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Der Rächer von Antares

Der Rächer von Antares

Titel: Der Rächer von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Murs später war er zurück; ihm folgte ein Mann in einer braunsilbernen Robe, eine breite Leem-Maske vor dem Gesicht, in der Hand eine Peitsche und auf der Brust ein Halsband mit der obszönen Darstellung eines Silber-Leem in geschlechtlicher Erregung.
    Silber ist ein Metall, das mir gefällt. Hier wurde dieses Metall entschieden mißbraucht.
    Auf einen Wink des Priesters hin folgten wir ihm in eine Seitenkammer, wo Lampen einen Altar mit einer kleineren Leem-Figur beleuchteten, einen schwarzen Basalttisch, auf dem eine Sammlung von Bronzemessern mit seltsamen Knochengriffen lag.
    Uns folgten zehn Männer und Frauen. Auch sie trugen Masken, die aber kleiner waren. Ich erkannte einige von den Leuten – Herumtreiber und Dirnen aus dem heiligen Viertel. Sie alle kannten mich.
    Die Spannung steigerte sich womöglich noch mehr, und unangenehmer Weihrauchgestank wehte durch die Tür herein.
    Es war heiß.
    »Nehmt ihm die grüne Jacke ab!« befahl der Mann mit der silbernen Leem-Maske. »Nehmt ihm das Ding ab und verbrennt es!«
    Ich wollte schon protestierend den Mund aufmachen, als mir Nath, der eine Silbermaske aufgesetzt hatte, einen energischen Rippenstoß versetzte. Sein Gesichtsschutz war nicht so groß und prachtvoll wie der des Priesters, doch eindrucksvoller als die schmalen Augenmasken der übrigen.
    Die nun folgende Zeremonie möchte ich lieber nicht im einzelnen beschreiben. Sie erfüllte mich zutiefst mit Abscheu. Man zog mich aus. Nach einiger Zeit waren alle nackt – nur die Masken hatte man nicht abgenommen. Eine Maske verleiht ein starkes Gefühl der Macht. Sie verbirgt das Individuum, schafft Anonymität und ermöglicht es so einer Person, in eine Rolle zu schlüpfen, die zu spielen sie normalerweise nie bereit wäre.
    Die Blasphemien gegen Opaz wurden mit einer Begeisterung geäußert, die mich zu der Überzeugung brachte, daß diese Menschen der Vernichtung anheimgegeben waren. Hätten sie von Zair gewußt und ihn in ihre Verdammungen einbezogen, wäre ich wohl gewalttätig geworden. Aber wie die Dinge standen, vermochten sie den wahren Kern meines Glaubens nicht zu berühren.
    Während der Zeremonie wurde ein erhitztes Eisen gebracht. Das Brandzeichen war sehr klein und hatte die Form des kregischen Buchstabens L . Dieses Zeichen wurde an der Hüfte eingebrannt. Ich ließ die Prozedur über mich ergehen, wußte ich doch, daß sich dank des Taufbads im Zelph-Fluß solche Brandmale mit der Zeit auswachsen würden. Die Atmosphäre verdichtete sich. Gesänge wurden angestimmt. Zur Opferung wurde ein Hühnchen verwendet, was mich doch einigermaßen erleichterte. Mein Körper, mein Haar wurde mit dem Blut bespritzt. Frauen rieben mir die Flüssigkeit in die Haut. Nun, ich bin schon durch manches Blutbad geschritten, wie es so schrecklich heißt. Mich berührte die Zeremonie nicht.
    Nun wurden mir die Regeln, die Strafen, die Verpflichtungen verlesen. Sobald jemand zum Glauben Lems bekehrt war, sollte er es sein Leben lang bleiben. Es gibt auch auf der Erde törichte Geheimgesellschaften dieser Art, in denen mit großem Tamtam mit Messern gefuchtelt und ein Schwur getan wird, um blödsinnige kleine Geheimnisse zu wahren. Die fanatischen Gefolgsleute Lems des Silber-Leem blufften nicht – sie hätten mich jederzeit freudig umgebracht, sollte ich sie verraten. Lem der Silber-Leem war für diese Menschen eine sehr reale Erscheinung, ein schrecklicher, mächtiger Einfluß auf ihr Leben. Unter dem Schutz Lems konnte der Gläubige Reichtum und Glück erwarten und zu jedem Vollmond eine Orgie.
    Selbst wenn man die drei kleineren Monde Kregens abzieht und die Zwillinge naturgemäß als ein Himmelskörper zu sehen sind, blieben noch genügend Gelegenheiten. Mir wurde langsam übel; der Gestank des Weihrauchs machte mir ernsthaft zu schaffen.
    Ich will mir den Rest ersparen.
    Nun war ich also ein Jünger Lems und wurde in eine andere Höhle gebracht. Hier setzte man sich zum Trinken und Tanzen nieder. Das rituelle Element trat in den Hintergrund, die Atmosphäre wurde immer gelockerter, einige paarten sich bereits ungeniert, die Feier geriet zu einer Orgie, wie man sie in mancher heruntergekommenen Dopataverne Kregens zu vorgerückter Stunde finden konnte.
    Man gab mir eine Silbermaske, die ich anlegte, um meinen Abscheu zu verbergen.
    So stellte ich mir mein religiöses Leben wahrlich nicht vor – gleichgültig, was die Herren der Sterne mir befehlen mochten. Schon vorher hatte ich diesen Götzendienst nicht

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