Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
Vom Netzwerk:
nutzte ich, um aus dem Bett zu springen, mein Rapier zu ergreifen und es gegen den noch immer halb benommen am Boden Liegenden zu schwingen.
    In diesem Augenblick wurde mein Waffenarm von hinten ergriffen und eine Stimme flehte auf lateinisch in mein Ohr: »Bitte nicht, mein Herr, habt Erbarmen! Sie hat es doch nur aus Liebe getan, um mich zu schützen.«
    Es war der Italiener, dessen Gesicht dem meinen so nahe war, dass ich die Tränen in seinen Augen sehen konnte. »Gott sei dank ist Euch nichts passiert. Herr im Himmel, sie hat mir nichts von ihrem Plan gesagt, weil sie wusste, dass ich es nie zulassen würde. Aber ich habe es geahnt und bin trotzdem eingeschlafen, sodass sie sich fortschleichen konnte. Verzeiht mir, dass ich versagt habe.«
    Wenn ich mir selbst mein Einschlafen schon verziehen hatte, konnte ich ihm wohl kaum einen Vorwurf machen. Doch schlau wurde ich aus seinem Verhalten nicht.
    DellaCroce ließ meinen Arm los und hockte sich neben seinen kleinen Gehilfen, der mit Mühe wieder zu Atem kam. Ihm war die Kapuze vom Kopf gerutscht, und als ich eine Kerze entzündet und näher zu den beiden getreten war, bemerkte ich die lange, schwarze Lockenpracht, die sich auf den Dielen ringelte.
    Mein Angreifer war eine junge Frau.
    DellaCroce hatte sie angehoben und in den Arm genommen, während er in seiner Muttersprache beruhigend auf sie einredete. Ich war froh, auf diese Weise etwas Zeit zu gewinnen, um meine Gedanken ordnen zu können, und nahm statt des Rapiers eine meiner Pistolen zur Hand. Als sich die Frau so weit erholt hatte, dass sie sich aus eigener Kraft aufrichten konnte, bedeutete ich den beiden mit einem Wink meiner Waffe, sich auf das Bett zu setzen, was auch widerspruchslos geschah.
    »Und nun erzählt!«
    Das blutjunge Weib hatte sich an DellaCroce geklammert und starrte schweigend vor sich hin. Der Italiener musste sich ein paar Mal räuspern, bis er seine Worte fand. »Beatrice ist meine Frau. Sie wollte verhindern, dass Ihr unser Gepäck durchsucht, die Beweise finden und uns dann töten würdet.«
    So hatte ich es ja auch geplant. Allerdings wollte ich das mit dem Töten dem Bischof überlassen.
    Ich setzte mein gemeinstes Grinsen auf. »Brav, brav! Ein schönes, knappes Geständnis. Jetzt muss ich nur noch wissen, auf welche Weise ihr zwei den Boten ermordet habt.«
    DellaCroce hob den Kopf und sah mir direkt in die Augen. »Wir haben ihn nicht ermordet. Wir wissen überhaupt nichts davon.«
    Ich hielt ihm die Pistole dicht vor die Brust. »Wir waren doch gerade so wunderbar bei der Wahrheit. Ihr Schurken reist in Verkleidung durch das Land, deine Frau versucht mich meuchlings umzubringen, weil sie befürchtet, dass ich das gestohlene Gold finden würde, und du willst plötzlich ...«
    »Nicht das Gold – das Glas!«
    Das musste ich dem Kerl lassen, er war wieder für eine Überraschung gut. »Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Zum Teufel, was für ein Glas? – Am besten, du erzählst von Anfang an. Und eines sage ich dir, spar dir jede Lüge! Der Herr von Crange wird über die geeigneten Mittel verfügen, die Wahrheit aus dir herauszuholen.«
    Er musste sich wieder räuspern. »Nun gut, auch wenn es meinen Tod bedeutet. Aber verschont meine Frau. Sie kann nichts verraten, sie kennt die Geheimnisse nicht.«
    Was er da faselte, war allenfalls dazu angetan, meine Verwirrung noch zu vergrößern. Es war hohe Zeit, das ich alles erfuhr. Also winkte ich aufmunternd mit der Pistole. »Mach endlich, und mach es kurz!«
    »Ich bin kein Schwertfeger. Ich bin in Wirklichkeit ein Glasmeister aus Murano und sollte die Tochter eines Zunftbruders heiraten. Ich liebte aber lange schon Beatrice und ich will keine andere als sie. Ich kenne sie schon, seit sie auf der Welt ist. Sie ist ...«
    Vom vielen Winken mit der Waffe bekam ich langsam ein steifes Handgelenk. »Kurz, habe ich gesagt!«
    »Nun ja, wir heirateten heimlich und flohen gleich danach aus Italien. Wir wollten weiter bis ganz in den Norden, um unsere Spur zu verwischen, und dann zurück nach Gouda, um dort zu arbeiten.«
    Mein armes Handgelenk. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du aus Angst vor der Rache eines enttäuschten Schwiegervaters, der keiner geworden ist, nach ...«
    »Nein, nein, kein Schwiegervater, die Gilde mit Billigung des Dogen von Venedig. Die venezianische Glasbläserkunst ist weltberühmt und wir aus Murano sind die besten. Die Geheimnisse unserer Kunstfertigkeit müssen um jeden Preis gewahrt bleiben, kein

Weitere Kostenlose Bücher