Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
regnen.«
Seit seine amerikanische Nachbarin ausgezogen war und niemand mehr im ersten Stock wohnte, war es im Haus merkwürdig still. Cooper hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, jeden Abend in eine leere Wohnung zu kommen, wo die Post auf dem Fußabstreifer lag und im Spülbecken eine benutzte Kaffeetasse vom Frühstück stand. Er hatte nicht viel von der Bridge End Farm mitgenommen, nur seinen Computer, ein paar Bilder und natürlich das gerahmte Foto über dem
offenen Kamin, auf dem mehrere Reihen von Polizisten in Uniform zu sehen waren. Sergeant Joe Cooper stand in der zweiten Reihe. Es war bei irgendeinem formellen Anlass einige Jahre vor dem Tod seines Vaters gemacht worden.
Allein zu leben hatte viele Vorteile. An seinen freien Tagen hielt es Cooper kaum für nötig, sich anzuziehen oder zu rasieren. Er konnte so lange er wollte in einem alten T-Shirt und Jogginghosen herumschlurfen. Er konnte den ganzen Vormittag am Küchentisch sitzen, Kaffee trinken und Toast essen, wenn ihm danach zumute war. Außerdem war es heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, allein zu leben. Bald würde fast das halbe Land allein leben.
Trotzdem konnte er nicht umhin, sich jedes Mal zu freuen, wenn er seine Wohnung betrat und das Erste, was er sah, sein schwarzer Kater war, der mit seinem warmen Fell und seinen erwartungsvoll leuchtenden gelben Augen aus der Küche auf ihn zukam. Randy hatte seinen Winterpelz abgelegt und war jetzt schlank und dunkel und ganz offensichtlich keine so gro ße Katze, wie er jeden glauben machen wollte.
Das Donnern, das Cooper jetzt hören konnte, wurde nicht von einem Sturm begleitet, sondern war eher eine Warnung, dass Regen kommen würde. Und der kam tatsächlich, und zwar binnen Sekunden. Es begann unvermittelt so stark zu regnen, dass es sich anhörte, als ob der Fluss über seine Ufer getreten sei, durch die Gärten strömte und drohte, die Häuser am unteren Ende der Straße zu überfluten.
In der Küche war der Lärm des Regens ohrenbetäubend, da er auf das Glasdach des Wintergartens prasselte. Neben dem Geräusch der Tropfen hörte Cooper die hölzernen Fensterrahmen knarren, als sie abkühlten und sich zusammenzogen. Er fütterte Randy und ging zurück ins Wohnzimmer. Das Zweite, was er an diesem Abend in seiner Wohnung zur Kenntnis nahm, war das blinkende grüne Licht seines Anrufbeantworters. Es blinkte ihn auf eine Art und Weise an, die nur eines
bedeuten konnte. Einmal mehr war ein kleines Stück Dunkelheit kurz davor, sich den Weg ans Tageslicht zu bahnen.
Raymond Proctor kam an diesem Abend spät nach Hause. Bevor er das Haus abschloss, sah er sich noch einmal auf dem Campingplatz um. Er betete, dass an diesem Abend nicht noch in letzter Minute Neuankömmlinge eintreffen würden. Falls doch welche kommen sollten, hoffte er, dass sie einen vorübergehenden Stellplatz finden würden, ohne ihn zu stören und ohne zu viel Aufhebens darum zu machen. Sollten die Idioten doch einmal allein zurechtkommen.
Proctor wäre gerne zum Teich hinuntergegangen, um noch einmal den Teil der Anlage zu kontrollieren, wo die alten Wohnwagen standen. Aber nicht im Dunkeln. Die Hauptbeleuchtung deckte nur den zentralen Bereich des Campingplatzes um das Büro und den Laden ab. In ihrem Licht wirkte der Blockhütten-Effekt grotesk und heruntergekommen wie die Kulissen eines billigen Horrorfilms. Außerhalb des erleuchteten Bereichs sah er nur die erhellten Rechtecke der von Vorhängen verdeckten Fenster, hinter denen Familien sich für die Nacht verbarrikadiert hatten.
Ein Auto kam durch das Haupttor hereingefahren. Es sah aus wie der weiße Audi der jungen Familie, die in einem der Bungalows untergebracht war. Als der Wagen auf den Kiesweg einbog, erfassten die Scheinwerfer die Silhouette einer Gestalt, die in der Nähe der Wasserhähne übers Gras ging. Proctor kniff die Augen zusammen, aber die Scheinwerfer waren längst weg, bevor er erkennen konnte, um wen es sich handelte. Um einen Mann, dessen war er sich sicher. Vermutlich war es einer der französischen Lehrer gewesen, die auf dem Weg nach Schottland waren und zwei Nächte auf dem Campingplatz bleiben wollten. Allerdings hätte es ebenso gut irgendjemand anderer sein können.
Proctor humpelte ins Haus und kontrollierte sämtliche Riegel
an den Fenstern und Türen. Er ließ ein Licht im Flur und die Außenlampe über der Hintertür brennen. Connie saß im Wohnzimmer und sah fern. Sobald er das Haus betrat, konnte er den Lärm
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