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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Khakishorts und Leinenschuhe, die eine Hand ruhte auf einem Traktor, der Kopf war ein wenig zurückgeneigt, und die Augen waren gegen die Sonne halb geschlossen. Er lächelte nicht. Sein Körper war gebräunt, muskulös und ziemlich mager. Michael war mit sich nicht ganz einig darüber, ob ihm der junge Mann auf dem Bild gefiele oder nicht.
    »Wie heißt er denn?« fragte er.
     
    »Saul Moreh. Früher hat er Samuel Polansky geheißen. Er kommt aus London. Er ist seit vier Jahren in Palästina.«
    »Er hat seinen Namen gändert? Er wird doch nicht aus der Miederbranche kommen?«
    Sie lächelte nicht. »Er ist ein großer Idealist«, sagte sie. »Er wollte einen Namen haben, der etwas bedeutet. Saul hat er sich ausgesucht, weil er in seinen ersten drei Monaten in Palästina Soldat war und arabische Überfälle abgewehrt hat. Und Moreh heißt Lehrer - Lehrer wollte er werden, und jetzt ist er's.«
    Michael betrachtete den Traktor. »Ich dachte, er ist Bauer.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er unterrichtet in der Schule des kibbuz. Die Siedlung heißt Tikveh le'Machar. Sie liegt mitten in der Wüste; nur ganz wenige freundlich gesinnte arabische Nachbarn. Die Sonne ist so kräftig, daß einem die Augen weh tun. Es gibt kaum jemals eine Wolke am Himmel. Die Wüste ist nichts als ausgebleichter Sand und ausgebranntes Gestein, und die Luft ist sehr trocken. Weit und breit kein Grün, außer in den Bewässerungsgräben. Wenn sie kein Wasser führen, verdorren die Pflanzen und sterben.«
    Sie schwiegen. Er merkte, wie ernst es ihr war, und er wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Es gibt ein einziges Telephon, im Büro des kibbuz. Manchmal funktioniert es. Und die Toiletten solltest du sehen! Wie bei den ersten amerikanischen Siedlern.« Sie entfernte ein Stückchen bejgl von ihrem Schlafrock, drehte es hin und her und betrachtete es aufmerksam. »Er fragte mich, ob ich ihn heiraten wolle, und ich wollte es so sehr. Aber ich konnte die Toiletten nicht aushalten, und so bin ich nach Hause gefahren.« Sie sah ihn an und lächelte. »Ist das nicht ein idiotischer Grund, einen Heiratsantrag abzulehnen?«
    »Und was wirst du jetzt machen?« Sie hatte nach zweieinhalb Jahren Wirtschaftswissenschaften an der New Yorker Universität das Studium aufgegeben und arbeitete jetzt als Sekretärin im Columbia Broadcasting System.
    »Ich weiß es nicht. Ich bin so durcheinander. Jetzt schreibt er mir seit über einem Jahr. Ich antwortete auf jeden Brief. Ich kann nicht Schluß machen.« Sie sah ihn an. »Du bist mein Bruder. Sag mir, was ich tun soll.«
    »Niemand kann dir das sagen, Ruthie, das weißt du doch.« Er räusperte sich. »Was ist mit all den Kerlen, mit denen du dauernd ausgehst. Ist da keiner drunter... ?«
    Ihr Lächeln war traurig. »Du kennst doch die meisten von ihnen. Ich bin dazu bestimmt, jemanden zu heiraten, der im Wirtschaftsteil schreibt.
    Oder einen Vertreter. Oder einen jungen Mann, dessen Vater einen Autoverleih betreibt. Einen jungen Mann, der auf seine Diät aufpassen muß und mir eine Toilette installieren lassen kann, die Brahms spielt, wenn man sich hinsetzt, und Chanel verspritzt, wenn man auf den goldenen Knopf für die Wasserspülung drückt.«
    Einen Augenblick lang sah er seine Schwester, wie andere Männer sie sehen mochten. Eine Brünette mit blanken Augen und einem hübschen Lächeln, das ebenmäßige weiße Zähne sehen ließ. Ein Mädchen mit festem Busen und einem gutgebauten Körper. Eine schöne Frau. Er setzte sich neben sie und umarmte sie zum erstenmal seit ihrer Kindheit. »Wenn du das machst«, sagte er, »werd ich dich dauernd besuchen, nur um das Klo zu benützen.« Sein eigenes Liebesleben war um nichts erfreulicher als das seiner Schwester. Er kam mit Mimi Steinmetz zusammen, weil sie eben da war - er brauchte nur über den Korridor zu gehen. Immer wieder einmal ließen sie sich auf kindische sexuelle Spielereien ein, wobei Mimis Hände ihn abwehrten, aber nur zögernd und gleichsam bittend, er möge sie überwältigen. Aber er hatte keine Lust zum Überwältigen, denn er spürte, daß sie mehr nach Besitz verlangte als nach Lust - und er hatte nicht den leisesten Wunsch, zu besitzen oder besessen zu werden.
    So fand der Trieb keine wirkliche Entspannung, und Michael wurde unruhig und nervös. Manchmal, wenn er noch spät in der Nacht lernte, ging er im Zimmer auf und ab. Friedmans, die das Apartment unter den Kinds bewohnten, beklagten sich schüchtern bei Dorothy.
    So gewöhnte sich

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