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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bequem, Nein zu sagen und seiner Wege zu gehen. Es kostet uns nichts zu verfügen, dass für diese beiden Asiaten kein Platz bei uns ist und dass sie dorthin zurückkehren sollen, wo Verhaftung, Folter und Tod auf sie warten.
    Aber ich frage Sie: Angenommen, unsere Väter hätten so gehandelt, und ihre Väter vor ihnen. Wie viele hätten nach der Rückkehr auf den blutgetränkten Boden ihrer Heimat gesagt: Ich ging in das Land der Freiheit, ich bat um eine Lebenschance, aber sie schlossen ihre Türen und schickten mich zurück in den Tod. Wie viele, Mr. Ross? Eine Million? Eher zehn. Ich bitte Sie - nicht als Jurist und nicht um der geschickten Rhetorik eines Anwalts willen, sondern im Namen dessen, was Shakespeare die Tugend der Barmherzigkeit nannte - zu entscheiden, dass in unserem großen Land Platz ist für einen Mann und eine Frau, die alles bis auf das Leben verloren haben und nur um eine Chance bitten.«

    Norman Ross sah ihn minutenlang forschend an. Dann klopfte er mit seinem Kugelschreiber auf den Tisch wie ein Auktionator mit dem Hammer und entschied:
    »Abschiebung ausgesetzt. Nächster Fall.«
    Die Dame von Refugee Watch teilte den Moungs aufgeregt auf Französisch mit, was geschehen war. Ihre Organisation konnte ab sofort den Fall übernehmen. Ein reiner Verwaltungsakt. Juristische Winkelzüge waren nicht mehr vonnöten. Die Moungs durften unter dem Schutz der Regierung in den Vereinigten Staaten bleiben und auf eine Arbeitserlaubnis, Asyl und, zu gegebener Zeit, auf eine Einbürgerung hoffen.
    Dexter lächelte die Dame an und sagte, dass sie jetzt gehen könne. Dann wandte er sich an Moung: »Lassen Sie uns in die Cafeteria im Untergeschoss gehen, dann können Sie mir erklären, wer Sie wirklich sind und was Sie hier tun.«
    Er hatte in Moungs Muttersprache gesprochen. Vietnamesisch.
    An einem Ecktisch im Café nahm Dexter die kambodschanischen Reisepässe und Ausweise in Augenschein.
    »Einige der besten Experten im Westen haben sie geprüft und für echt befunden. Woher haben Sie die?«
    Der Flüchtling warf einen Blick auf seine kleine Frau.
    »Sie hat sie gemacht. Sie ist eine Nghi.«
    In Vietnam gab es einen Clan namens Nghi, aus dem seit Jahrhunderten die Mehrzahl der Gelehrten in der Region Hué kam. Sie besaßen große Kunstfertigkeit in der Kalligrafie, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Sie fertigten Dokumente für die Höfe ihrer Kaiser.
    In neuerer Zeit und insbesondere nach dem Beginn des Kriegs gegen die Franzosen 1945 wurden die Nghi dank ihrer unendlichen Geduld, ihrer Liebe zum Detail und ihrer erstaunlichen Fertigkeiten als Zeichner die besten Fälscher der Welt.
    Die kleine Frau mit der Schnapsglasbrille hatte sich die Augen verdorben, weil sie den ganzen Vietnamkrieg über in einer
Werkstatt unter der Erde gehockt und Pässe und Ausweise angefertigt hatte, die so perfekt waren, dass Vietcong-Agenten sich in jeder südvietnamesischen Stadt frei und ungehindert bewegen konnten, ohne geschnappt zu werden.
    Cal Dexter gab die Pässe zurück.
    »Ich habe Sie oben schon gefragt: Wer sind Sie wirklich, und warum sind Sie hier?«
    Die Frau begann leise zu weinen, und ihr Mann fasste nach ihrer Hand.
    »Mein Name ist Nguyen Van Tran«, antwortete er. »Ich bin hier, weil ich drei Jahre nach meiner Internierung aus einem vietnamesischen Konzentrationslager geflüchtet bin. Zumindest dieser Teil stimmt.«
    »Aber warum geben Sie sich als Kambodschaner aus? Amerika hat viele Südvietnamesen aufgenommen, die im Krieg an unserer Seite gekämpft haben.«
    »Weil ich Major beim Vietcong war.«
    Dexter nickte bedächtig.
    »Das könnte ein Problem werden«, räumte er ein. »Erzählen Sie. Alles.«
    »Ich wurde 1930 tief im Süden geboren, nahe der kambodschanischen Grenze. Deshalb kann ich ein paar Brocken Khmer. Meine Familie hatte nichts für den Kommunismus übrig, aber mein Vater war ein engagierter Nationalist. Er wollte unser Land von der französischen Kolonialherrschaft befreien. In diesem Geist hat er mich erzogen.«
    »Das kann ich verstehen. Aber warum wurden Sie dann Kommunist?«
    »Hier liegt das Problem. Deshalb war ich ja im Lager. Ich war nie einer. Ich habe nur so getan.«
    »Weiter.«
    »Ich wurde vor dem Zweiten Weltkrieg in französischen Schulen erzogen, doch schon als Junge brannte ich darauf, mich dem Unabhängigkeitskampf anzuschließen. 1942 kamen die
Japaner und verdrängten die Franzosen, obwohl Vichy-Frankreich theoretisch auf ihrer Seite stand. Also

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