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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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einem weniger rachsüchtigen Menschen allemal. Aber du vergisst dabei seinen Charakter. Du bist in seinen Augen die Wurzel allen Übels, und wenn du bloß den Verlauf der bisherigen Geschichte betrachtest, musst du ihm recht geben, denn durch dich hatten die Holländer hier leichtes Spiel. – Dein Schriftstück ist von enormer Wichtigkeit, und ich werde es wie gewünscht gebrauchen. Aber im Augenblick jedenfalls ist es nichts Greifbares, da der Bischof und der Herzog an einem Strick ziehen – wenngleich ich schon lange vermute, dass der Intrigant aus Kleve sehr mit den Engländern und ihrem Protestantismus liebäugelt. Du brauchst etwas Pompöses, etwas, das den fetten Franz förmlich erschlägt, das dich in seinen Augen schon fast zu einem Kampfgefährten macht.«
    Rothmann hatte Franz kennen gelernt. Er wusste, dass ich mit meiner Einschätzung richtig lag. »Und was schlägst du vor?«
    »Du musst ihm einen der Anführer liefern.« Das ›am allerbesten dich selbst‹ verkniff ich mir, denn etwas zu wenig Humor auf Rothmanns Seite hätte mich in Windeseile wieder auf den Domplatz befördern können. »Und zwar schnell. Je länger du wartest, desto mehr Geld kostet die Auseinandersetzung, und Geld ist Franzens schwächste Stelle – zumindest dann, wenn er sich davon trennen soll.«
    Jetzt war es wohl mir gelungen, meinen Gesprächspartner zu erstaunen. »Was? Was verlangst du da von mir, ich soll einen meiner Glaubensbrüder verraten? Bist du von Sinnen?«
    »Und bist du lebensmüde? Du kennst den Feisten, du weißt, dass es nicht anders geht. Und hast du nicht selbst eben noch dafür plädiert, diesen verrückten Mathijs loszuwerden?«
    Rothmann stieß mit einem Keuchen Luft aus. Dann wanderte er Minuten im Zimmer auf und ab, die Arme auf dem Rücken verschränkt, ohne ein Wort zu verlieren. Schließlich hatte er sich zu einer Entscheidung durchgerungen. »Sei’s drum. Ich werde es versuchen.«
    »Gut. Dann sollten wir jetzt aber keine Zeit mehr verlieren. Lass Ossenstert holen und wir werden uns so schnell es geht davonmachen. Sorg nur noch dafür, dass wir heile aus der Stadt kommen.«
    Stutenbernd nickte knapp, rief die Wache herein und deutete stumm nach oben. Ich erfuhr erst später, dass man meinen Freund im oberen Geschoss in einem rückwärtigen Zimmer unter Arrest gehalten hatte.
    Als Ossenstert wenige Augenblicke später hereingeführt wurde, trug er zwei große Taschen bei sich, die, wie er mir unterwegs versicherte, nur das Allernötigste enthielten. So, wie ich ihn kannte, würde es sich dabei nicht in erster Linie um Kleidung, sondern sein Chirurgenbesteck und seine halbe Apotheke handeln. Ich sollte mich nicht getäuscht haben.
    Dass alles gepackt war, war ein klarer Hinweis darauf, dass Rothmann von langer Hand auf diesen Moment und diese Lösung hingearbeitet hatte. Das beunruhigte mich aber nicht, denn es ist immer besser, mit einem klugen Mann zu paktieren als mit einem Idioten.
    Nach einer kurzen Begrüßung schickte Rothmann die Wache aus dem Raum, sodass wir ungestört reden konnten, und wandte sich an mich. »So viel zum Zeichen meiner Bereitschaft mitzuspielen. Doch wie soll nun genau die Garantie für mich aussehen?«
    Er hatte ja schon selbst gesagt, dass er sich von seinem Dokument würde trennen müssen. »Gib mir das Schriftstück mit und ich werde es an einem sicheren Ort deponieren, bis es benötigt wird. Dann werde ich es so präsentieren, dass es Gewicht hat und, vor allem, nicht heimlich aus der Welt geschafft werden kann. Hinzu kommt, dass Ossenstert und ich diese Unterredung sowie unsere Vereinbarung bestätigen werden, wodurch sich das Mosaik zum glatten Bild fügt. Mein Wort darauf.«
    Ich müsste Euch belügen, meine skeptischen Zuhörer, wenn ich leugnen wollte, die Zweifel in seinem Gesicht bemerkt zu haben. Wer würde auch einem Agenten des Bischofs vertrauen, wenn selbst der Bischof bisweilen seine Bedenken hatte? Doch etwas Besseres als mein Wort hatte ich nicht anzubieten, und das wusste auch Stutenbernd.
    »Mein Wort darauf – oder fällt dir eine andere Sicherheit ein, die ich hier und jetzt geben kann?«
    Natürlich gab es keine, und deshalb konnte er sich jede Bedenkzeit sparen. Gewiss, er hätte mich auf der Stelle töten lassen können – und damit doch nichts gewonnen. Aber wenn er uns ziehen ließ, hatte er auch nichts verloren. Er hatte auf einen wie mich gewartet und seine Pläne darauf zugeschnitten. Ich war gekommen und damit war klar, dass es keine

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