Der Raecher
Militärrucksack stadtauswärts gewandert sei. In östlicher Richtung. Oberst Moreno pfiff seine gesamte Polizeitruppe und die Armee in ihre Kasernen zurück.
Am Morgen, so sagte er, sollten sie von der Landseite her die Bergkette erklimmen und den Dschungel durchkämmen, von der Hauptstraße bis hinauf zum Kamm.
29
Der Ausflug
Z um zweiten Mal hatte Dexter in seinem Versteck auf dem Bergkamm erlebt, wie die Sonne untergegangen und die Nacht hereingebrochen war, und dabei sollte es auch bleiben.
Immer noch reglos, beobachtete er, wie in den Fenstern auf der Halbinsel unter ihm die letzten Lichter erloschen, dann rüstete er zum Aufbruch. Da unten stand man früh auf und ging früh zu Bett. Er selbst würde wieder herzlich wenig Schlaf bekommen.
Er aß seine letzte Feldration, die ihn mit Vitaminen und Mineralien, Ballaststoffen und Kohlenhydraten für zwei Tage versorgte, und trank das restliche Wasser. Den großen Bergen, das Tarnnetz und das Regencape konnte er zurücklassen. Was er brauchte, hatte er entweder mitgebracht oder die Nacht zuvor gestohlen. Alles fand in dem kleinen Rucksack Platz. Nur das Seil, das er aufgerollt über der Schulter trug, behinderte ihn. Er würde es später gut verstecken müssen, damit es niemand fand.
Mitternacht war vorbei, als er die Reste seines Lagers, so gut es ging, beseitigte und aufbrach.
Mit einem Zweig verwischte er die Fußspuren, die er hinterließ, und arbeitete sich langsam nach rechts vor, bis er oberhalb des Arbeiterdorfs, neben dem Flugplatz, anlangte. Für diese halbe Meile benötigte er eine Stunde. Doch sein Timing war gut. Der Halbmond erschien am Himmel. Wieder waren seine Kleider schweißdurchtränkt.
Langsam und vorsichtig kletterte er den Hang hinab, von
Stumpf zu Stumpf, von Wurzel zu Wurzel, bis er das Seil brauchte. Diesmal musste er es doppelt nehmen und um eine glatte Wurzel schlingen, an der es nicht hängen blieb, wenn er von unten zog.
Beim Abseilen vermied er kräftige Sprünge, bei denen sich Steine lösen konnten, sondern ging einfach nur rückwärts, Schritt für Schritt, bis er in der Felsspalte zwischen den Klippen und der Rückseite der Kirche ankam. Er konnte nur hoffen, dass der Priester einen festen Schlaf hatte, denn er befand sich nur wenige Meter von seinem Haus entfernt.
Er zog vorsichtig an einem Ende des Seils, das andere glitt über den Stumpf weit über ihm und fiel schließlich neben ihm zu Boden. Er wickelte es über der Schulter auf und trat aus dem Schatten der Kirche.
Die Gemeinschaftslatrinen waren nicht nach Geschlechtern getrennt. Im Arbeitslager lebten keine Frauen. Von oben hatte er die Männer beim Verrichten ihrer Notdurft beobachtet. Die Latrinen bestanden aus langen Gräben, die man mit Brettern abgedeckt hatte, um den Gestank zu mindern. In die Bretter waren runde, mit Deckeln verschlossene Löcher gesägt. Auf das Schamgefühl wurde keine Rücksicht genommen. Dexter holte tief Luft, hob einen Deckel und warf das aufgerollte Seil in das schwarze Innere. Mit etwas Glück versank es und wurde nie entdeckt, selbst wenn man nach ihm suchen sollte, was äußerst unwahrscheinlich war.
Die Hütten, in denen die Arbeiter wohnten und schliefen, waren kleine viereckige Kästen, kaum größer als eine Verwahrungszelle, doch dafür besaß jeder eine für sich. Zwei Reihen aus jeweils fünfzig Hütten bildeten eine Gasse. Jede Gasse zweigte von einem Hauptweg ab und stellte eine Wohneinheit dar.
Der Hauptweg führte zu einem Platz, den die Waschräume, die Küchen und die von Palmstrohdächern beschirmten Esstische umgaben. Er mied das Mondlicht auf dem Hauptplatz und
kehrte im Schatten der Gebäude zur Kirche zurück. Das Schloss an der Eingangstür hielt ihn nicht länger als ein paar Minuten auf.
Die Kirche unterschied sich in nichts von anderen Gotteshäusern, aber aus Sicht der Lagerleitung war es eine kluge Maßnahme gewesen, den Männern in diesem tiefreligiösen, katholischen Land die Möglichkeit zu geben, im Glauben Trost zu finden.
Was er suchte, fand er hinter dem Altar in der Sakristei. Ohne die Tür wieder abzuschließen, eilte er zu den Hütten zurück, in denen die Arbeiter ihre wenigen freien Stunden verschliefen.
Von oben hatte er sich eingeprägt, wo die von ihm ausgewählte Hütte stand. Er hatte den Mann zum Frühstück gehen sehen. Die fünfte von vorn auf der linken Seite, in der dritten Gasse, die hinter dem Platz vom Hauptweg abzweigte.
Die Tür besaß kein Schloss, nur einen einfachen
Weitere Kostenlose Bücher