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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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bezeichnen will – eines Wirtes, der eventuell schon gar nicht mehr existiert, und mit deiner, also der eines Mannes, der nichts unversucht lässt, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber gut, ich glaube dir. Nur, was willst du mit dieser
Urkunde
erreichen?«
    »Ich werde sie, wenn die Situation es erforderlich machen sollte, Franz im Tausch gegen mein Leben anbieten. Stellt mir einen Geleitbrief aus, und Ihr könnt gehen.«
    »Hahaha«, prustete es aus mir heraus.
    Seid versichert, meine in dem Ränkespiel der Mächtigen nicht so bewanderten Freunde, an dieser Stelle musste ich lauthals und von Herzen lachen. Ich kriegte mich erst wieder ein, als mir die Tränen das Gesicht herunterliefen und eine Wache ins Zimmer stürmte, um nach dem Rechten zu sehen. Dieser Mann, der ein Löwe war, wenn es darum ging, durch das Wort und seine persönliche Überzeugungskraft Tausende hinzureißen, dieser Mann war eine Maus, wenn es sich um Politik handelte. Der arme Tor, der sonst so schlau war, hatte leider nicht kapiert, dass Politik nichts mit Intelligenz, sondern mit Macht zu tun hat und sich im Übrigen an den Realitäten und nicht an Wunschvorstellungen orientiert.
    »Oh, du naiver Waisenknabe, was für Vorstellungen hast du von der Welt? Bist du allen Ernstes der Überzeugung, du würdest jemals bis zum Bischof vordringen können, um ihm von der Urkunde auch nur zu erzählen? Sie würden dich in Stücke hacken und sich gegenseitig zum Spaß mit deinen Überresten bewerfen, bevor du auch nur ein Wort herausbrächtest oder den Brief vorzeigen könntest. Und deinen Kopf würden sie auf einen Pfahl spießen.«
    Höre ich da und dort ein leises Lob, meine Bewunderer, ob meiner prophetischen Gabe, sagte ich damit doch exakt die Todesart voraus, die Jan Mathijs am Ostersonntag, dem 5. April, erleiden sollte? Und da ich gerade dabei war, mit meiner Hellsicht zu brillieren, konnte ich mir folgende Frage nicht verkneifen: »Dann waren das also deine Leute, die sich auf so endgültige Weise um den kleinen Schreiber gekümmert haben?«
    »Natürlich.« Stutenbernd bewies, dass auch er zu Bemerkungen fähig war, die durchaus Eingang in eine Sprüchesammlung finden konnten. »Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wenn dieser unbedeutende Wurm dich enttarnt hätte, dann könntest du auf dem Domplatz so nackt und so ausdauernd tanzen, wie du wolltest, und niemand würde dir die heilige Erleuchtung abnehmen. Du wärst in jedem Falle tot und ich dürfte weiter warten. Nein, nein, ein geeigneteres Subjekt als dich zur Verwirklichung meiner Pläne würde mir das Schicksal nicht in die Hände spielen.«
    Sein Blick hatte etwas Aufmunterndes, so als müsse ich jetzt seine Überlegungen aufgreifen und für ihn fortführen. Doch es war sein Plan, also auch seine Sache, das Garn weiter zu spinnen. Deshalb hüllte ich mich demonstrativ in Schweigen. Anscheinend war das nicht nach seinem Geschmack.
    »Du bist immer noch tot, wenn du mein Spiel nicht mitspielst. Nur ein Wink von mir und die Wachen werden dich wieder dahin ...«
    Ich winkte so lässig ab, wie es mir die Situation und das Ziehen in der Magengegend gestatteten. »Nicht nötig, mich gleich mit dem Fegefeuer zu bedrohen. Ich bin immer für eine vernünftige Lösung. Was also schlägst du vor?«
    Es war klar, dass wir nun zum Kern des Problems vordrangen, nämlich einerseits die Sicherheit für Rothmann zu garantieren, ohne andererseits zu wissen, welche Wendungen der unvermeidliche Krieg zwischen Bischof und Wiedertäufern nehmen würde. Ich musste insgeheim lachen. So visionär sich diese Prädikanten auch immer gaben, wenn es um ihre eigene Zukunft ging, standen sie genauso wie wir übrigen Ochsen vor dem Berg.
    Rothmann ging im Zimmer auf und ab und hob und senkte dabei die ausgestreckten Arme an seiner Seite, als müsse er mit ihnen eine Last bewegen. »Es lässt sich nicht absehen, was werden wird. Ich muss mit allen Eventualitäten rechnen. Deshalb brauche ich einen verlässlichen Menschen, der diese Urkunde an sich nimmt und mich damit im Fall des Falles beim Bischof auslöst. Was ist schon der Tod eines kleinen Wiedertäufers gegen die Möglichkeit, den Verrat des Herzogs beweisen zu können? Der Bischof hätte ihn damit praktisch in der Hand, wäre vor ihm für alle Zeiten geschützt, und obendrein könnte er ihn, sofern er den Bogen nicht überspannt, noch in seinem Sinne dirigieren. Das müsste doch für mein Leben genügen, oder?«
    Da war ich mir nicht so sicher. »Bei

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