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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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in die Handfläche der linken schlugen, die er auf dem Rücken hielt.
    Nach dreizehn Wochen des Studiums teilte er ihr eines Abends mit, daß ihre Aufnahme in die jüdische Religionsgemeinschaft für den kommenden Dienstag festgesetzt sei; außer, deutete er diskret an, sie könnte an diesem Tag aus irgendeinem Grund nicht in das rituelle Tauchbad steigen.
    »Schon?« fragte sie verwundert. »Aber ich habe doch gar nicht lang studiert. Ich weiß noch so wenig.«
    »Junge Frau, ich habe nicht gesagt, daß Sie ein Gelehrter sind. Aber Sie wissen jetzt genug, um Jüdin zu werden. Eine ungebildete Jüdin.
    Wenn Sie eine gebildete Jüdin sein wollen, dann müssen Sie sich darum mit der Zeit selber kümmern.« Sein Blick wurde weicher, und der Ton seiner Stimme veränderte sich. »Sie sind ein sehr fleißiges Mädchen. Sie haben es gut gemacht.«
    Er gab ihr die Adresse der mikwe und einige vorbereitende Anweisungen. »Sie dürfen keinen Schmuck tragen, auch keinerlei Verband, nicht einmal ein Hühneraugenpflaster. Die Nägel sollen kurz geschnitten sein. Das Wasser soll jede äußere Zelle Ihres Körpers berühren. Sie dürfen nichts tragen, was es abhalten könnte, nicht einmal ein Wattetampon im Ohr.«
    Schon am Freitag hatte sie anhaltende nervöse Magenbeschwerden.
    Sie wußte nicht, wie lang die Zeremonie dauern würde, und beschloß daher, sich im Büro für den ganzen Tag zu entschuldigen.
    »Phil«, sagte sie zu Brennan, »ich muß Sie bitten, mir den Dienstag freizugeben.«
     
    Mit einem Blick voll Überdruß sah er zuerst sie, dann den Berg unausgeschnittener Zeitungen an. »Das fehlt gerade noch, wo uns das Wasser bis zum Hals steht.«
    »Es ist wichtig.«
    Er kannte all die wichtigen Gründe auswendig, mit denen weibliche Angestellte einen freien Tag zu ergattern versuchten. »Ich weiß. Das Begräbnis Ihrer Großmutter.«
    »Nein. Ich werde Jüdin, und am Dienstag findet mein Übertritt statt.«
    Er öffnete den Mund zu einer Antwort, brach aber dann in schallendes Gelächter aus. »Mein Gott«, sagte er, »ich war fest entschlossen, nein zu sagen, aber gegen einen Kopf mit solchen Einfällen komme ich nicht auf.«
    Der Dienstag war ein grauer Tag. Sie hatte zuviel Zeit für den Weg berechnet und war um eine Viertelstunde zu früh in der Synagoge, wo die mikwe untergebracht war. Der Rabbiner, ein Mann in mittleren Jahren, trug einen Bart wie Rabbi Gross, war aber wesentlich umgänglicher und heiterer als jener. Er bot ihr einen Platz in seinem Büro an und sagte: »Ich habe gerade Kaffee gekocht. Möchten Sie nicht auch eine Tasse?«
    Sie wollte ablehnen, aber dann stieg ihr der Kaffeeduft in die Nase, und er schmeckte ihr. Als Rabbi Gross kam, fand er die beiden schon in angeregtem Gespräch. Kurz darauf erschien noch ein dritter Rabbiner, ein junger, bartloser Mann.
    »Wir werden Zeugen Ihres Tauchbades sein«, sagte Rabbi Gross und lachte, als er ihr Gesicht sah. »Nein, nein, wir bleiben natürlich draußen. Nur die Tür ist einen Spaltbreit offen, so daß wir es planschen hören, wenn Sie ins Wasser steigen.«
    Sie führten sie hinunter in den ebenerdigen Anbau an der Hinterfront der Synagoge, wo sich die mikwe befand. Die Rabbiner ließen sie allein in einer Kammer, wo sie es sich bequem machen und auf eine Frau warten sollte, die Mrs. Rubin hieß.
    Leslie hätte gern geraucht, aber sie war nicht sicher, ob das nicht unpassend wäre. Die Kammer, mit ihrem Holzboden und einer geflochtenen Matte vor einem schmalen, an die Wand gerückten Schrank, machte einen bedrückenden Eindruck. An dem Schrank war ein Spiegel befestigt, der in der rechten unteren Ecke gelb und in der rechten oberen Ecke hellblau gesprenkelt war; er zeigte Leslie ein verschwommenes und verzerrtes Bild, wie die Spiegel im Lachkabinett eines Vergnügungsparks. Sonst gab es keinerlei Einrichtung, außer einem weißgestrichenen Küchentisch und einem Küchensessel, auf den sie sich setzte. Als Mrs. Rubin endlich erschien, war Leslie in die Betrachtung der Kerben in der Tischplatte vertieft.
    Mrs. Rubin war eine grauhaarige, dickliche Frau von derber Freundlichkeit. Sie trug ein Hauskleid mit blauer Schürze darüber und schwarze flache Schuhe, die über den geschwollenen Zehenballen kräftig ausgebeult waren. »Ziehen Sie sich aus«, sagte sie.
    »Alles?«
    »Alles«, sagte Mrs. Rubin ohne zu lächeln. »Können Sie die broches?«
    »Ja. Zumindest hab ich sie vorhin noch gekonnt.«
     
    »Ich laß Ihnen das da - Sie können sich's noch

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