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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ich bring Sie zum Bach.«
    Van Rensberg fuhr zum Flugplatz, öffnete mit seinem Piepser das Tor im Zaun und hielt an der Stelle, wo der Bach wieder unter der Startbahn hervorkam. Zwischen Startbahn und Zaun floss er ein längeres Stück unter freiem Himmel. Das klare Wasser strömte gemächlich über Gräser und andere Pflanzen am Grund.
    »Sehen Sie was?«
    »Nein«, antwortete McBride.
    »Sie sind im kühlen Schatten unter der Rollbahn.«
    Es war offensichtlich der ganze Stolz des Südafrikaners. Er holte einen kleinen Vorrat Dörrfleisch aus dem Jeep. Kaum hatte er ein Stück hineingeworfen, begann das Wasser zu brodeln. McBride sah die Piranhas aus dem Dunkel hervorschnellen, und das Stück Fleisch, groß wie eine Zigarettenschachtel, wurde von unzähligen nadelspitzen Zähnen zerrissen.
    »Genug gesehen? Ich werde Ihnen zeigen, wie wir hier mit dem Wasser haushalten, ohne dass die Sicherheit darunter leidet. Kommen Sie.«
    Sie fuhren auf die Farm zurück. Van Rensberg folgte den Mäandern des Bachlaufs. An mehreren Dutzend Stellen zweigten Kanäle vom Hauptbett ab. Sie bewässerten Felder, speisten Teiche, endeten jedoch allesamt in Sackgassen.

    Der Bach selbst schlängelte sich mal hierhin, mal dorthin und kehrte dann in der Nähe der Rollbahn, aber außerhalb des Zauns, zum Klippenrand zurück. Dort nahm die Strömung zu, und das Wasser stürzte über die Felsen ins Meer.
    »Direkt vor der Klippe habe ich eine Platte mit langen Eisendornen versenkt«, sagte Van Rensberg. »Wer hier durchschwimmen will, wird von der Strömung erfasst und in Richtung Meer mitgerissen. An den glatten Betonwänden findet er keinen Halt. Der hilflose Schwimmer verletzt sich an den Dornen und stürzt heftig blutend ins Meer. Und dann? Die Haie natürlich.«
    »Und bei Nacht?«
    »Ach, Sie haben die Hunde nicht gesehen? Eine Meute von zwölf Dobermännern, alle messerscharf. Sie sind darauf abgerichtet, alles, was Uniform trägt, in Ruhe zu lassen, und dazu ein Dutzend Leute vom leitenden Personal, egal, was sie tragen. Sie erkennen sie am Geruch.
    Bei Sonnenuntergang werden sie freigelassen. Danach muss jeder Peon und jeder Fremde außerhalb der Umzäunung bleiben, sonst ist er dem Tod geweiht. Wenn die streunenden Hunde ihn finden, hat er keine Chance mehr. Das gilt auch für Ihren Söldner. Was, glauben Sie, plant er?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wenn er nur halbwegs bei Verstand ist, hat er wieder kehrtgemacht.«
    Van Rensberg lachte abermals.
    »Das wäre sehr vernünftig von ihm. Wissen Sie, drüben in der alten Heimat, oben im Caprivi-Streifen, hatten wir ein Lager für Mundts , die in den Townships Ärger machten. Ich war für die Leitung verantwortlich. Und wissen Sie was, CIA-Mann? Ich habe keinen einzigen Kaffer verloren. Nicht einen. Durch Flucht, meine ich. Niemals.«
    »Bemerkenswert, wirklich.«
    »Und wissen Sie, wie mein Erfolgsrezept lautete? Landminen? Nein. Scheinwerfer? Nein. Zwei konzentrische Drahtzäune.
Zwei Meter tief in den Boden eingelassen, oben mit Stacheldraht versehen, und zwischen den Zäunen wilde Tiere. Krokodile in Teichen, Löwen im Grasland. Ein unterirdischer Gang, der raus und rein führte. Ich liebe Mutter Natur.«
    Er sah auf seine Uhr.
    »Elf. Ich bringe Sie jetzt zu unserem Wachhaus in den Bergen. Die Polizei von San Martin schickt einen Wagen, der Sie dort abholt und ins Hotel zurückfährt.«
    Sie fuhren quer über das Anwesen zu dem Tor, das ins Dorf und zu der Bergstraße führte, als es im Funkgerät des Majors knackte. Er lauschte der Meldung des Telefonisten und Funkers im Keller unter der Villa und strahlte. Dann schaltete er ab und deutete zu den Bergen hinauf.
    »Oberst Morenos Leute haben heute Morgen den Dschungel durchkämmt, von der Straße bis zum Kamm. Sie haben das Lager des Amerikaners gefunden. Verlassen. Sie könnten Recht haben. Ich schätze, er hat genug gesehen und gekniffen.«
    In der Ferne konnte McBride das große Doppeltor erkennen, dahinter die weißen Hütten des Arbeiterdorfs.
    »Erzählen Sie mir von den Arbeitern, Major.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Wie viele sind es? Warum sind sie hier?«
    »Etwa zwölfhundert. Lauter Straffällige nach hiesigem Recht. Jetzt werden Sie bloß nicht selbstgerecht, Mr. McBride. Auch ihr Amerikaner habt Gefängnisfarmen. Und das hier ist eine. Unterm Strich haben sie es hier noch gut.«
    »Und wenn sie ihre Strafe abgebüßt haben? Wann dürfen sie nach Hause?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete Van

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