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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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bußfertigen Freunde, das liege an meinem schlechten Gewissen und meiner Vorstellung, bei meinem Lebenswandel könne auch mich so ein Geschick eines Tages ereilen, dann mögt Ihr damit verteufelt nahe an der Wahrheit sein.
    Wir waren froh, in die warme Gaststube zu kommen. Der Raum wurde von zwei Kohlebecken zusätzlich erwärmt. Die meiste Hitze kam jedoch von einem Feuer im offenen Kamin, der die einzige Lichtquelle und zugleich die Kochstelle bildete. Auf einem Spieß brieten darin mehrere ellenlange Fleischstücke. Dass sie von einem Wildschwein stammten, verriet die noch blutige Saudecke, die daneben auf dem Boden lag.
    An einem Tisch vor dem Feuer saß eine Gruppe von acht Männern unterschiedlichen Alters. Sie waren einfach, doch nicht ärmlich gekleidet und ohne Gepäck, sodass es sich um Dorfbewohner handeln musste. Alle waren zumindest mit einem Dolch bewaffnet, neben zweien sah ich ein Schwert auf der Bank liegen. Sie ließen einen großen Humpen kreisen und lauschten einem Greis, dessen helle Augen vor Energie sprühten und der sehr viel energischer und kräftiger zu sein schien, als sein Äußeres vorgaukelte.
    Sie machten auf mich nicht den Eindruck von erfahrenen Kämpfern. Eher wirkten sie wie Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet hatten und von Ungerechtigkeit, Entbehrung und Not geformt worden waren. Doch ich würde sie nicht unterschätzen. Bei unserem Eintreten hatten sie zögernd unseren Gruß erwidert und nach einer kurzen Musterung mit ihrem Getuschel angefangen. Als sie meinen Blick zu dem Fell bemerkten, stellte ein lederhäutiger Glatzkopf seinen Fuß darauf und grinste mich dreist an. Diese unverschämten Kerle machten aus ihrer Wilddieberei keinen Hehl. Offensichtlich handelte es sich bei unserem Gastgeber um einen äußerst nachsichtigen Herrn. Da kannte ich andere Potentaten. Das Wenigste, was diese dreisten Säcke verloren hätten, wäre ihr Augenlicht.
    Als hätte er einen Blick in mein Hirn tun können, drehte sich ein noch junger Rotschopf, an dessen Schemel ein Bogen sowie ein Köcher mit Pfeilen gelehnt war, vom Tisch zu mir um und sah mich herausfordernd an. Hillink musterte er nur einen Moment lang und hakte ihn als bloßen Knecht ab. Dann schaute er auf Ossenstert und sagte, ohne ihn direkt anzusprechen: »Als Adam pflügt’ und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?«
    Ich war nicht hier, um mich provozieren zu lassen, ich wollte Informationen, um den geheimnisvollen Mörder dingfest machen zu können. Deshalb ignorierte ich diese Typen demonstrativ und setzte mich mit meinen Begleitern an den am weitesten entfernten Tisch.
    Der eilfertig herbeigesprungene Wirt stellte ungefragt drei metallene Becher auf den Tisch, die er unter ungelenken Bücklingen aus einem Fässchen mit einem dunklen Roten füllte. »Das Beste, was unser Haus zu bieten hat. Wohl bekomm’s, die edlen Herren, und verzeiht das Geschwätz der Tölpel. Sie haben einiges getrunken und wissen ihre Worte nicht mehr zu wägen. Ihr müsst verstehen, dass sie erregt sind nach dem Tod des Kindes. Da macht schnell eine Parole die Runde wie ›Die hohen Herren bringen nichts als den Tod zu uns‹. Gewiss, gewiss, Euch trifft keine Schuld an diesem Unglück, aber die einfachen Menschen denken nun einmal so.«
    Trotz seines servilen Gehabes entging mir nicht, dass er dabei den übrigen Gästen ein Auge zukniff. Der feige Hund war ein Rückversicherer, der es sich weder mit seiner Stammkundschaft verderben noch sich die Gunst des Herrn von Crange verscherzen wollte. Ich bedankte mich bei ihm und tat so, als hätte ich ihm den Janus nicht angemerkt. Der Meute kehrte ich bewusst den Rücken zu. Ich wollte abwarten, bis sich die Stimmung beruhigt hatte, um dann meine Fragen zu stellen, doch so weit wollte man es anscheinend nicht kommen lassen.
    Ein breitgesichtiger Typ mit struppigen Haaren und einem fettstarrenden Bart grölte nach einem Moment der Stille durch den Raum: »Pfaffen und Fürsten sollen in der Hölle dürsten. Doch wenn ich etwas noch mehr hasse, dann sind es ihre Knechte und Speichellecker, die alle meinen, sie wären etwas Besseres. Wo die ins Dorf kommen, kommt der Tod gleich mit.«
    Ossenstert, ohnehin keine Kämpfernatur, schien sich ausschließlich für den Inhalt seines Bechers zu interessieren, während er mich mit dem Fuß unter dem Tisch anstieß und mir mit den Augen bedeutete, hier so schnell wie möglich zu verschwinden. Mir dagegen stand nicht der Sinn danach, mich von einem Haufen von

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