Der Puzzlemoerder von Zons
besonders ausgehungert und aggressiv. Nur gut, dass Dietrich einem von ihnen sein langes Messer tief in die Seite stechen konnte. Der Wolf heulte im selben Augenblick laut auf und das viele Blut lenkte die anderen Wölfe von Dietrich ab. Heulend war das Rudel wieder in der Dunkelheit verschwunden. Wahrscheinlich hatten sie ihr eigenes Rudelmitglied tief im Wald gerissen.
...
Drei Tage später war Bastian immer noch krank. Er konnte mittlerweile ein paar Stunden am Stück im Bett sitzen, jedoch noch längst nicht aufstehen. Die Vorbereitungen für die nächste Vollmondnacht waren getroffen. Bastian hatte mit allen fünf Mädchen persönlich gesprochen und ihnen die Ernsthaftigkeit der kommenden Vollmondnacht klar gemacht. Mit großen und angstvollen Augen hatten sie ihn angesehen und versprochen, die ganze Nacht gemeinsam in der Kirche zu verbringen. Nie sollte eine von ihnen alleine sein. Selbst ihre Notdurft sollten sie immer zu zweit verrichten.
Auch die Männer der Stadtwache instruierte Bastian persönlich. Er trug ihnen immer noch nach, dass sie vor vier Wochen, in der letzten Vollmondnacht, schlampig gearbeitet und sich nicht an seine Befehle gehalten hatten. Gertrud Minkenberg könnte vielleicht noch am Leben sein, wenn seine Männer etwas mehr Verantwortungsgefühl gezeigt hätten. Würde in der nächsten Vollmondnacht auch nur ein Einziger von ihnen seinen Dienst nicht mit voller Inbrunst verrichten, so würde Bastian ihn aus der Stadtwache entlassen und aus Zons fortjagen. Seine Männer hatten ihn reumütig angesehen und Bastian war sich sicher, dass jeder von ihnen sein Leben geben würde, um Dietrich Hellenbroich dingfest zu machen. Alles war vorbereitet!
Dietrich Hellenbroich konnte kommen!
XV .
Gegenwart
Emily saß entspannt mit Anna im Restaurant - Café „Altes Zollhaus“ und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatten sich zwei große Latte macchiato bestellt und blätterten in der Rheinischen Post. Heute Morgen war endlich Emilys erster Teil „Die historischen Morde in Zons: Der Puzzlemörder Teil 1 von Emily Richter“ erschienen. Es hatte zwar ganze drei Wochen gedauert, bis ihr Artikel gedruckt wurde, aber es hatte sich gelohnt. Die Hektik um den aktuellen Mord in Zons hatte sich gelegt und Neuigkeiten, sofern es überhaupt welche gab, wurden nur noch auf den hinteren Seiten unter Regionales erwähnt. Emilys Artikel jedoch, prangte direkt auf der ersten Seite des Kulturteils. Stolz beobachtete Emily eine Frau am Nachbartisch, die sich mit einer Freundin aufgeregt über den Puzzlemörder unterhielt. Beide waren zum ersten Mal in Zons und wollten die im Artikel beschriebenen Orte nun besichtigen.
„Hast du das Puzzle denn mittlerweile gelöst?“, fragte Anna mitten in Emilys Gedankenwelt hinein.
Emily schüttelte den Kopf. Sie hatte die letzten Seiten von Bastians Notizbuch nicht entziffern können. Es musste irgendwie feucht geworden sein. Jedenfalls war die Tinte ziemlich verschwommen und die ohnehin schwer leserliche, altdeutsche Schrift war so überhaupt nicht mehr zu lesen. Im Internet hatte Emily sich einen Spezialanbieter für die Restauration historischer Schriften herausgesucht. Mit einer speziellen Technik wollten sie die verlaufene Tinte entfernen und anschließend Vergrößerungen der betroffenen Seiten anfertigen. Die Firma versprach, dass nach Anwendung des Spezialverfahrens wieder 80 Prozent des Textes lesbar wären. Die Vergrößerungen müssten eigentlich jeden Tag eintreffen.
Emily war schon verdammt gespannt, denn dann würde sie dem Puzzlemörder endgültig auf die Spur kommen. Längst verschüttetes Wissen würde durch ihre Recherchearbeit wieder ans Licht gebracht werden. Ihr Artikel würde zeigen, dass kranke Serienmörder keine Neuerscheinung der modernen amerikanischen Kultur, sondern ein seit Jahrhunderten existierendes Problem auf allen Kontinenten war en. Gut, mit einem einzigen Artikel war diese These sicherlich nicht wissenschaftlich zu unterlegen, doch Emily träumte längst von ihren nächsten Recherchen zu europaweiten Serientätern aus vergangenen Zeiten. Aber einen Schritt nach dem anderen. Zuerst einmal würde sie das Rätsel um den Zonser Puzzlemörder lösen müssen.
...
Oliver Bergmann starrte fasziniert auf den Kulturteil der Rheinischen Post. Eine wunderschöne Frau mit einem geheimnisvollen Lächeln blickte ihn aus großen, braunen Kulleraugen an. Eigentlich hatte er die Zeitung gerade weglegen wollen. Der Kulturteil
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