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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Conrad etwas vor uns verbarg, dessen Aufdeckung mir hier und jetzt nicht gelingen würde. Wilken war ein aufrechter Kerl, der alles tat, was in seiner Macht stand und seinem Können entsprang, um mir dienlich zu sein. Aber es lag auf der Hand, dass er nicht in der Lage sein würde, der Leiche ihr Geheimnis zu entreißen.
    Auf dem Weg zurück zur Burg überlegte ich mir, wie ich weiter vorgehen wollte. Ich war mir gleich sicher, dass der Mörder Conrads unter seinen Weggefährten zu suchen war. Doch je mehr Tatsachen ich herausfand, desto weniger hatte ich in Händen, um daraus einen stichhaltigen Beweis formen zu können. Es langte nicht einmal für einen erhärteten Verdacht. Und um die Leiche das berichten zu lassen, was auch noch ein toter Körper zu erzählen vermag, dazu brauchte es eines Arztes von einem ganz anderen Kaliber. Dazu musste mein alter Freund, Medicus und Apotheker, Alchimist und Chirurg Johannes Ossenstert her – und der saß beim Bischof.
    Ich konnte die Sache drehen und wenden, wie ich wollte, mir würde jetzt und hier nichts anderes als der Versuch bleiben, den Täter mit einer List hervorzulocken und in Zugzwang zu bringen. Dabei kam mir sehr zustatten, dass der weitsichtige Hausherr seine Burg sofort hatte abriegeln lassen. Bisher hatte ich mein Augenmerk verstärkt auf den Mord gerichtet. Nun würde ich es mit der Beute probieren.
    Wieder in der Burg angekommen, hatte mein Plan eine fest umrissene Gestalt angenommen. Ich bat unseren Gastgeber darum, die Gesellschaft vollständig zum abendlichen Mahl zu versammeln, mir vorher aber noch eine Kammer für die Nacht zuzuweisen.
    »Wo wollt Ihr schlafen? Die fünf Gästekammern sind alle belegt, bis auf die von Conrad natürlich, aber ...«
    »Macht Euch keine Umstände. Die ist genau richtig für mich, geradezu prädestiniert, könnte man sagen.«

Mordnacht
    Mein Rapier hatte ich aus der Scheide gezogen und neben mich unter die Decke gelegt. Den Rest meiner Waffen hatte ich deutlich sichtbar an einen Haken in der Zimmerecke gehängt, dass ich jedem Gegner als arg- und wehrlos erscheinen musste. Die Falle war gestellt. Jetzt musste das Wild nur noch hineintappen.
    Eine Kerze brennen zu lassen wäre zu auffällig gewesen. Dafür hatte ich die Läden vor den Fenstern offengelassen, sodass der Mond wenigstens einen Teil der Szenerie beleuchten konnte. Ich probierte noch einmal, ob die Tür sich ohne großen Lärm würde öffnen lassen, dann legte ich mich ins Bett und wartete.
    Während sich meine offenen Augen allmählich an das düstere Zwielicht gewöhnten, ließ ich mein Vorgehen erneut vor meinem geistigen Auge passieren. Es versteht sich von selbst, dass ich niemanden darüber aufgeklärt hatte, dass ich mit leeren Händen dastand. Stattdessen erging ich mich vor den erwartungsvoll auf mich gerichteten Augen der Gäste in vernebelnden Ausführungen, vagen Andeutungen, aber der festen Beharrlichkeit, dass ich den Mörder seiner gerechten Strafe zuführen würde. Am kommenden Tag würde es meine hervorstechende Aufgabe sein, alle Kammern zu durchsuchen und ein jedwedes Gepäckstück von innen nach außen zu kehren, um den verschwundenen Schatz aufzuspüren. Ich missachtete die Einwendungen des Italieners, die darin kulminierten, als wohlbeleumundeter Meister eines fremden Landes, der sich nichts hätte zu Schulden kommen lassen, müsste er sich eine solche Behandlung nicht gefallen lassen. Ich nahm die Tirade des Kaufmanns zur Kenntnis, als freier Bürger einer freien Stadt hätte er es nicht nötig, sich in einen Topf mit Gesindel und Halunken werfen zu lassen, doch geböte es schon sein reines Gewissen, das Gepäck seiner Familie und seines Gefolges samt Karren freiwillig einer Examination zur Verfügung zu stellen. Und ich erlaubte mir sogar, die skeptischen Blicke meines Gastgebers zu ignorieren, der eine solche Vorgehensweise gegenüber den Menschen, die bei ihm um Schutz und Obdach nachgesucht hatten, offensichtlich degoutierte. Einzig die Landsknechte wiesen mit einer lakonischen Handbewegung in Richtung ihrer Kammer und bemerkten, die Überprüfung ihrer zwei ledernen Gepäcksäcke würde mich wohl nicht viel Mühe kosten.
    Was einzig zählte, war mein Plan, den Mörder aus seinem Loch zu kitzeln, indem ich ihm das unweigerliche Auffinden der Beute und damit seine Überführung in Aussicht stellte. Niemand hatte die Burg verlassen können. Des Nachts war ohnehin die Brücke hochgezogen und nach dem Auffinden der Leiche war dieser

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