Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
die jeweils aus Mutter, Vater und zwei Kindern im Teenageralter bestanden. Sie grinsten und lachten über die Witze des Moderators. Doch Quinn wusste, dass es auf dem Heimweg im Auto zu Streitereien kommen würde. Tränen, Vorwürfe, aufgestauter Ärger und endlose Beschimpfungen, die stets wiederholt wurden.
Nach kurzer Zeit wurde er müde. Seine Wutausbrüche raubten ihm in der Regel sämtliche Energie. Er streifte seine Kleidungsstücke aus den Benefizgeschäften ab und stieg unter die Dusche, da er wusste, dass es vermutlich für lange Zeit seine letzte sein würde. Das heiße Wasser fühlte sich angenehm auf seiner Haut an.
Als Quinn sich ins Bett legte, konnte er noch immer das bittere Tonic Water und die scharfe Sauce Tartare im Mund schmecken. Die beiden Geschmacksrichtungen vermischten sich beim Einschlafen in seinen Gedanken. Schärfe und Bitterkeit, Bitterkeit und Schärfe. Der Geschmack von Blut und Küssen.
7
Dienstag, 13. Juli
Ganz egal, wie viele Leichen Ben Cooper bereits gesehen hatte, die erste würde er niemals vergessen. Er war damals dreizehn Jahre alt gewesen, ein pubertierender Junge in zu weiten Jeans. Bis dahin war er vor den meisten Unannehmlichkeiten dieser Welt geschützt gewesen. Er war sich der schmutzigen menschlichen Realitäten nicht bewusst gewesen, die darauf warteten, ihn mit ihren spitzen Ellbogen anzurempeln und ihm ihren verbrauchten Atem ins Gesicht zu hauchen. Damals hatte er gedacht, er sei unsterblich. Und er hatte gedacht, dass alle Menschen in seiner Umgebung ebenfalls unsterblich seien. Doch die meisten Dinge, an die er geglaubt hatte, erwiesen sich als falsch.
Es war kurz vor Weihnachten gewesen, und die Bürgersteige in Edendale waren kalt und feucht gewesen. Ben und seine Mutter hatten in letzter Minute Geschenke und die riesigen Mengen von Essen eingekauft, die zu einer Weihnachtsfeier mit der ganzen Familie auf der Bridge End Farm gehörten. Der kleine Ben war müde und schlecht gelaunt gewesen und hatte geschmollt, weil er von einem Geschäft zum nächsten gezerrt wurde. Es war bereits am Spätnachmittag dunkel geworden, und an den Laternen hatten beleuchtete Weihnachtsmänner gehangen, während in allen Schaufenstern Plastikbäume gefunkelt hatten.
»Mum, wann gehen wir endlich nach Hause?«, hatte er immer wieder gefragt, ohne Hoffnung zu haben.
Und dann waren sie in die Bargate Street eingebogen und
auf dem Bürgersteig zwischen dem Unicorn Pub und Marks and Spencers auf eine kleine Menschenanammlung gesto ßen. Die Leute hatten miteinander und mit einem Polizisten diskutiert, während sie auf den Krankenwagen warteten.
Inmitten der Menschenmenge hatte ein Mann auf dem Boden gelegen, zugedeckt mit einem Tuch, das jemand aus dem Pub geholt hatte. Nur die in einem unnatürlichen Winkel verdrehten Sohlen seiner Stiefel waren zu sehen gewesen. Der feuchte Bürgersteig um den Mann hatte die Weihnachtsbeleuchtung reflektiert und ihre Farben zu einem Regenbogen gebrochen, als hätte er mitten in einer Ölpfütze gelegen.
Das war alles, was Ben wahrgenommen hatte, ehe seine Mutter ihn wegschob. Es waren kein Blut, keine Verletzungen, keine starrenden Augen und keine abstoßenden Körperflüssigkeiten zu sehen gewesen. Allein die Stiefel und ihr unwirklicher Winkel hatten ihm verraten, dass der Mann tot war.
Und jetzt, in Rebecca Lowes Haus, waren es wieder die kleinen Details, die die Geschichte eines gewaltsamen Todes erzählten, und nicht das Blut und die Flecken auf dem Küchenboden oder der unverwechselbare Geruch. Es war die Tatsache, dass ihr Kopf zu weit nach hinten geneigt war und in einem Winkel dalag, der ihr Probleme beim Atmen gemacht hätte, wenn sie noch am Leben gewesen wäre. Es war die Stellung ihrer rechten Hand, die noch krampfartig gekrümmt war, als wollte sie sich am Fußboden festkrallen, wobei die Finger sich so fest in die Fliesen gegraben hatten, dass ihre Nägel zersplittert waren und der blasse Nagellack in glitzernden Schuppen herumlag. Und es war die einzelne blaue Sandale, die mit der Sohle nach oben ein paar Zentimeter neben dem Fuß der Toten lag. Ihre Zehen waren auf die Sandale gerichtet, als hätte sie in ihren letzten Momenten vergeblich versucht, sie wieder anzuziehen.
Ein Teil des Teams hatte sich über die integrierte Garage Zugang zum Haus verschafft und war über einen Durchgang
ins Wohnzimmer und Esszimmer und weiter zur Treppe gelangt. Cooper hatte zusammen mit einigen Kollegen zehn Minuten in der Garage
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