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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten, kraft deiner Angst und Pein.
    Das war nun ihr Geschenk gewesen. Und obwohl es jetzt zu spät war, ihm alles zu erklären, beantwortete sie seine Frage mit dem Gebet, das sie nun schon seit achtzehn Jahren für ihre Mutter sprach: »Jissgadal w'
    jisskadasch ...«

46
    Beim Schlafengehen hatte noch leichter Frost geherrscht, aber als Michael am Morgen erwachte, war Tauwetter über Neu-England hereingebrochen. Als er stadtwärts fuhr, hatten die Rinnsale sich in reißende Bäche verwandelt, und allerorten kam schon der Boden unter dem Schnee zum Vorschein, als hätte die weiße Decke Löcher bekommen.
    Im Tempel brachten sie mit Müh und Not ihre neun Mann zusammen, wie das eben an manchen Tagen schon war, und auch dazu mußte er schließlich noch Benny Jacobs, den Gemeindevorsteher, anrufen und ihn bitten, ihm, dem Rabbi zu Gefallen, doch herüberzukommen, damit die minje komplett sei. Wie gewöhnlich, kam Jacobs auch. Er macht es einem leicht, Rabbiner zu sein, dachte Michael. Als er ihm aber nach dem Gebet danken wollte, wehrte Jacobs ab. »Ich fahre jetzt hinein, den Schnaps besorgen für die Tempelneujahrsparty. Möchten Sie eine besondere Marke?«
    Michael lächelte. »Was das Trinken betrifft, verlaß ich mich ganz auf Sie. Bringen Sie, was Sie für gut halten, Ben.«
    In seinem Arbeitszimmer sah er, daß der Terminkalender leer war, und so fuhr er heim, um die Post durchzusehen. Es waren nur die üblichen Rechnungen und der Burpee-Sämereienkatalog. Eine erholsame Stunde lang saß Michael dann über den Abbildungen der Frischgemüse und studierte die appetitanregenden Anpreisungen, ehe er seine Bestellung machte. Sie glich ganz der des Vorjahrs. Dann legte er sich für eine Weile auf die Couch im Wohnzimmer, lauschte zuerst der FM-Radiomusik und dann dem Wetterbericht, welcher leichten Temperaturanstieg und darauffolgenden neuerlichen Kälteeinbruch mit schweren Schneefällen noch für diesen Nachmittag vorhersagte.
    Michael, der im Herbst verabsäumt hatte, den Garten zu düngen, fiel jetzt ein, daß dieses Tauwetter ihm wohl die einzige Gelegenheit bot, sein Versäumnis noch während des Winters nachzuholen, und so schlüpfte er in seine Arbeitshosen, zog die alte Jacke über, griff nach den Arbeitshandschuhen, zog die Winterstiefel an, fuhr zum Supermarket und lud dort ein Halbdutzend Leerkartons auf. Er hatte ein Dauerabkommen mit einem Truthahnzüchter und fuhr nun zu dessen Farm hinaus, wo der Eigentümer jedes Jahr nach dem Thanksgiving-und Weihnachtsrummel den Geflügelmist zu einem großen Haufen türmte. Der Dünger war locker und gerade richtig, hatte die Beschaffenheit von Sägemehl und war durchsetzt von weißen Flaumfedern, die in der Gartenerde verschwinden würden wie nichts. Er war bei der herrschenden Temperatur praktisch geruchlos, und all das Gewürm, das die Arbeit im Frühling und Herbst so unleidlich machte, war in der Winterkälte eingegangen. Michael schaufelte den Dünger in die Kartons und achtete darauf, daß der Kombiwagen nicht damit beschmutzt würde. Zu diesem Zweck hatte er den Gepäckraum auch mit alten Zeitungen ausgelegt. Die Luft war warm, die Arbeit tat ihm gut, aber er wußte aus Erfahrung, daß er fünfmal würde fahren müssen, um genug Dünger für seinen Garten zu haben.
    Doch schon nach der dritten Fahrt - er trug die Ladung eben in den Garten und leerte sie dort aus - zogen die Wolken auf, es wurde merklich kühler, und er schwitzte nun nicht mehr. Und als er mit der letzten Ladung in die Einfahrt bog, hatte es schon wieder fein und graupelig zu schneien begonnen.
    »He! « Max war aus der Schule zurück, trat an den Wagen und betrachtete die Arbeitskleidung seines Vaters. »Was machst du denn da?«
    »Gartenarbeit«, sagte Michael, während der Schnee sich ihm an Gewand und Brauen festsetzte. »Willst du mir helfen?«
    Sie schleppten die letzten Kartons gemeinsam in den Garten, klopften sie dort aus, und Max ging in den Keller, um die Schaufeln zu holen.
    Dann begannen sie, den Dünger gleichmäßig über den Garten zu verstreuen, während die Flocken nun schon größer und dichter aus dem grauen Himmel sanken.
    »Das gibt Tomaten so groß wie Kürbisse«, rief Michael, während er mit Schwung die nächste Schaufel aufstreute, so daß ein weiterer Quadratmeter der Schneefläche plötzlich vom Dünger gebräunt war.
    »Kürbisse so groß wie aus Tanger«, rief Max und schwang die Schaufel.
    »Mais

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