Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
»Ich weiß, ich weiß. Es sieht so aus, als hätten wir von Anfang an den wahrscheinlichsten Verdächtigen im Visier gehabt. Wir waren sicher, eine Verurteilung erwirken zu können, und hielten es nicht für nötig, uns anderweitig umzusehen. Aber die forensischen Beweise schlossen den Ehemann aus.«
»Sir, ich hab den Eindruck, dass es nur ziemlich wenige forensische Beweise gab.«
Hitchens seufzte abermals. »Ich weiß. Aber das war damals, und jetzt ist heute.«
»Es gibt noch eine Sache, Sir.«
»Ja?«
»Die Kinder der Quinns, Simon und Andrea – wo waren sie zum fraglichen Zeitpunkt?«
»In der Schule natürlich. Sie waren fünfzehn und zwölf Jahre alt.«
»Aber sie sind doch bestimmt ungefähr zu dieser Zeit nach Hause gekommen?«
Der Detective Inspector hatte begonnen, ungeduldig mit den Fingern zu trommeln, reagierte jedoch auf diese Frage mit einem finsteren Gesicht. »Es ist lange her, aber ich glaube, mich erinnern zu können, dass das Mädchen zum Haus seiner Tante ging. Der Junge tauchte allerdings später auf. Das weiß ich noch. Irgendjemand hat ihn abgefangen und zu Nachbarn gebracht.«
»Viel später? Wie lange nach dem Mord?«
»Na ja, es muss ziemlich bald gewesen sein. Er musste nur vom College in Hope nach Hause fahren.«
»Aber, Sir...«
»Der Prozess gegen Quinn war hieb- und stichfest, Ben. Er hat vor Gericht auf schuldig plädiert.«
»Ja, das weiß ich.«
»Na also. Die Tatsache, dass er gestanden hat, sollte Sie beruhigen.«
»Komischerweise«, sagte Cooper, »beunruhigt mich genau das am allermeisten.«
»Zwei Morde innerhalb von einer Woche«, sagte Gavin Murfin. »Das ist in meinem Alter zu viel Aufregung für mich.«
Diane Fry saß ihnen zugewandt auf der Kante ihres Schreibtischs. Sie war soeben von einer Strategiebesprechung in der Chefetage zurückgekommen und wirkte zufrieden mit sich.
»Schätz dich einfach glücklich, Gavin«, sagte sie. »Du hättest auch in Nordirland landen können, wo es achthundert ungelöste Mordfälle gibt.«
»Wenn ich so blöd wäre«, entgegnete Murfin, »wäre ich zur Armee gegangen. Dann hätte ich mich wenigstens irgendwo in einem angenehmen Klima abknallen lassen können.«
Fry ließ ungeduldig die Beine baumeln. »Also, hört euch das mal an, Leute. Der Pathologe hat bestätigt, dass William Thorpe an Strangulation gestorben ist. Das Blut stammt von jemand anderem – die Spur zwischen der Leiche und dem Eingang der Scheune sowie die Spritzer, die wir draußen in den Brennnesseln gefunden haben. Es sieht also ganz so aus, als wäre Quinn verwundet.«
»Vielleicht wird das den Mistkerl wenigstens etwas bremsen«, sagte Murfin.
»Es wurde bereits eine Warnung rausgegeben, falls er irgendeine Form von medizinischer Hilfe sucht.«
»Hast du das gehört, Ben?«, rief Murfin quer durchs Büro. »Quinn ist verwundet.«
Ben Cooper öffnete gerade ein paar Geburtstagskarten, die ihm auf den Schreibtisch gelegt worden waren. Eine war von seinen Kollegen bei der Kriminalpolizei, eine andere von Liz Petty von der Spurensicherung, unterschrieben mit »Umarmung, Liz«. Irgendjemand hatte zwei silberfarbene, mit Helium gefüllte Luftballons an seinem »Eingang«-Ablagekorb befestigt. Sie stießen im Luftzug von Frys Tischventilator sanft zusammen.
»Falls er derjenige war, der Thorpe getötet hat«, sagte er.
»Wir haben jetzt eine Probe von Quinns DNA, Ben«, sagte Fry.
»Nein, wir haben eine DNA-Probe von irgendeiner Person. Wir wissen nicht, ob sie von Quinn ist, bis wir ihn finden und sie vergleichen können.«
»Ja, das stimmt.«
Cooper blickte von seinen Karten auf. »Und wie weit hat die Blutspur geführt?«
»Sie ließ sich nur bis zum Tor verfolgen. Aber wenn es tatsächlich Quinns Blut war, sieht es so aus, als hätte er einen weiteren Fehler begangen?«
»Einen weiteren?«
»Er wurde von zwei Überwachungskameras gefilmt. Von dem Hobby-Zugfotografen am Bahnhof von Hope ganz zu schweigen.«
»Ja, wenn Quinn dorthin gegangen ist, um Thorpe zu töten, hat er es sehr schlecht geplant«, sagte Cooper. »Falls er wütend geworden ist und die Kontrolle über die Situation verloren hat, wäre es eine andere Sache. Das könnte ich mir vorstellen.«
»Auf jeden Fall hat sich das Opfer anscheinend gewehrt«, sagte Fry. »Das könnte unser Durchbruch sein.«
»Ja, mit Thorpe hat sich Quinn den Falschen ausgesucht.«
Fry sah ihn an. »Hast du noch immer Zweifel, Ben?«
»Thorpe hätte für Quinn kein Problem
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