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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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würde anstandslos kooperieren.
    »Okay, das gefällt mir. Machen Sie es so. Aber Beeilung.«
    McBride stutzte.
    »Stehen wir denn unter Zeitdruck, Boss?«
    »Mehr als Sie ahnen, mein Freund.«
     
    Der Hafen von Wilmington, Delaware, gehört zu den größten und belebtesten an der Ostküste der USA. Am oberen Ende der Delaware Bay gelegen, die den Fluss gleichen Namens mit dem Atlantik verbindet, verfügt er über ausgedehnte geschützte Gewässer, die nicht nur von Ozeanriesen angelaufen werden, sondern auch Tausenden von kleinen Küstenfrachtern Aufenthalt gewähren.
    Die Carib Coast Ship and Freight Company war eine Frachtagentur, die für Dutzende solcher kleinerer Schiffe Aufträge annahm, und so stellte der Besuch Ronald Proctors keine Überraschung dar. Er war freundlich, charmant, glaubwürdig, und sein gemieteter Kleintransporter stand direkt vor der Tür, mit der Kiste auf der Ladefläche.
    Der Angestellte, der ihn bediente, hatte keinen Grund, an seiner Lauterkeit zu zweifeln, zumal er als Antwort auf die Frage »Haben Sie Papiere, Sir?« das Gewünschte vorlegte.
    Sein Pass war nicht nur völlig in Ordnung, es handelte sich obendrein um einen Diplomatenpass. Beglaubigungsschreiben und Marschbefehle vom State Department bestätigten, dass Ronald Proctor, Berufsdiplomat in Diensten der USA, an die Botschaft seines Landes in Paramaribo, Surinam, versetzt wurde.
    »Natürlich wird unser Gepäck kostenlos befördert, da meine Frau auf unseren Reisen jedoch leidenschaftlich gern Souvenirs sammelt, fürchte ich, dass wir eine Kiste über dem Limit sind. Sie wissen ja, wie Frauen sind. Was die so alles zusammentragen.«
    »Wem sagen Sie das«, pflichtete der Angestellte bei. Wenige Dinge brachten fremde Männer einander so nahe wie die Klage
über ihre Frauen. »In zwei Tagen läuft unser Frachter aus, über Miami und Caracas nach Parbo.«
    Er benutzte den kürzeren und geläufigeren Namen für die Hauptstadt von Surinam. Der Auftrag wurde angenommen und sofort bezahlt. Die Kiste sollte innerhalb von zwei Tagen, also bis zum Zwanzigsten, per Schiff in ein Zolllagerhaus im Hafen von Parbo gebracht werden. Da es sich um Diplomatenfracht handelte, unterblieb eine Zollkontrolle, wenn Mr. Proctor sie abholte.
    Die surinamesische Botschaft in Washington liegt in der Connecticut Avenue Nr. 4301, und als Kevin McBride dort vorsprach, zückte er seinen Dienstausweis, der ihn als hohen Beamter der Central Intelligence Agency auswies, und nahm gegenüber dem sichtlich beeindruckten Leiter der Visaabteilung Platz. In Washington gab es mit Sicherheit stärker frequentierte diplomatische Vertretungen, und ein einziger Mann bearbeitete alle Visumanträge.
    »Wir sind der Meinung, dass er mit Drogen handelt und mit Terroristen paktiert«, sagte der CIA-Mann. »Bisher hat er sich sehr im Hintergrund gehalten. Sein Name tut nichts zur Sache, denn er wird den Antrag, wenn überhaupt, unter einem falschen Namen stellen. Aber wir glauben, dass er versuchen wird, nach Surinam einzureisen, um nach Guyana zu gelangen und von dort zu seinen Komplizen nach Venezuela.«
    »Haben Sie ein Foto von ihm?«, fragte der Beamte.
    »Leider noch nicht«, antwortete McBride. »Aber wir hoffen, dass Sie uns in dieser Hinsicht behilflich sein können, falls er Sie aufsucht. Wir haben eine Beschreibung von ihm.«
    Er schob ein Blatt Papier über den Tisch mit einer kurzen, aus zwei Zeilen bestehenden Beschreibung eines Mannes um die Fünfzig, einen Meter siebzig groß, gedrungen, kräftig, blaue Augen, sandfarbenes Haar.
    McBride verließ die Botschaft mit Fotokopien der neunzehn Visumanträge, die in der vorausgegangenen Woche eingereicht
und genehmigt worden waren. Drei Tage später waren sie überprüft. Alle Antragsteller waren registrierte US-Bürger, und ihre im State Department gespeicherten Personalien stimmten voll und ganz mit denen überein, die sie bei der Botschaft Surinams angegeben hatten. Das Gleiche galt auch für die Fotos.
    Wenn der mysteriöse Avenger, dessen Akte auswendig zu lernen Devereaux ihm aufgetragen hatte, der Vertretung tatsächlich einen Besuch abstatten wollte, dann hatte er es bislang jedenfalls noch nicht getan.
    In Wahrheit war McBride in der falschen Vertretung. Surinam ist nicht groß und auch nicht reich. Es unterhält eine Botschaft in Washington und ein Konsulat in Miami, ferner eines in Deutschland (in München, nicht in der Hauptstadt Berlin) und zwei in den Niederlanden, im Land der ehemaligen Kolonialmacht.

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