Der Puzzlemoerder von Zons
Innenseite der Holztür wahrnahm.
„Sieh einmal an!“, murmelte er in sich hinein.
Endlich war er fündig geworden. In die Holztür waren Zeichen eingeritzt. Die ersten zwei Ziffern und den einen Buchstaben erkannte er wieder. Diese Zeichen befanden sich auch auf Elisabeths Kopf. War es nun ein Zufall oder waren die Zeichen auf Elisabeths Kopfhaut nur der erste Teil eines Puzzles? Langsam fuhr er mit seinen Fingern über die Symbole und brummte leise vor sich hin: „Was hast du kranker Bastard dir nur dabei gedacht, als du die Zeichen in Elisabeths Kopfhaut geritzt hast?“
...
Vor einer Woche hatten sie nach ihm gesucht. Er beobachtete, wie sie stundenlang am Rheinufer hin- und herliefen. Doch sie kamen nicht auf die Idee, in die Hütte des kleinen Bauern einzutreten. Zwar hatten sie draußen gestanden, geklopft und den Bauern befragt, doch bemerkten sie nicht, dass er dem Bauern von hinten ein Messer in den Rücken hielt. Brav antwortete dieser auf alle ihre Fragen und ließ sich dabei nicht das Geringste anmerken.
Er war schon erstaunt darüber, dass sie offensichtlich genau die Stelle am Rheinufer gefunden hatten, an der er über sein erstes Zonser Mädchen hergefallen war. Sü ß war sie und so herrlich trunken von dem vielen Rotwein, den er ihr einflößte, nachdem er sie mit einem Stein auf den Kopf bewusstlos geschlagen hatte. Normalerweise liebte er es, wenn sie sich wehrten, aber dieses Mal war es etwas ganz besonderes. Sie war der erste Teil seines Kunstwerkes, welches er Gott opfern wollte. Der erste Teil eines Puzzles, für welches nur er die übrigen Teile in der Hand hielt. Bald schon würde er sein nächstes Puzzleteilchen holen.
Er humpelte zum Fenster des kleinen Bauernhäuschen s hinüber und blickte lange in Richtung Zons hinaus. Ein Windhauch wehte durch das zugige Fenster. Fast glaubte er, ihren Duft bereits in seiner Nase zu spüren. Die Härchen an seinen Armen richteten sich auf. Er konnte es kaum erwarten.
...
Seit fast drei Wochen ging Bastian jeden Abend seine Aufzeichnungen wieder und wieder durch. Seite für Seite blätterte er in seinem kleinen Notizbüchlein um und ließ jede einzelne Begebenheit noch einmal in seinem Geiste Revue passieren. Er konnte fast körperlich spüren, dass Dietrich Hellenbroich noch in der Stadt war. Der Mord an Elisabeth war nicht aus einem Affekt heraus geschehen, sondern wohl geplant gewesen und eiskalt ausgeführt worden. Der Mörder wusste genau, was er wollte und Bastian ahnte, dass die Zeichen auf der Kopfhaut des Mädchens mit denen im Juddeturm zusammenhingen.
Der Mörder wollte ihn auf seine Fährte locken. Es machte ihm Spaß , gejagt zu werden und dabei immer einen Schritt voraus zu sein. Bastian ahnte, dass Elisabeth nicht sein letztes Opfer sein würde. Er war sich sicher, dass Dietrich Hellenbroich wieder zuschlagen wird. Er musste herausfinden, was die Zeichen bedeuteten.
Zwar hatten sie die Stadtwache mittlerweile verstärkt und kontrollierten an den Haupttoren jeden, der nach Zons ein- und ausging, doch war der Mord an Elisabeth jetzt fast schon vier Wochen her. Alle gingen davon aus, dass Dietrich Hellenbroich längst über alle Berge und auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, doch Bastian hatte ein merkwürdiges Gefühl und die ganze Sache ließ ihm einfach keine Ruhe. Auch die Wachen, die er nach Köln geschickt hatte, um dort mehr über den Mörder und seinen Bauernhof zu erfahren, kamen unverrichteter Dinge zurück.
Dietrich war jedenfalls auf seinem Bauernhof nicht wieder aufgetaucht und Bastian spürte, dass er mit seiner schlechten Vorahnung mittlerweile ganz alleine da stand. Selbst der Arzt Josef Hesemann wollte ihm nicht mehr zuhören und gestern riet er ihm sogar, abends vor dem Schlafengehen noch einen Becher Wein zu trinken. Das würde seine Nerven beruhigen!
Verdammt, er wusste, dass der Mörder noch in der Nähe war! Morgen früh würde er nach Köln aufbrechen und den Bauernhof des Mörders durchsuchen. Vielleicht konnte er so herausfinden, was Dietrich vorhatte und mit etwas Glück könnte er ihn aufhalten, bevor ein weiteres Mädchen mit dem Leben bezahlen musste.
IX .
Gegenwart
Anna ging am Rhein spazieren. Es war helllichter Tag und die Sonne glitzerte auf dem Wasser. Der Himmel war strahlend blau. Gutgelaunt träumte sie vor sich hin und ließ ihre Gedanken frei umher schweifen. In der Ferne nahm sie plötzlich eine hockende Gestalt wahr, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Neugierig beschleunigte
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