von Mrs. Malloys Kolleginnen aus dem VPFVCF wohnte. Aber ob diese Bewohnerin nun Trina McKinnley, Winifred Smalley, oder Betty Nettle hieß, war mir entfallen. Ich konnte mir Trina McKinnley nur schwer als jemanden vorstellen, der – aus welchem Anlaß auch immer – schreiend auf die Straße flüchtete, oder auch nur die Nase aus der Tür streckte, falls dort jemand schrie. Es mußte wohl doch eine der beiden anderen Damen sein, die das Haus
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