Der Puzzlemoerder von Zons
durfte, verdankte er schlicht seinen guten Beziehungen zum Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen.
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Emily war enttäuscht. Sie blätterte in der neuesten Ausgabe der Rheinischen Post herum und hätte dabei am liebsten laut schreien können. Sie hatte fest damit gerechnet auf einer der Hauptseiten unter den Rubriken Panorama oder Kultur zu erscheinen, aber stattdessen hatte dieser Mistkerl von Redakteur ihren tollen Artikel einfach auf eine der hintersten Seiten dieser Ausgabe verbannt.
Und das war noch nicht alles. Offensichtlich hatte man ihr in dieser Ausgabe so wenig Platz zugebilligt, dass lediglich die Headline ihres Artikels mit Verweis auf eine „in Kürze folgende Artikelserie“ zu finden war. Wozu hatte sie eigentlich die Nächte durchgeschrieben? Hatte sie sich trotz ihrer Riesenerkältung aufgerafft, um den ersten Teil ihres Artikels noch rechtzeitig fertig zu bekommen. Warum hatte ihr die Rheinische Post eigentlich einen solchen Druck gemacht, wenn sie am Ende doch nur diese paar lächerlichen Zeilen von ihr druckten!
Das war wirklich nicht zu fassen! Und das alles nur wegen eines aktuellen Mordfalls in Zons. Irgendeine Frau ist tot aufgefunden worden. Bis heute konnte man die Tote noch nicht mal identifizieren. Emily warf die Zeitschrift in hohem Bogen enttäuscht in den Papierkorb. Jeden Tag wurden in den Nachrichten etliche Meldungen von ermordeten Personen gebracht. Von den meisten Morden wurde schon gar nicht mehr berichtet, weil die Nachrichten sonst gar keinen Platz mehr für andere Themen gehabt hätten. Und jetzt musste ausgerechnet ihr ein solcher Mordfall in einem so winzigen Städtchen wie Zons einen Strich durch die Rechnung machen!
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Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Weit über 500 Zeugenaussagen waren seit Entdeckung der Frauenleiche vor einer Woche in Zons eingegangen. Oliver und sein Partner Klaus hatten in der letzten Woche richtig Stress bekommen. Ihr Chef Hans Steuermark musste fast täglich in diversen Pressekonferenzen über den Status der Ermittlungen berichten. Selbst der Bürgermeister von Dormagen saß ihnen mittlerweile im Nacken, weil er sich langfristig Sorgen um den Ruf des friedlichen Städtchens Zons machte und keinesfalls wollte, dass die Besucherströme für dieses idyllische, mittelalterliche Ausflugziel plötzlich ausblieben. Wäre es nach ihm gegangen, hätte der Mord spätestens einen Tag nach dem Fund der Leiche aufgeklärt sein müssen. Er hatte nur geringes Verständnis für die wenigen Fortschritte, die sie bisher in diesem Fall gemacht hatten.
Der Fall „Waldleiche“ war weit in den Hintergrund gerückt und Oliver konnte nicht gerade von sich behaupten, besonders traurig über diese Tatsache zu sein. Allerdings war die Stimmung im Revier sehr gereizt. Fast konnte man sehen, wie die Mitarbeiter der Mordkommission die Köpfe einzogen, wenn Hans Steuermark in regelmäßigen Abständen durch das Büro tigerte, um den neuesten Stand der Ermittlungen zu erfahren.
Hans Steuermark war zwar ein herzensguter Leiter der Mordkommission, der immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Mitarbeiter hatte, für seine Geduld war er jedoch nicht gerade bekannt. Man musste schon ein dickes Fell haben, wenn man in Zeiten wie diesen auf ihn traf und nicht die Ergebnisse vorweisen konnte, die er gerade brauchte.
Olivers Partner Klaus hatte dies erst gestern zu spüren bekommen, als die Gebissanalyse endlich die Identifikation der Frauenleiche ermöglichte. Klaus verbrachte mit seiner Freundin die Mittagspause und erfuhr erst über eine Stunde später von der Identifikation der Leiche. Leider auch eine halbe Stunde später als Hans Steuermark und so war ihm die gute Laune, die er mitbrachte, als er gemütlich und gutgelaunt aus seiner Mittagspause zurückkehrte, schnell vergangen. Hans Steuermark hatte bereits auf seinem Bürostuhl Platz genommen und die Zeit gestoppt, die er für seine Mittagspause gebraucht hatte. Den anschließenden Paukenschlag bekamen alle Kollegen im Büro mit. Von diesem Moment an sah es wirklich so aus, als sei Klaus einen ganzen Kopf kürzer als vorher. Zumindest wirkte es so, da er seit diesem Vorfall seine sonst so kerzengerade Körperhaltung verloren hatte.
Die Tote war eine 25-jährige ledige Frau mit dem Namen Michelle Peters. Sie war erst vor ungefähr einem Jahr nach Zons gezogen, nachdem sie dort das kleine Häuschen ihrer Großmutter geerbt hatte. Es war ein altes, aber sehr uriges, kleines Häuschen am Rande der
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