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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Malloys Haus wohnt, will auch nichts mit den Leuten hier in der Straße zu tun haben. Nicht einmal ein Guten Morgen oder ein Auf Wiedersehen, wenn man sie sieht. Das ist nicht richtig, wenn Sie mich fragen, denn Nachbarn sind dazu da, sich zu kümmern. Wie ich schon sagte, es gibt furchtbare Dinge, die einer alleinstehenden Frau zustoßen können.«
Ich nickte, während ich krampfhaft überlegte, wer von den VPFVCF-Damen laut Mrs. Malloys Auskunft auf das Haus achtete, bis es zum Verkauf angeboten würde. Doch als hätte auch der Himmel genug von Marilyn Tollings Geschwätz, zogen mit einem Mal dicke Wolken auf. Kurz darauf ertönte ein Donnerschlag, und auf unseren Köpfen zerplatzten die ersten großen Regentropfen.
»Sieht aus, als ob Brigadegeneral Lester-Smith seinen Regenmantel gerade noch rechtzeitig zurückbekäme.« Mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete ich mich von Marilyn Tollings und stieß das Törchen auf. »War nett, Sie kennenzulernen.«
»Ganz meinerseits, meine Liebe.« Plötzlich klang sie verloren und verlassen, und ich verspürte einen Anflug von Mitleid. Ob sie die Nase nur deshalb in anderer Leute Angelegenheiten steckte, weil ihr Mann nie zu Hause war – aufgrund der unregelmäßigen Arbeitszeiten? Beim nächsten Donnerschlag huschte sie über die Straße zurück, und ich eilte auf die Haustür zu. Als ich zu den Fenstern hochsah, fiel mir auf, daß mir das Haus irgendwie leer entgegenstarrte. Zum einen lag das sicher an den zugezogenen Vorhängen, zum anderen vielleicht auch daran, daß es ohnehin keinen besonderen Gesichtsausdruck hatte. Es war einfach ein ganz normales, schmalgesichtiges Haus, das den anderen in der Straße täuschend ähnlich sah. Ob der Brigadegeneral etwa verreist war? Oder war Clarice Whitcombe zu ihm zurückgekehrt, als Marilyn Tollings sich gerade einmal von ihrem Beobachtungsposten verzogen hatte? Hatte Clarice sich tatsächlich überwunden und im zweiten Anlauf doch die ganze Strecke des Gartenwegs bewältigt? Hatte sie an der Tür geklingelt und war von dem Brigadegeneral mit offenen Armen empfangen worden? Saßen sie jetzt vielleicht im Halbdunkel und fürchteten, daß auch nur der kleinste Lichtschimmer der Welt verraten würde, daß hier ein trautes Tête-à-tête stattfand? Ich war fest davon überzeugt, daß diese beiden Menschen sich wie Teenager ineinander verliebt hatten. Die Vorstellung, daß ich womöglich in das erste Liebesgeflüster platzte, war mir verhaßt. Trotzdem konnte ich den Regenmantel ja nicht gut auf der Türschwelle liegenlassen, und Bens Mantel wollte ich auch zurückhaben.
Ich klingelte also an der Tür und wartete. Es hatte sich jetzt eingeregnet, und das schmale Vordach bot nur wenig Schutz. Nachdem eine ganze Minute ergebnislos verstrichen war, und ich gerade mit mir debattierte, ob ich noch einmal klingeln sollte, öffnete sich die Tür eine Handbreit, und ich sah ein Stück Brigadegeneral. Er trug offenbar einen Bademantel und hatte sich ein Handtuch um den Kopf gewickelt. Das Lächeln, das er zustandebrachte, schaffte es nicht bis zu seinen Augen. Selbst die Lippen verfehlte es um einige Zentimeter. »Brigadegeneral, bitte entschuldigen Sie die Störung.« Meine Worte rasselten gleichzeitig mit der Kette los, die er aus dem Schloß zog. »Wie es aussieht, komme ich denkbar ungelegen. Aber ich wollte Ihnen den Regenmantel zurückbringen.« »Den was?« Jetzt hatte er die Tür vollständig geöffnet. »Den Regenmantel, den Ben aus Versehen mitgenommen hat.« »Oh – den Regenmantel.« Er wußte immer noch nicht, worum es ging. »Sie müssen mich entschuldigen.« Er sah an seinem Badenmantel hinunter und entdeckte einen ungehörigen Spalt über dem Knie. In seiner Hast, alles wieder an Ort und Stelle zu rücken, wäre ihm beinahe das Handtuch vom Kopf gefallen. »Ich habe mir gerade die Haare gewaschen. Das mache ich jeden Dienstag.« Er klang so durcheinander, daß ich ihn nicht darauf hinweisen wollte, daß nun aber Donnerstag war. »Ich will Sie auch nicht aufhalten. Hier.« Ich reichte ihm den Regenmantel. »Wenn Sie mir jetzt noch Bens Mantel geben, überlasse ich Sie sofort wieder Ihrer Waschung.« Mit einem hastigen Wink bat er mich ins Haus und wurde danach erst richtig hektisch. War es tatsächlich möglich, daß Clarice sich irgendwo in einem der Räume verborgen hielt? Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie und der Brigadegeneral mit so unziemlicher Eile bereits im Bademantelstadium

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