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Der Rächer von Antares

Der Rächer von Antares

Titel: Der Rächer von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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gemocht – jetzt verachtete und verabscheute ich ihn aus tiefstem Herzen. Wer mochte wissen, wie viele arme Kinder schon zur Opferung gekauft oder entführt worden waren? Ein Sklavenkind wurde kaum vermißt, und ein fehlendes Kind in den Clumstädten außerhalb der Stadtmauern würde kaum Aufsehen erregen. Eine Mutter würde eine Zeitlang verzweifelt herumirren und überall nur Achselzucken begegnen.
    Mit der Silbermaske hatte ich eine kurze braune Tunika angelegt. Ich saß neben Nath Tolfeyr an einem Tisch und kostete von dem Wein, der so grauenhaft süß und schwer war, daß man ihn nur mit Wasser vermischt trinken konnte. Als das Singen begann, brachte ich es nicht über mich, mitzusingen, denn es handelte sich um obszöne Reime über die Taten Lems – doch als ich Naths Stirnrunzeln bemerkte, gab ich einige unmelodische Töne von mir.
    Hier saß ich also, scheinbar entspannt, neben mir ein hübsches Shishimädchen, singend und trinkend. Plötzlich blickte ich auf und sah eine stämmige Gestalt zwischen den Tischen näherkommen. Sie war in eine braunsilberne Tunika gekleidet und trug einen Krummdolch an Silberketten. Ich erkannte ihn trotz der silbernen Maske.
    »Wir haben einen neuen Gläubigen, Hyr-Majister. Der Mann ist ein Gewinn für unsere Gemeinschaft.«
    Vad Garnath starrte mich durch die Schlitze seiner Silbermaske an, und ich sah seine Augen blitzen wie die Augen eines Leem.
    »Ich verstehe.« Seine Finger spielten an dem Dolch herum. Er schien der einzige hier zu sein, der eine Waffe trug.
    »Du hast klug gehandelt Hyr-Jik.«
    »Ich hatte das Gefühl, daß es zu unserer aller Vorteil war.«
    Vad Garnath vermochte meinen Anblick nicht länger zu ertragen und machte kehrt. Nath lachte leise vor sich hin.
    »Er hat dich ›Hyr-Jik‹ genannt«, bemerkte ich.
    »Ja. Die höheren Ränge heißen wie draußen. Aber es verbergen sich auch andere Bedeutungen dahinter.«
    Nath Tolfeyr war also ein Eingeweihter. »Jik« ist die Abkürzung des bekannten »Jiktar«, wie ich es oft benutzt habe, »Del« steht für »Deldar«, »Hik« für »Hikdar« und »Chuk« für »Chukdar«. Nath gewährte mir damit einen Einblick in die Hierarchie dieses schaurigen Kults, und ich ahnte etwas von altvertrauten Intrigen und Eifersüchteleien, wie es sie überall gab. Als Hyr-Majister hatte sich Vad Garnath unbeliebt gemacht. Nachdem ich nun Mitglied des Geheimkultes geworden war, vermochte er mich nicht mehr direkt anzugreifen oder mich umbringen zu lassen; insoweit hatten Nath Tolfeyr und die anderen, die sich für meine Freunde hielten, richtig gerechnet. Aber ich glaubte Männer wie Vad Garnath ein wenig besser zu kennen. Es mochte ratsam sein, mich in die Riemen zu stemmen und zum Sturz Garnaths beizutragen.
    Dann hielt ich inne. Ich durfte das Cayferm nicht vergessen!
    Ich mußte all diese Sinnlosigkeiten hinter mir lassen! Morgen wollte ich den Gul Ornol aufsuchen und ihn bestechen. Diesmal gedachte ich die Information notfalls mit Gewalt aus ihm herauszupressen; so leicht sollte er mir nicht wieder davonkommen.
    »Wann ist die Feier zu Ende, Nath – ich meine, Hyr-Jik?«
    »Wenn der letzte eingeschlafen ist. Aber wenn du willst, kannst du jetzt schon gehen.«
    »Ja, ich möchte gehen.«
    Er stand auf. Die Bewegung schien ein Signal zu sein, denn andere taten es ihm nach, so daß wir uns in einer geschlossenen Gruppe den Garderoben näherten, um dort unsere Alltagskleidung anzulegen. Meine grüne Jacke war verschwunden.
    »Die grüne Farbe ist hier verboten«, sagte Nath. »Und der Name dessen, der das Grüne trägt, wird hier nicht ausgesprochen.« Er meinte Havil, dessen Name hier nicht erwähnt werden durfte, während man den Namen Opaz in den Schmutz zog. Das war nun wirklich interessant – es zeigte, wovor man sich hier fürchtete!
    Die meisten Teilnehmer an der Feier würden wohl bis zum frühen Morgen bleiben. Wir würden nacheinander in Gruppen zu zweit aus dem Ausgang schlüpfen. Die meisten hatten Sklaven und Preysany-Sänften warten lassen – allerdings in sicherer Entfernung vom Ödland. Als wir Anstalten machten, unsere Silber-Dominos an die vorgesehenen Stellen zu legen, erblickte ich den Mann, der meine Einführungszeremonie geleitet hatte. Es war Strom Dolan.
    Ich habe schon berichtet, daß ich Strom Dolan für einen peniblen Schwertkämpfer hielt, der sich selbst zu hoch einschätzte. Jetzt erkannte ich den Grund für diese Selbsttäuschung.
    Auf der Treppe nahm er meinen Arm.
    »Wir haben dich

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