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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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das der stellvertretende FBI-Direktor Robert M. Bryant vor dem Ausschuss für Kriminalitätsbekämpfung des Repräsentantenhauses gehalten hatte.
    »Ich habe die relevanten Passagen markiert, Senator«, erklärte die junge Frau. Er dankte ihr und las den Text, den sie auf seinen Schreibtisch gelegt hatte.
    »Die exterritoriale Zuständigkeit des FBI«, hatte Mr. Bryant vor vier Jahren ausgeführt, »datiert aus der Zeit Mitte der Achtzigerjahre, als der Kongress erstmals Gesetze verabschiedete, die das FBI autorisieren, im Fall der Ermordung eines US-Bürgers im Ausland bundespolizeiliche Gewalt auszuüben.«
    Hinter der trockenen Sprache verbarg sich ein erstaunliches Gesetz, von dem der Rest der Welt kaum Notiz genommen hatte und das auch den meisten US-Bürgern unbekannt war. Vor dem allgemeinen Gesetz zur Verbrechensbekämpfung von 1984 war man weltweit davon ausgegangen, dass im Fall eines Mordes, ob er nun in Frankreich oder in der Mongolei begangen worden war, ausschließlich die französischen oder die mongolischen Behörden für die Verfolgung, Verhaftung und Verurteilung des Täters zuständig seien. Und zwar unabhängig davon, ob das Opfer Franzose, Mongole oder ein amerikanischer Tourist war.
    Dann hatten die USA im Alleingang beschlossen, dass es keinen Unterschied machte, ob ein amerikanischer Bürger auf dem Broadway oder irgendwo sonst auf der Welt ermordet wurde, und die US-Justiz damit überall auf dem Globus für zuständig erklärt. Keine internationale Konferenz hatte den USA dieses Recht zugestanden, sie hatten es sich einfach genommen. Mr. Bryant fuhr fort:
    »... und mit dem Mantelgesetz zur Sicherheit im diplomatischen Dienst und zur Terrorbekämpfung wurde ein neuer exterritorialer Status geschaffen hinsichtlich terroristischer Akte gegen US-Bürger im Ausland.«

    Kein Problem, dachte der Senator. Zilić war weder Angehöriger des jugoslawischen Militärs noch Polizist. Er hat auf eigene Faust operiert, und die Bezeichnung Terrorist würde passen. Nach beiden Gesetzen kann er an die USA ausgeliefert werden.
    Er las weiter: »Mit Genehmigung des Gastlandes ist das FBI gesetzlich befugt, in dem Gastland, in dem die Straftat verübt wurde, FBI-Personal zu stationieren, exterritoriale Ermittlungen anzustellen und die Vereinigten Staaten so instand zu setzen, Terroristen wegen ihrer im Ausland an US-Bürgern begangenen Verbrechen zu verfolgen.«
    Der Senator runzelte die Stirn. Das machte keinen Sinn. Der Schlüsselsatz war »mit Genehmigung des Gastlandes...« Kooperation zwischen Polizeikräften war doch nichts Neues. Selbstverständlich konnte das FBI die Einladung einer ausländischen Polizeibehörde annehmen, hinfliegen und Amtshilfe leisten. Das war schon seit Jahren so. Und wozu zwei separate Gesetze, 1984 und 1986?
    Die Antwort, die er nicht kannte, war, dass das zweite Gesetz viel weiter ging als das erste und Mr. Bryants Zusatz »mit Genehmigung des Gastgeberlandes« nur den einen Zweck erfüllte, den Ausschuss zu beruhigen. Das Wort, auf das er anspielte, aber nicht in den Mund zu nehmen wagte (er hielt den Vortrag in der Clinton-Ära), war »Hilfeleistung«.
    In dem Gesetz von 1986 billigten sich die Vereinigten Staaten das Recht zu, höflich um die Auslieferung eines Mörders zu bitten, der einen Amerikaner auf dem Gewissen hatte. Wurde das Ersuchen abgelehnt oder seine Bearbeitung so lange verschleppt, dass sie einer Abfuhr gleichkam, war es mit den Nettigkeiten vorbei. Die USA hatten sich selbst ermächtigt, ein verdeckt operierendes Team von Agenten zu entsenden, den Täter zu greifen und der eigenen Justiz zu überantworten.
    Oder wie es der FBI-Terroristenjäger John O’Neill bei der Verabschiedung des Gesetzes ausgedrückt hatte: »Ab sofort interessiert die Genehmigung des Gastlandes einen Scheißdreck.«
Das gemeinsam von FBI und CIA durchgeführte Kidnapping des mutmaßlichen Mörders eines Amerikaners wird »Hilfeleistung« genannt. Seit der Verabschiedung des Gesetzes unter Ronald Reagan haben zehn verdeckte Operationen dieser Art stattgefunden, und alles begann mit einem italienischen Luxusdampfer.
    Im Oktober 1985 kreuzte die aus Genua kommende Achille Lauro vor der Nordküste Ägyptens. Weitere Stopps in Israel waren geplant, und zu der bunt gemischten Gruppe der Passagiere gehörten auch einige Amerikaner.
    Heimlich an Bord gegangen waren zudem vier Angehörige der Palästinensischen Befreiungsfront, einer Splittergruppe der PLO unter Yassir Arafat, der damals im

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