Der Puzzlemoerder von Zons
können. Er sah im Geiste ihre schmutzigen Finger vor sich.
„Ich glaube, zumindest e in Teil ihres Umhanges war nass“, sagte Bastian schließlich.
Er war sich ziemlich sicher, dass er sich richtig erinnerte. Josef nickte langsam und nachdenklich.
„Ich glaube, sie hat im Rheinwasser gelegen. Diese Kieselsteine hier stammen mit Sicherheit aus dem Rhein. Meine kleine Agnes hat erst letzte Woche wieder Steine am Rheinufer gesammelt und diese hier sehen genau so aus. Sowohl Farbe, als auch Größe stimmen überein“, mit diesen Worten ging er zurück ins Haus und kam anschließend mit einem kleinen Körbchen wieder zurück.
„Vater, was wollt Ihr mit meinen Steinchen?“, rief ein kleines Mädchen aufgeregt und sprang ungestüm in den kleinen Innenhof hinein.
„Nicht doch Agnes! Geh sofort zurück in Haus! Ich habe dir doch verboten, mir in den Hof zu folgen!“
Mit hochrotem Kopf stapfte die Kleine auf, machte kehrt und rannte beleidigt zurück ins Haus. Bastian hatte im letzten Augenblick geistesgegenwärtig ein großes Leinentuch über die Tote geworfen, so dass der kleinen Agnes ihr Anblick erspart blieb.
„Schau t selbst Bastian, die Steine sind identisch!“, sagte Josef noch einmal und hielt dabei ein paar Kiesel aus dem Körbchen in der rechten und die Steine von der Leiche in der linken Hand.
Auch Bastian war oft stundenlang am Rhein unterwegs und er wusste sofort was Josef meinte. Kieselstein war nicht gleich Kieselstein. Während Kieselsteine normalerweise nur der Abnutzung durch das Rheinwasser unterlagen, wiesen diese hier Spuren von Holz auf. Sie konnten nur von der Anlegestelle in Zons stammen.
„Ich glaube, wir sollten uns diese Stelle dringend einmal anschauen. Vielleicht hält er sich dort in der Nähe versteckt!“, mit diesen Worten sprang Bastian auf.
„Ich hole gleich noch Wernhart hinzu. Er kann uns bei der Suche behilflich sein. Sechs Augen sehen mehr als vier und außerdem ist Wernhart ein kräftiger Kerl. Nur falls der Mistkerl sich tatsächlich dort aufhalten sollte!“
...
Sie hatten den halben Tag lang das Rheinufer und die umliegenden Rheinauen abgesucht. Es war eiskalt gewesen. Der Wind blies die ganze Zeit unbarmherzig und sie waren bis auf die Knochen durchgefroren. Von der Stelle am Rhein, von der die Kieselsteine stammten, waren sie flussabwärts und dann flussaufwärts insgesamt fast fünf Kilometer marschiert. Jeden möglichen Unterschlupf hatten sie gründlich durchsucht, doch am Ende keine einzige Spur des Mörders gefunden. Wernhart glaubte zwar, ein paar Fußspuren entdeckt zu haben, doch die hätten von jedem stammen können. Ein paar Schleifspuren dazu wären vielleicht ein Anhaltspunkt gewesen, aber so konnten die Spuren keinesfalls als echter Hinweis gewertet werden.
Völlig erschöpft saßen sie jetzt in einem der Zonser Wirtshäuser und blickten alle ziemlich finster und enttäuscht drein. Weder hatten sie eine Spur von Dietrich Hellenbroich gefunden, noch konnten sie sich einen Reim darauf machen, warum ihm ausgerechnet die junge Elisabeth in die Hände gefallen war. Genauso unklar war, aus welchem Grund er ihr diese Zeichen in die Kopfhaut geritzt hatte.
Bastian wusste nur, dass der Mörder die Haare seines Kölner Opfers unversehrt gelassen hatte. Auch waren auf dem Körper dieses Opfers keine eingeritzten Zeichen gefunden worden. Er hatte die Kölner Stadtwache genauestens befragt. An solche Auffälligkeiten hätten die Wachsoldaten sich sicher erinnern können. Er zerbrach sich den Kopf darüber, was er übersehen haben könnte.
Seine Gefährten wollten schon die nächste Runde Met bestellen, doch Bastian winkte ab.
„Lasst gut sein. Ich laufe jetzt rüber zum Juddeturm und schaue mir die Gefängniskammer noch einmal an.“
M it diesen Worten griff er nach seinem Umhang und verließ die Schenke. Im Juddeturm angekommen, stieg er die Treppe zum Obergeschoss hinauf und öffnete die schwere Holztür. Er sah sich im Raum um. In der Kammer roch es stark nach Urin und Schweiß, aber zu sehen gab es nicht viel. In der einen Ecke lag eine dünne Strohschicht auf dem Boden und in der anderen Ecke lag ein Stück verschimmeltes Brot neben einem Wasserkrug. Ansonsten war die Kammer vollkommen leer.
Am gestrigen Tag hatten sie auf der Türschwelle die abgebrochene Messerklinge gefunden, aber sonst gab es keinerlei Spuren. Mit einem langen Seufzer drehte Bastian sich um und wollte schon zur Tür hinausgehen, als er im Augenwinkel Unebenheiten auf der
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