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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sklaven, die den Niederländern davongelaufen waren, hatten sich in den Dschungel geflüchtet und lebten als Buschneger im Landesinnern, wo sie sehr schwer aufzustöbern waren und ungemütlich werden konnten, wenn man sie fand.
    Als Shakespeares Caesar rief: »Lasst wohlbeleibte Männer
um mich sein«, nahm er an, sie seien lustige, freundliche Menschen. Er dachte dabei nicht an Oberst Hernan Moreno.
    Der Mann, dessen Aufgabe es war, den pompös ausstaffierten, ordenbehängten Präsidenten Muñoz in seinem Palast auf dem Hügel hinter der Hauptstadt der letzten Bananenrepublik zu beschützen, war fett wie eine aufgeblasene Kröte, aber alles andere als lustig.
    Über die Qualen, die er jenen zufügte, die er der Aufwiegelung verdächtigte oder im Besitz von Informationen über solche Subjekte wähnte, wurde nur im leisesten Flüsterton und in den dunkelsten Ecken gesprochen.
    Man munkelte, dass es im Hinterland einen Ort für solche Dinge gebe und von dort noch niemand lebendig zurückgekehrt sei. Leichen ins Meer zu werfen, wie es Galtieris Geheimpolizei in Argentinien praktiziert hatte, war unnötig. Ja, es war nicht einmal erforderlich, mit Hacke und Schaufel einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Der Körper eines Menschen, der draußen im Dschungel nackt angepflockt wurde, lockte Feuerameisen an, die in einer Nacht das vollbrachten, wozu die Natur sonst Monate oder Jahre brauchte.
    Er wusste vom Besuch des Mannes aus Langley und beschloss, ihn zum Lunch in den Yachtklub einzuladen. Es war das beste Restaurant in der Stadt, jedenfalls das vornehmste, und lag an der Hafenmauer mit Blick auf das glitzernde blaue Meer. Aber noch angenehmer war, dass der Seewind dort über den Gestank aus den Seitenstraßen triumphierte.
    Im Gegensatz zu seinem Dienstherrn mied der Chef der Geheimpolizei Prahlerei und Pomp, Uniformen und Orden. Sein fülliger Leib war in ein schwarzes Hemd und einen schwarzen Anzug gewandet. Wenn er eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Berühmtheit besaß, so fand der CIA-Mann, dann vielleicht mit dem alternden Orson Welles. Aber sein Gesicht erinnerte mehr an Hermann Göring.
    Gleichwohl hatte er das kleine und verarmte Land fest im
Griff, und er lauschte seinem Gast, ohne ihn zu unterbrechen. Er wusste alles über die Beziehung zwischen dem Präsidenten und dem Flüchtling aus Jugoslawien, der in San Martin Zuflucht gesucht hatte und nun in einer Traumvilla auf einem Anwesen lebte, das er selbst eines Tages zu erwerben gehofft hatte.
    Er wusste vom riesigen Vermögen des Flüchtlings und der jährlichen Gebühr, die er an Präsident Muñoz für Schutz und Asyl entrichtete, obwohl er selbst derjenige war, der für diesen Schutz sorgte.
    Was er nicht wusste, war, was einen hohen Beamten aus Washington dazu bewogen hatte, den Flüchtling und den Despoten zusammenzubringen. Es spielte auch keine Rolle. Der Serbe hatte über fünf Millionen Dollar für den Bau seines Hauses ausgegeben und weitere zehn in sein Anwesen gesteckt. Auch wenn er bei diesem Kraftakt nicht ohne Importe ausgekommen war, so hatte er doch die Hälfte der Summe in San Martin ausgegeben, und für Oberst Moreno war bei jedem Auftrag eine fette Provision abgefallen.
    Auf direkterem Weg kassierte er dafür, dass er ihm Arbeitssklaven lieferte und durch immer neue Verhaftungen dafür sorgte, dass der Nachschub nicht abriss. Solang kein Peon entlief oder lebend zurückkam, war das ein einträgliches Arrangement ohne jedes Risiko. Der CIA-Mann brauchte nicht um seine Kooperation zu betteln.
    »Wenn er einen Fuß nach San Martin setzt«, stieß er keuchend hervor, »habe ich ihn. Sie werden ihn nie wiedersehen, aber jede Information, die er preisgibt, wird an Sie weitergeleitet. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Auf der Rückfahrt zum Grenzfluss und nach Parbo, wo sein Flugzeug bereits wartete, sann McBride über die Aufgabe nach, die sich der unsichtbare Kopfgeldjäger gestellt hatte. Er dachte an all die Schutzvorkehrungen und den Preis, den er im Fall eines Scheiterns würde bezahlen müssen, den Tod durch Oberst
Moreno und die Folterspezialisten seiner Schwarzaugen. Er schauderte, und das nicht wegen der Klimaanlage.
     
    Dank den Errungenschaften der modernen Technik brauchte Calvin Dexter nicht nach Pennington zurückzukehren, um den Anrufbeantworter in seinem Büro abzuhören. Das konnte er aus einer öffentlichen Telefonzelle in Brooklyn erledigen. Er tat dies am 15. August.
    Die meisten Anrufer, die eine Nachricht hinterlassen

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