Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
erkennen können, dass das Tier nicht zufällig gestorben war. Bald würden Suchtrupps in seinem Tal eintreffen.
Sollten sie doch kommen. Quinn tätschelte die Armbrust, die er in ihrer Tasche um die Schulter trug. Jetzt galt es, Risiken einzugehen und unter denjenigen Furcht und Schrecken zu verbreiten, die sich fürchten sollten. Die Zeit war gekommen, um die Sache zu vollenden.
34
Sie sind überzeugt davon, dass er zurück in Castleton ist?«
»Wer?«
Alistair Page lachte. »Mansell Quinn. Nach ihm suchen Sie doch, oder? Das ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Alle Zeitungen und Fernsehsender haben darüber berichtet.«
Ben Cooper nickte. »Ja, da haben Sie Recht.«
»Eigentlich hätte ich gar nicht zu fragen brauchen. Ich kenne nämlich jemanden, der in dem Kunsthandwerkladen hier in der Straße arbeitet. Es heißt, dass er im Laden war und von den Überwachungskameras gefilmt wurde.«
Cooper seufzte. »In einem Ort wie diesem hat es keinen Sinn zu versuchen, irgendwas geheim zu halten, nicht wahr?«
»Überhaupt keinen Sinn.«
Pages affektierte Art zu sprechen wirkte heute noch übertriebener. Vielleicht war das ein Zeichen von Aufgeregtheit. Der Anblick der Polizisten, die die Höhle betraten, hatte ihn sichtlich aus der Fassung gebracht, ebenso wie die Tatsache, dass sie vorübergehend für die Öffentlichkeit gesperrt worden war.
»Und das in der Hochsaison«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Das wird den Touristen nicht gefallen.«
»Es muss sein«, erwiderte Cooper. »Wir dürfen keine Möglichkeit außer Acht lassen.«
»Glauben Sie wirklich, er könnte die Peak Cavern aufsuchen?«
»Um ehrlich zu sein, ja.«
Einige der Polizisten der Spezialeinheit kehrten von einer Erkundungstour durch das Devil’s Staircase hinunter zum River Styx und in die Five Arches zurück. An den Knien und Ellbogen ihrer Overalls haftete der braune Schlick, der dort unten Boden und Wände bedeckte. Einer der Polizisten, die als Letzte zurückkamen, war von Kopf bis Fuß damit verschmiert, und an der Vorderseite seines Overalls glänzte Matsch. Selbst seine Hände und sein Gesicht waren reichlich damit bespritzt.
»Dort unten kann man ziemlich leicht den Halt verlieren«, sagte Page. »Ich frage mich, ob ihnen irgendjemand gesagt hat, dass es einfacher ist, im Flussbett zu gehen.«
»Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Cooper.
Die Polizisten der Spezialeinheit brachten außerdem einen strengen Geruch mit. Als sie vorbeigingen, roch Cooper den Gestank von uraltem Schlamm, der zur Freude der Höhlenwanderer im Lauf vieler Jahrtausende aus den Winkeln und Nischen des Höhlensystems in die Gänge gedrungen war.
»Sie hätten die richtige Ausrüstung mitbringen sollen«, sagte Page. »Ich hoffe, sie haben nicht vor, weiter als bis zu den Five Arches zu gehen.«
»Wäre es möglich, dass er so weit vordringen könnte?«
»Im Treasury Chamber und im Picknick Dig sind Essensvorräte für Höhlenwanderer deponiert, die von der Flut überrascht wurden«, erklärte Page. »Aber er kann unmöglich dorthin gelangen, wenn er keine Tauchausrüstung dabeihat. Siphons versperren den Weg.«
»Das spielt keine Rolle. Er könnte tagelang ohne Nahrung überleben, solange er Trinkwasser zur Verfügung hat.«
»Davon gibt es jede Menge. Vielleicht sogar zu viel.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Cooper.
»Die vielen Unwetter. Dabei gelangt eine Menge Wasser in das System. Wenn wir noch mal so ein Gewitter wie am Donnerstagabend bekommen, könnte die Höhle überflutet werden.«
»Im Juli? Ich dachte, Überflutungen gibt’s nur im Winter.«
»Überwiegend. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass das System im Sommer überflutet wird. Den meisten Leuten ist nicht klar, dass der Juli in dieser Gegend einer der feuchtesten Monate des Jahres ist.«
»Eine Überflutung. Genau das bräuchten wir.«
Nichts kam der Hölle näher als ein Höhlensystem wie das Peak-Speedwell-System. Cooper war voller Bewunderung für die Höhlenforscher und Höhlentaucher, die das System kartographiert hatten – ganz zu schweigen von denen, die sich als Erste aufgemacht hatten, um es mit ihren primitiven Lampen und ihrer dürftigen Ausrüstung zu erkunden. Einige von ihnen waren ohne Hilfsmittel durch die Siphons getaucht, ohne zu wissen, wie weit sie tauchen mussten, bis sie das nächste Mal Luft holen konnten, und hatten im kalten, schlickigen Wasser nicht einmal die Hand vor den Augen sehen können. In jenen Tagen hatte es weder Taucheranzüge
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