Der Rabbi
anzunehmen wünsche, seinen Bräuchen und Zeremonien anhängen und dem jüdischen Volk angehören will.
Ich tue dies aus freiem Willen und in voller Kenntnis der wahren Bedeutung aller Grundsätze und Glaubensübungen der jüdischen Lehre.
Ich bete darum, daß mein Entschluß mich zeit meines Lebens führen möge, auf daß ich würdig sei der geheiligten Gemeinschaft, der ich ab heute angehören darf. Ich bete darum, stets der Rechte und Pflichten eingedenk zu sein, die meine Zugehörigkeit zum Haus Israel mir auferlegt. Ich erkläre, fest entschlossen zu sein, ein jüdisches Leben und ein jüdisches Haus zu führen.
Sollte ich mit männlichen Kindern gesegnet werden, so gelobe ich, sie dem Bunde Abrahams zuzuführen. Ich gelobe ferner, alle Kinder, mit denen Gott mich segnen möge, getreu dem jüdischen Glauben und seinen Übungen und im Sinne der jüdischen Hoffnungen und des jüdischen Lebens zu erziehen.
Höre Israel, der Herr unser Gott ist einig und einzig! Geheiliget sei sein Name in Ewigkeit.«
Und sie unterzeichnete das alles, und ihre Hand zitterte nicht mehr, als es der Anlaß erlaubte, und die Rabbiner zeichneten als Zeugen, und Mrs. Rubin küßte sie abermals und ward von ihr wiedergeküßt, und dann dankte sie den Rabbinern, und jene schüttelten ihr die Hand. Der jüngste der Rabbiner versicherte ihr noch, sie sei die hübscheste Bekehrung gewesen, an der er je gehofft hatte, teilnehmen zu können, und dann lachten sie alle, und sie dankte ihnen aufs neue und verließ die Synagoge. Draußen war es windig, und der Himmel war noch immer grau. Und obwohl sie sich nicht verwandelt fühlte, wußte sie dennoch, daß ihr Leben von Stund an ganz anders sein würde als alles, was sie jemals für sich erträumt hatte. Einen Augenblick lang, aber auch nur einen Augenblick lang, dachte sie an ihren Vater und erlaubte sich, darüber traurig zu sein, daß die Mutter nicht mehr da war. Dann aber, rasch die Straße entlangschreitend, sehnte sie sich mehr und mehr nach einer Telephonzelle, darin sie endlich ihr Schweigen brechen und ihr welterschütterndes Geheimnis offenbaren könnte.
24
Michael kam schon am nächsten Tag in New York an. Er war mit dem Kombiwagen nach Little Rock gefahren und dann in ein schaukelndes, stoßendes Verkehrsflugzeug gestiegen, das sich durch ein Frühjahrsgewitter nach La Guardia vorankämpfte. Sie erwartete ihn schon am Flughafen, und während er auf sie zustürzte, schien es ihm, daß jede Begegnung mit ihr wie das erste Mal war und daß er nie müde sein würde, ihr Gesicht anzusehen.
»Was ich nicht verstehen kann, ist die Geschichte mit der mikwe «, sagte er im Taxi, nachdem er sie genugsam geküßt hatte. »Bei einem reformierten Rabbiner hättest du dir die ganze Prozedur erspart! «
»Es war so ergreifend«, sagte sie leise. »Und ich wollte mir nichts daran ersparen, es soll doch von Dauer sein.«
Aber als sie am nächsten Nachmittag zusammen in die Schaarai -
Schomayim -Synagoge kamen, sahen sie sich einem bleichen und fassungslosen Rabbi Gross gegenüber.
»Warum haben Sie mir das nicht gesagt?« wandte er sich an Leslie.
»Hätt ich gewußt, daß Ihr Zukünftiger der Michael Kind ist, ich schwör, niemals hätt ich mich dazu hergegeben, Sie zur Jüdin zu machen.«
»Sie haben mich ja nicht gefragt«, sagte sie. »Nichts lag mir ferner, als Sie hereinzulegen.«
»Max«, sagte Michael, »ich tue nur, was auch Moses getan hat. Sie ist Jüdin. Du hast sie dazu gemacht.«
Rabbi Gross wehrte ab. »Bist du Moses? Ein Narr bist du, ein Dummkopf. Und ich hab dabei mitgeholfen! «
»Trotzdem, wir möchten von dir getraut werden, Max«, sagte Michael still. »Wir wünschen es beide von Herzen.«
Aber Rabbi Gross nahm die Bibel vom Tisch und schlug sie auf. Mit wiegendem Oberkörper und laut lesend nahm er keine Notiz mehr von ihnen, als wäre er allein in der schul .
Die hebräischen Gebetsworte verschlossen Michael die Lippen.
»Gehen wir«, sagte er zu Leslie.
Draußen auf der Straße sah sie zu ihm auf. »Sie können doch nicht...
das Ganze rückgängig machen? Oder können sie doch, Michael?«
»Du meinst deinen Übertritt? Nein, natürlich nicht.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Laß dich nicht von ihm durcheinanderbringen, Liebe.«
Während das Taxi stadtwärts fuhr, hielt sie seine Hand fest. »Wen wirst du als nächsten bitten - ich meine, die Trauung zu vollziehen?«
»Ich denke an einen meiner Studienkollegen aus dem Institut.« Er
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