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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ausfüllen, und wirklich gefragt waren nur langfristige Engagements. Ferienhelfer bürdeten der Organisation eine große Verantwortung auf und leisteten herzlich wenig.
    »Vielleicht sollten Sie es bei einer der NGOs versuchen«, schlug der Regionalleiter vor. »Die sitzen in dem Café gleich um die Ecke.«
    Das UNHCR mochte die wichtigste Organisation sein, aber sie war bei weitem nicht die einzige. Katastrophenhilfe ist ein regelrechter Wirtschaftszweig und für viele ein Beruf. Neben den Vereinten Nationen und einzelstaatlichen Einrichtungen gibt es außerdem die Nichtregierungsorganisationen. In Bosnien waren über dreihundert von ihnen vertreten.
    Kaum ein Dutzend sind der Öffentlichkeit ein Begriff: Save the Children (Großbritannien), Feed the Children (USA), Age Concern, War on Want, Ärzte ohne Grenzen - sie alle waren da. Einige waren religiös, andere weltlich ausgerichtet, und viele von den kleineren hatte man erst unter dem Eindruck der Fernsehbilder vom Bosnienkrieg, die im Westen ausgestrahlt wurden, gegründet. Die unterste Ebene bildeten einzelne Lastwagen, mit denen zwei kräftige junge Männer, die in ihrer Stammkneipe spontan Geld gesammelt hatten, Hilfsgüter quer durch Europa transportierten. Das letzte Etappenziel auf dem Weg nach Bosnien war entweder Zagreb oder die Adriastadt Split.
    Ricky fand das Lokal, bestellte einen Kaffee und einen Sliwowitz gegen den kalten Märzwind draußen und sah sich nach jemandem um, den er ansprechen konnte. Zwei Stunden später trat ein bärtiger Mann mit der kräftigen Statur eines Fernfahrers ein. Er trug einen kurzen karierten Mantel und bestellte in einem Akzent, den Ricky in North oder South Carolina ansiedelte, Kaffee und Cognac. Er ging zu ihm, stellte sich vor und landete prompt einen Glückstreffer.
    John Slack beförderte und verteilte Hilfsgüter im Auftrag einer kleinen amerikanischen Einrichtung namens Loaves’n’
Fishes, einer unlängst gegründeten Tochter der gemeinnützigen Organisation Salvation Road, die ein gewisser Reverend Billy Jones in diese sündhafte Welt gesetzt hatte, seines Zeichens Fernsehprediger und Seelenretter (bei angemessener Spende) aus dem schönen Charleston in South Carolina. Slack lauschte Ricky wie jemand, der das alles schon einmal gehört hatte.
    »Kannst du einen Lkw fahren, Junge?«
    »Ja.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber in seinen Augen waren ein großer Offroader und ein Kleinlaster so ziemlich das Gleiche.
    »Kannst du eine Karte lesen?«
    »Klar.«
    »Und du willst ein dickes Gehalt?«
    »Nein. Ich bekomme Taschengeld von meinem Großvater.«
    John Slack zwinkerte.
    »Du willst also nichts? Nur helfen?«
    »Ja.«
    »Okay, du bist dabei. Unser Laden ist klein. Ich geh los und kaufe Lebensmittel, Kleider, Decken und so, hauptsächlich in Österreich. Ich bringe alles mit dem Lastwagen nach Zagreb, mach den Tank voll, und dann geht es weiter nach Bosnien. Wir sitzen in Travnik. Dort gibt es Tausende von Flüchtlingen.«
    »Toll«, sagte Ricky. »Ich komme auch selbst für meinen Unterhalt auf.«
    Slack kippte den Rest seines doppelten Cognacs hinunter.
    »Dann mal los, Junge«, sagte er.
    Der Laster war ein Zehntonner-Hanomag, und noch vor der Grenze hatte Ricky den Dreh raus. Sie wechselten sich am Steuer ab und brauchten zehn Stunden bis Travnik. Es war Mitternacht, als sie auf das Gelände von Loaves’n’ Fishes am Rand der Stadt rollten. Slack warf ihm ein paar Decken zu.
    »Schlaf im Führerhaus«, sagte er. »Morgen Früh suchen wir dir eine Bleibe.«
    Das Hilfsaufgebot von Loaves’n’ Fishes war in der Tat bescheiden.
Es bestand aus einem zweiten Lastwagen, mit dem ein wortkarger Schwede gerade gen Norden aufbrach, um weitere Hilfsgüter zu holen, einem kleinen, gemeinsam mit anderen genutzten Gelände, das ein Maschendrahtzaun vor Dieben schützte, einem winzigen Büro in einem Bauwagen, einem als Lagerhaus bezeichneten Schuppen für Nahrungsmittel, die bereits abgeladen, aber noch nicht verteilt waren, und drei bosnischen Helfern aus dem Ort. Dazu kamen zwei nagelneue schwarze Toyota-Landcruiser für die Verteilung kleiner Posten von Hilfsgütern. Slack zeigte ihm das Gelände, und am Nachmittag fand Ricky in der Stadt bei einer bosnischen Witwe ein Zimmer. Für die Fahrt zur Arbeit kaufte er sich von seinem Geld, das er in einer Gürteltasche aufbewahrte, ein klappriges Fahrrad. John Slack bemerkte den Gürtel.
    »Macht es dir was aus, mir zu sagen, wie viel du da drin

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