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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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leitete der Direktor die Anfrage an den Chef der Abteilung
für geheime Operationen weiter. Dieser konsultierte fünf Unterabteilungen, darunter die Ressorts Balkan, Terrorismus, Sonderoperationen und Waffenhandel. Nur der Form halber fragte er sogar in dem kleinen und geradezu zwanghaft geheimniskrämerischen Büro nach, das knapp ein Jahr zuvor nach dem Bombenanschlag auf die USS Cole in Aden, bei dem siebzehn Seeleute den Tod gefunden hatten, unter dem Namen Peregrine eingerichtet worden war.
    Doch die Antwort war die gleiche. Natürlich habe man Akten, aber nichts aus den letzten fünfzehn Monaten. Man teile die Ansicht der Kollegen. Er halte sich nicht mehr in Jugoslawien auf, aber wo er sei, wisse man nicht. Seit zwei Jahren sei nichts mehr über ihn bekannt geworden, deshalb habe kein Grund bestanden, Zeit und Mittel aufzuwenden.
    Der andere große Hoffnungsträger war das FBI. Bestimmt gab es irgendwo im riesigen Hoover-Gebäude an der Ecke Pennsylvania und 9. Straße eine Akte jüngeren Datums, die Auskunft darüber gab, wo der kaltblütige Mörder zu finden war und dingfest gemacht werden konnte.
    Direktor Robert Mueller, unlängst zum Nachfolger von Louis Freeh ernannt, leitete Akte und Anfrage an sein Team für Sofortmaßnahmen weiter, wo sie auf dem Schreibtisch des stellvertretenden Direktors Colin Fleming landeten.
    Fleming war ein altgedienter Mitarbeiter des Bureaus, der schon als kleiner Junge, soweit er zurückdenken konnte, Geheimagent hatte werden wollen. Er stammte aus einer schottischen Presbyterianerfamilie, und sein Glaube war ebenso unerschütterlich wie seine Auffassung von Recht und Ordnung.
    In Sachen Polizeiarbeit war er Fundamentalist. Kompromisse und Zugeständnisse beim Kampf gegen das Verbrechen waren in seinen Augen nur Ausreden für Nachgiebigkeit. Dafür hatte er bloß Verachtung übrig. Was ihm an Scharfsinn fehlen mochte, machte er durch Zähigkeit und persönlichen Einsatz wett.

    Er stammte aus den Bergen New Hampshires, wo die Männer mit den Granitfelsen darum wetteifern, wer härter ist. Er war überzeugter Republikaner und Peter Lucas sein Senator. Er kannte ihn persönlich und hatte sogar schon für ihn die Werbetrommel gerührt.
    Nach der Lektüre der dünnen Akte rief er im Büro des Senators an und bat um den vollständigen Bericht des Spürhunds sowie das komplette Geständnis Milan Rajaks. Noch am selben Nachmittag wurde ihm per Bote eine Kopie zugestellt.
    Er las die Papiere mit wachsender Wut. Auch er hatte einen Sohn, auf den er stolz war, einen Navy-Piloten, und Ricky Colensos Schicksal erfüllte ihn mit maßlosem Zorn. Das Bureau verfügte über das geeignete Instrumentarium, um Zilić der Gerechtigkeit zuzuführen, entweder auf dem Wege einer Auslieferung oder durch eine verdeckte Operation. Und als Leiter der Abteilung, die für jede Form von Terror ausländischer Herkunft zuständig war, würde er persönlich ein Team bevollmächtigen, den Mörder heranzuschaffen.
    Doch das war nicht möglich. Denn das Bureau befand sich in der gleichen Lage wie alle anderen. Auch wenn Zilić als krimineller Waffen- und Drogenschieber ins Fadenkreuz des FBI geraten war, so war er nach vorliegenden Erkenntnissen doch nie in einen gegen Amerika gerichteten Terrorakt verwickelt gewesen, und folglich hatte das Bureau nach seinem Verschwinden keine Ermittlungen angestellt. Die letzten Akteneinträge über ihn waren fünfzehn Monate alt.
    Mit tiefstem persönlichem Bedauern musste Fleming in den Chor der anderen Geheimdienste einstimmen und gestehen, dass ihm Zoran Zilićs Aufenthaltsort nicht bekannt sei.
    Solange man nicht wusste, wo er steckte, konnte man keine ausländische Regierung um seine Auslieferung ersuchen. Selbst wenn Zilić in einem Unrechtsstaat Zuflucht gefunden hatte, in dem ein rechtskräftiger Haftbefehl nichts bedeutete, war eine Kidnapping-Aktion nur möglich, wenn das Bureau seinen Aufenthaltsort
kannte. In einem persönlichen Brief an den Senator entschuldigte sich der stellvertretende Direktor.
    Fleming hatte die Zähigkeit seiner Vorfahren aus dem schottischen Hochland geerbt. Zwei Tage später kontaktierte er Fraser Gibbs und traf sich mit ihm zum Lunch. Es gibt zwei ehemalige leitende FBI-Beamte, die beinahe Kultstatus genießen und als Redner im Ausbildungszentrum des Bureaus in Quantico stets für überfüllte Hörsäle sorgen.
    Der eine ist der groß gewachsene Exfootballer und frühere Pilot der Marineinfanterie Buck Revell, der andere Fraser Gibbs,

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