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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Kutschen-Gasthaus gewesen war. Doch zu Zeiten von Pferdekutschen hatte auf dem Schild nur »Cheshire Cheese« gestanden. Das »Ye Olde« musste also eine Ergänzung aus dem zwanzigsten Jahrhundert sein.
    Dort drüben, im hinteren Teil des Raumes, hatte er oft mit Ray Proctor und Will Thorpe gesessen. Sie hatten auch an jenem Tag vor fast vierzehn Jahren dort gesessen, wobei der Tisch und die Stühle inzwischen sicher ausgetauscht worden waren. Hatte es damals vier Plätze am Tisch gegeben? Quinn war überrascht, wie verschwommen seine Erinnerungen an jene Zeit waren. Die Ereignisse hätten sich eigentlich in sein
Gedächtnis einprägen müssen, doch es gab Lücken in seiner Erinnerung, die er nicht schließen konnte. Einiges davon war ihm beinahe willkürlich in den Tagen und Wochen nach seiner Verhaftung wieder eingefallen, wenn durch eine Frage der Polizei oder einen Fetzen Musik aus dem benachbarten Zimmer plötzlich ein genaues Detail aus seinem Gedächtnis hervorgekramt wurde. Aber nicht alles. Einige der Auslöser, die er brauchte, fehlten noch immer, und er wusste nicht, wo er sie finden konnte.
    Quinn warf dem Barkeeper einen Blick zu, um herauszufinden, ob dieser ihn beobachtete, und nahm einen Schluck von seinem Tonic Water, das scharf und bitter schmeckte wie Säure. Nach einer Weile gewann er seine Fassung zurück und bemerkte die Essensgerüche, die aus der Küche kamen. Seit dem Gefängnisfrühstück am Morgen vor seiner Entlassung um halb neun hatte er nichts mehr gegessen. Er fand eine Speisekarte auf dem Tisch und bestellte Scampi mit Pommes frites.
    »Erschrecken Sie nicht«, sagte der Barkeeper, als er das Essen brachte, »aber möchten Sie Sauce Tartare dazu?«
    Als um elf Uhr die Sperrstunde nahte, trank Quinn aus und ging auf sein Zimmer. Er blieb im Gang stehen, um den Angestellten zu lauschen, die sich in der Küche unterhielten und mit Kochutensilien klapperten, und fragte sich, ob sie über ihn sprachen. Auf dem Treppenabsatz ging er unter dem Objektiv einer Überwachungskamera vorbei, die auf sein Zimmer ausgerichtet war. Am nächsten Tag würde er auf dem Weg nach draußen abermals daran vorbeigehen.
    Er hatte bereits in Edendale angefangen, sich Gedanken wegen Kameras zu machen, nachdem er das Videoüberwachungssystem im Einkaufszentrum bemerkt hatte. Er hatte beobachtet, wie die Kameras auf ihren hohen Masten hin und her schwenkten, und sich vorgestellt, wie die Männer vom Sicherheitsdienst irgendwo in einem Raum saßen – so ähnlich wie im Gartree-Gefängnis, wo jede seiner Bewegungen vom
Kontrollraum aus überwacht worden war, wenn er sich nicht in seiner Zelle befand. Doch in Edendale wurde jeder überwacht. Und das schien niemanden zu stören.
    Quinn zählte nach, gegen wie viele Bewährungsauflagen er bereits verstoßen hatte. Er hatte den Termin bei seinem Bewährungshelfer versäumt, er wohnte nicht dort, wo er hätte wohnen sollen, und er hatte seinem Bewährungshelfer nicht gesagt, wohin er fuhr. Außerdem gab es Leute, mit denen er nicht in Kontakt treten durfte. Doch wie es so schön hieß: wennschon – dennschon.
    Er besaß nur das bisschen Geld, das er als Häftling bei der Feldarbeit verdient hatte, sowie sein Entlassungsgeld. Letzteres war so bemessen, dass es ihm eine Woche über die Runden helfen würde, bis er Sozialhilfe oder Arbeitslosenunterstützung bekam. Zumindest hatte er sich keine Sorgen zu machen brauchen, beim Verlassen des Gefängnisses gleich wieder verhaftet zu werden, was so viele Häftlinge befürchteten, wenn ihre Entlassung anstand. Die Polizei hatte keinerlei Interesse an ihm gezeigt.
    Sein Zimmer im Cheshire Cheese wurde fast vollständig von einem Doppelbett ausgefüllt. In einer Ecke stand eine Duschkabine, und zwei Stufen führten in eine Nische hinunter, in der sich eine Toilette und ein Waschbecken befanden. In Deckennähe war ein kleiner Fernseher mit einer Halterung an der Wand angebracht. Quinn ging eine Zeit lang im Zimmer auf und ab. Da es draußen inzwischen dunkel war, zog er die Vorhänge zu. Auf dem Fensterbrett entdeckte er einen kleinen Teddybären, der auf einem Drehstuhl saß und eine schwarz-weiße Katze auf dem Knie hatte.
    Er spielte mit einer Lampe mit Dimmer auf dem Nachttisch, dann legte er sich aufs Bett und drückte Knöpfe auf der Fernbedienung des Fernsehers. Es lief eine Spielshow, die er sich ansah. Er beobachtete die Gesichter der Kandidaten, ohne auf ihre Stimmen zu hören. Es schien sich um Familien
zu handeln,

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