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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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einer Schießerei und quietschender Reifen hören.
    »Mach leiser«, rief er ihr aus dem Flur zu.
    »Gibt’s ein Problem?«
    »Nein. Mach einfach leiser.«
    Connie kam in den Flur, was er nicht beabsichtigt hatte. Sie war bereit, ins Bett zu gehen, und trug ihren Morgenmantel sowie die Pantoffeln mit dem blauen Pelzrand. Sie starrte ihn an und schnüffelte argwöhnisch.
    »Mit wem hast du getrunken?«
    »Mit niemandem.«
    »Blödsinn.«
    »Ich hatte nur zwei Bier.«
    »Du schwitzt, Ray. Du kannst dich kaum ruhig halten. Ich merke, wenn du zu viel getrunken hast.«
    »Geh wieder fernsehen, Herrgott noch mal. Ich hab dein ewiges Genörgel satt.« Ein krachendes Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Es klang, als sei eine Tür umgefallen, die jemand eingetreten hatte. »Und mach bitte die Glotze leiser, ja?«
    Sie deutete mit dem Finger auf ihn. »Wenn du noch einmal in diesem Ton mit mir sprichst, Raymond Proctor, wirst du es bereuen. Du weißt, ich wollte, dass wir heute alle gemeinsam zu Abend essen, aber du musstest auf Sauftour gehen. Dann hat mich Jason wieder gepiesackt, und jetzt schmollt er in seinem Zimmer.«
    Proctor hielt die Idee eines Essens mit der ganzen Familie für völlig verrückt. Er erinnerte sich, dass Alan sich in Jasons Alter ganz genauso benommen hatte. Seltsamerweise war es bei seinem eigenen Sohn schwieriger zu tolerieren gewesen. Es musste irgendetwas mit Schuldgefühlen zu tun haben.
    »Ich will doch nur, dass wir eine richtige Familie sind«, sagte
Connie. »Dass wir Sachen gemeinsam machen und miteinander auskommen.«
    »Ich hab Neuigkeiten für dich, Connie. Richtige Familien kommen nicht miteinander aus.«
    Sie starrte ihn plötzlich hasserfüllt an. »Du musst es ja wissen. Schließlich hast du schon eine Familie verloren. Eine Frau und einen Sohn – das war leichtfertig, nicht wahr, Ray?«
    »Lass mich doch in Ruhe«, erwiderte Proctor.
    Sie hatte Recht, dass er schwitzte. Im Haus war es unglaublich heiß, aber er würde heute Abend auf keinen Fall mehr nach draußen gehen.
    »Und lass dir einen Rat von mir geben«, sagte Connie, als sie sich umdrehte, um zu ihrem Spielfilm zurückzukehren. »Sei in Zukunft vorsichtiger, mit wem du trinkst. Bier ist dir noch nie bekommen. Es bringt dich immer in Schwierigkeiten.«
    Raymond Proctor blieb noch ein paar Minuten im Hausflur stehen und beobachtete das Spiel von Licht und Schatten auf den Glasscheiben der Eingangstür. Er war mit diesem Effekt vertraut, der durch die Bewegung der Bäume vor den Lampen der Zufahrt entstand. Doch heute schien es auf Wingate Lees mehr Schatten als Licht zu geben.
     
     
    Das Ye Olde Cheshire Cheese befand sich an der Hauptstraße von Castleton, in der Nähe des Peak Hotel. Es war bereits spät, als Mansell Quinn dort ankam, nur eine gute Stunde bevor es schloss. Doch es gelang ihm, ein Zimmer zur Straße mit Aussicht auf den Parkplatz zu bekommen – wenngleich er sich keine Sorgen machte, dass an diesem Abend jemand kommen und ihn finden könnte.
    Quinn fühlte sich so sicher, dass er sich sogar eine Weile in die Bar setzte und ein Tonic Water bestellte. Das war das erste nicht-alkoholische Getränk, das ihm einfiel, und er wollte einen klaren Kopf behalten. Der süßliche Geruch von Bier war allerdings verlockend.

    »Sind Sie im Urlaub?«, erkundigte sich der Barkeeper, als er sein Getränk auf den Tresen stellte.
    »Ja, könnte man so sagen.«
    »Gehen Sie ein bisschen wandern?«
    »Ja.«
    Der Barkeeper war ein Mann mittleren Alters – ungefähr genauso alt wie er selbst, stellte Quinn fest. Er starrte den Mann einen Moment lang an und empfand ein plötzliches, beängstigendes Bedürfnis, mit ihm zu reden und ihm alles zu erzählen, was ihm durch den Kopf ging. Er warf Geld auf den Tresen, ließ den Barkeeper die Münzen einsammeln und zog sich in eine Ecke der Bar zurück.
    Quinn versteckte die Hände unter dem Tisch, bis sie aufhörten zu zittern. Er war wieder wütend, aber diesmal auf sich selbst. Deshalb blickte er sich in der Bar um und suchte nach einer Ablenkung. Es gab dort so vieles, woran er sich nicht mehr erinnerte. Er war sich nicht sicher, ob sich die Kneipe verändert hatte oder ob nur sein Gedächtnis versagte und nicht mehr in der Lage war, auf die Welt zurückzugreifen, die er vor vierzehn Jahren hinter sich gelassen hatte.
    Er konnte sich zum Beispiel nicht an die Abzüge der uralten Fotografien an den Wänden erinnern, die zeigten, dass das Cheshire Cheese früher ein belebtes

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