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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Lefcowitz nicht mehr ganz so entschlossen aus. Aber dann wendete er den Lauf der Pistole, so daß er nun wieder auf Michael gerichtet war. »Ich bin nur sehr selten durstig«, sagte er.
    Wieder schwieg er lange, und Michael versuchte nicht, ihn zum Sprechen zu bringen. Einmal liefen zwei Burschen lachend und rufend auf der Straße vorbei, und im Gesicht des Mannes begann es seltsam zu arbeiten.
    »Gehen Sie manchmal fischen?« »Selten«, sagte Michael.
    »Ich hab grad daran gedacht, daß ich auch meine guten Zeiten gehabt hab, wie Sie das nennen - beim Fischen, mit Wasser und Sonne und so.«
    »Ja.«
    »Deshalb bin ich ja überhaupt hierhergekommen. Ich war noch ein Junge, hab in einem Schuhgeschäft in Erie, P-A., gearbeitet. Mit einer ganzen Bande von Kumpels bin ich nach Hialeah hinuntergefahren und hab vierhundertachtzig Dollar gewonnen. Das Geld war ganz hübsch, aber was hab ich schon von Geld verstanden. Damals hab ich für niemanden zu sorgen gehabt. Das Wichtigste war das Fischen. Den ganzen Tag lang hab ich Seeforellen gefangen. Die Burschen haben mich für verrückt gehalten, als ich nicht mit ihnen zurückfahren wollte. Ich hab einen Job in einer Kneipe am Strand gefunden. Da hatte ich das Fischen und die Sonne und Weiber in Badeanzügen, und ich kam mir vor wie im Paradies.«
     
    »Sie waren Bartender, bevor Sie eingerückt sind?«
    »Hab mein eigenes Lokal gehabt. Da war dieser Bursche, mit dem ich gearbeitet hab, Nick Mangano, der hatte ein bißchen was auf die Seite gelegt, und ich hab meines dazugetan, und so haben wir eine Muschelbar mit Alkohollizenz übernommen, an diesem Fischplatz, den sie Murphy's Pier nennen. Kennen Sie ihn?« »Nein.«
    »Wir haben ganz ordentlich verdient, und ein paar Jahre später haben wir uns vergrößert, ein Lokal mit ein paar Nischen und einem Pianisten. Es hat sich ganz gut angelassen. Damals war ich verheiratet, und ich hab den Tagdienst gehabt. Den ganzen Tag lang nichts als Fischer, meistens alte Männer. Es gibt eine Menge alte Leute hier. Die sind eine ausgezeichnete Kundschaft. Ein paarmal am Tag kommen sie in aller Ruhe einen heben, und nie hat man Ärger mit ihnen. Nachts war Nick im Geschäft, mit noch einem Burschen, den wir angestellt hatten, damit er sich um die Leute kümmert, die zum Tanzen kamen.«
    »Muß ein gutes Geschäft gewesen sein.« »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    Lefcowitz schwieg einen Augenblick. »Ich hab eine schiksse geheiratet«, sagte er dann. »Ein irisches Mädchen.«
    »Sind Sie noch immer in der Armee?«
    >ja, ich hab noch einen Urlaubsanspruch gehabt, dann werd ich entlassen.« Seine Kinnladen mahlten. »Wie sie mich eingezogen haben, hab ich Nick alle Vollmacht gegeben. Er hat's mit dem Herzen, das hat ihm den Krieg erspart. Vier Jahre lang hat er den Laden allein geschmissen, mit Tag-und Nachtbetrieb.«
     
    Er sank in sich zusammen. Seine Stimme klang belegt. »Na, ich hab mir vorgestellt, ich werd hineingehen in unser Lokal, und mein Kumpel, der Nick, wird wenigstens eine kleine Wiedersehens-Party für mich machen. Komisch, in Neapel hab ich sogar die italienischen Weiber ordentlich behandelt. Ich hab gedacht, den Nick wird das freuen, wenn ich's ihm erzähl. Na, ich komm hin, alles zu, mit Brettern verschlagen. Kein Knopf auf der Bank.« Er sah Michael an und grinste, mit zitternden Lippen und schwimmenden Augen. »Aber das ist der komische Teil der Geschichte. Da hat er gewohnt, die ganze Zeit, die ich drüben war. In diesem Haus.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Herr, ich hab's gehört. Wieder und wieder und wieder. Wenn so was passiert - Sie würden sich wundern, wieviel gesprächige Freunde Sie da auf einmal haben. Aus allen Winkeln kommen sie hervor.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Der Junge ist fort. Sie ist fort. Er ist fort. Das Geld ist fort. Adresse unbekannt. Alles blankgeputzt wie ein abgenagter Knochen.«
    Michael suchte nach Worten, die helfen könnten, aber nichts fiel ihm ein.
    »Daß sie eine Niete war, hab ich schon gewußt, wie ich sie geheiratet hab. Dann hab ich mir gedacht, wer ist schon ein Engel, ich hab mir inzwischen auch nichts entgehen lassen, vielleicht können wir miteinander neu anfangen. Das war nicht möglich. Schön, so was passiert, über sie zerbrech ich mir nicht den Kopf. Aber der Bub hat Samuel geheißen. Samuel, nach meinem Vater, aleja ha Schalom. Die zwei sind Katholiken. Der Bub wird nie bar-mizwe werden.«
     
    Er stöhnte, und dann war es, als würde ein Damm brechen. »Mein Gott,

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