Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Bradwell Moors lag. Es führte im Abstand von weniger als einer Meile an der Bridge End Farm vorbei und stieß weiter südlich auf das Eden Valley. Cooper war vertraut mit seinen bewaldeten Hängen, seinen Kalksteinwänden und dem klaren Bach, der durch das Tal floss. Er wusste auch, dass es dort viele kleine Höhlen und einige alte Bergbauschächte gab.
»Sieht nicht so aus, als hätte bislang irgendjemand einen genaueren Blick auf das Opfer geworfen«, sagte er.
»Hä? Erwartest du etwa einen Obduktionsbericht? Mrs. Van Doon würde Zustände kriegen, wenn wir ihr ein Schaf schicken.«
»Ich dachte eher an einen Tierarzt. Man sollte einen Tierarzt holen, der einen Blick darauf wirft. Daran wird doch hoffentlich jemand gedacht haben, oder?«
»Vielleicht.«
»Ich werde es dem Verantwortlichen vorschlagen«, sagte Cooper.
»Aber was könnte sonst einem Schaf die Kehle aufreißen? Ein Hund vielleicht?«
»Ein Hund würde keinen solchen Schaden anrichten. Hunde jagen Schafe, verlieren aber das Interesse, sobald sie stehen bleiben.«
»Dann muss es also eine große Katze gewesen sein«, sagte Murfin zuversichtlich.
»Ganz und gar nicht.«
»Was dann?«
»Es gibt noch eine Spezies, die einem Tier solche Verletzungen zufügen könnte, und zwar nur aus Spaß an der Freude. Die Spezies Mensch.«
Cooper sah, wie ein Mitarbeiter der Einsatzzentrale eine neue Markierung auf der Karte anbrachte. Mansell Quinns Spur durch das Hope Valley hatte Castleton erreicht, das fast
am vorderen Ende des Tals lag. Cooper war sich sicher, dass bald noch eine weitere Stelle würde markiert werden müssen, denn er hatte überhaupt keine Zweifel, was Quinns endgültiges Ziel betraf. Unterirdischer Tod hatte irgendeine Bedeutung für ihn, und er beabsichtigte, das Höhlensystem zu betreten. Doch das würde er erst tun, nachdem er das erledigt hatte, weshalb er gekommen war. Und sie wussten noch immer nicht, welche Namen auf Quinns Liste standen.
Raymond Proctor schien um zehn Jahre gealtert zu sein. Ben Cooper und Diane Fry trafen ihn in seinem Büro an, wo er am Schreibtisch saß und ins Leere starrte. Obwohl keine Flasche zu sehen war, hing der Geruch von Whisky in der Luft. Das Büro wirkte unaufgeräumter als je zuvor. Nur die Schlüsselreihen waren nach wie vor ordentlich, als glaubte Proctor, damit die Ausbreitung des Chaos aufhalten zu können.
»Das mit Will tut mir wirklich leid«, sagte er. »Aber ich hätte doch nichts dagegen tun können, oder?«
Fry schien nicht gewillt, sein Gewissen zu beruhigen.
»Natürlich. Wenn Sie uns verständigt hätten, als Quinn am Mittwochabend hierherkam, hätten wir ihn aus dem Verkehr ziehen können, und Ihr Freund wäre jetzt noch am Leben.«
»Ja.« Proctor warf einen Blick auf den alten Aktenschrank. Vielleicht bewahrte er dort den Whisky auf.
»Und wenn Sie Ihre Armbrust sicher weggeschlossen hätten, wäre Quinn jetzt nicht im Besitz einer tödlichen Waffe. Oder sehen Sie das anders, Sir?«
»Nein.«
»Mr. Proctor, haben Sie irgendeine Ahnung, wem Quinn sonst noch gefährlich werden könnte? Hat er irgendwas gesagt, das uns einen Hinweis geben könnte?«
»Nein, hat er nicht.«
»Ich vermute nämlich, dass Sie nicht noch einen Toten auf dem Gewissen haben möchten, oder?«
»Nein.«
»Dann denken Sie bitte gründlich nach, Sir. Worüber hat er gesprochen?«
Proctor starrte ins Leere. »Er hat darüber gesprochen, dass sich alles verändert hat, wenn man aus dem Gefängnis kommt.«
»Ja?«
»Er hat erwähnt, dass andere Leute in seinem alten Haus wohnen.«
»In seinem alten Haus? Das in der Pindale Road?«
»Ich nehme an, das hat er gemeint.«
»Was hat er noch gesagt, Mr. Proctor?«
Proctors Gesichtsausdruck wurde finster. »Er muss an Rebecca gedacht haben. Das Haus in der Pindale Road war ihr gemeinsames Zuhause – seines und Rebeccas. Aber sie konnte es kaum erwarten, von dort wegzukommen, nach dem, was passiert war. Das nehme ich ihr nicht übel.«
»Kannten Sie sie gut, Mr. Proctor?«
»Damals schon. Sie ist für eine Weile aus dem Tal weggezogen, als sie zum zweiten Mal geheiratet hatte. Dann wollte sie wieder herziehen, aber nur in ein nagelneues Haus, für das man nicht so leicht eine Baugenehmigung bekommt. Aber irgendwie haben sie es hingekriegt, und das Ergebnis war Par son’s Croft. Das einzige Problem war, dass der neue Ehemann einen Herzinfarkt hatte, bevor das Haus fertig war.«
»Das muss hart gewesen sein.«
»Nicht für Rebecca. Auf
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