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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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andere Entschließung gab. Trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen und es ihm leicht machen.
    »Ich werde ein Übriges tun. Sobald mir durch irgendetwas auffällt, dass dir der Bischof trotz allem ans Leder will, werde ich dir ein Zeichen geben, das du nicht missdeuten kannst. – Und nun eine drittes und letztes Mal: mein Wort darauf!«
    Dabei hielt ich ihm die Hand hin und Rothmann schlug ein.

    Auf unserem Weg nach Crange hatten wir schon deshalb einen Abstecher nach Wolbeck gemacht, damit ich meine umgearbeiteten Pistolen und übrigen Waffen an mich nehmen konnte. Außerdem wollte ich mich vom Zustand Hillinks überzeugen, den ich gerne als zusätzlichen Begleiter mit dabei gehabt hätte. Sein spontanes und umsichtiges Verhalten angesichts des Hinterhalts beim Südmersenschen Hof hatte gezeigt, wie wertvoll seine Gegenwart war. Klaas war ein harter Bursche. Deshalb schien meine Hoffnung nicht unberechtigt, dass er wieder auf den Beinen und einsatzfähig war.
    Um so ärger war meine Enttäuschung, als mir vermeldet wurde, dass bei ihm keine Besserung eingetreten war und man ihn auf seinen eigenen Wunsch in die Nähe von Telgte, wo er zusammen mit seinem Bruder Dirk in einem kleinen, außerhalb der Stadt gelegenen Haus wohnte, gebracht hatte. Er war einfach aufgrund seiner ständig wiederkehrenden Schwindelgefühle noch nicht soweit, wieder reiten zu können.
    Doch Klaas war ein alter Haudegen, der schon mehr mitgemacht hatte als eine Gehirnerschütterung. Er brauchte keine Bevormundung durch einen Quacksalber, um in einem Fall wie diesem zu wissen, was das Beste für ihn war. Ich hatte keinen Zweifel an der gänzlichen Wiederherstellung seiner Gesundheit.
    Als uns dann als Dritter im Bunde auch noch sein Bruder Dirk zum Schutz zugesellt wurde, gab es für uns keinen Anlass, noch länger in Wolbeck zu bleiben. Um so mehr, als Franz gerade in Telgte weilte und ich mich so der Notwendigkeit enthoben sah, über mein unrühmliches Abenteuer in Münster zu berichten. Besonders erfreulich an der Sache aber war, dass ich eine Galgenfrist gewonnen hatte und dem Fetten noch nicht beichten musste, dass er mit Rothmann einen ungeliebten Bundesgenossen gewonnen habe.

Mit feurigem Schweif
    In der Gewissheit, dass Ossenstert das Geheimnis um den Tod Conrads schon lüften würde, hatte selbst der anstrengende Ritt durch das nasskalte Wetter meine gute Laune nicht trüben können, und so hatte ich die dunklen Vorzeichen nicht gleich zutreffend gedeutet. Ein Schatten schien sich über den Ort gelegt zu haben. Niemand war uns entgegengeeilt, obwohl man natürlich unser Kommen vom Turm aus bemerkt hatte. Keine neugierigen Bauern, die uns begafften, kein Handelsmann, der unsere Bekanntschaft suchte, um Neuigkeiten von Münster zu erfahren. Nicht einmal ein Hund kam angerannt, als sich für uns das Tor zur Burg öffnete. Immerhin erwartete uns der Herr von Haus Crange wieder persönlich im Hof. Seine Miene blieb trotz meiner munteren Rufe so verdüstert, dass ich mir eine jede Frage nach einem möglichen Unheil ersparen konnte. In meiner Abwesenheit musste etwas geschehen sein, das für Crange noch schrecklicher war als der Tod des armen Conrad.
    So platzte es aus dem Burgherrn auch gleich heraus, sobald die Hufe unserer Pferde auf das Holz der Zugbrücke klopften. »Es hat einen zweiten Toten gegeben. Ein Kind ist gestorben, und wie es aussieht, ist es ermordet worden!«
    Diese Eröffnung entsetzte uns so sehr, dass wir noch vor dem hochgezogenen Fallgatter verharrten, sodass uns unser Gastgeber notgedrungen entgegenkommen musste. Ich habe viel gesehen und viel getan in diesem Leben, und Ersteres trifft auch auf Ossenstert zu, doch an den gewaltsamen Tod von Kindern werde ich mich wohl nie gewöhnen können.
    Der Herr von Crange merkte sofort, dass unsere Bestürzung nicht geheuchelt war, legte uns die Arme um die Schultern und dirigierte uns durch eine kleine Pforte in einen ebenerdigen Raum, in dem sich sonst das Gesinde verpflegte und der jetzt leer war. »Kommt und esst erst etwas bei einem Becher Roten und ich werde Euch dabei berichten. Doch schon jetzt wage ich die Behauptung, dass eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen nicht ersichtlich ist. Gleichwohl würdet Ihr mich glücklich machen, wenn Ihr Euch auch dieser Sache annehmen könntet.« Dann bediente er uns ohne ein weiteres Wort und wartete, bis wir alle mit der Mahlzeit fertig waren und jeder vor seinem zweiten Becher saß.
    Dann endlich begann er. »Wie Ihr

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