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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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nur bekannte Ölgesellschaften. Setzen wir uns.«
    Sie nahmen einen Ecktisch und bestellten zwei Bier. Wie viele moderne Araber nahm es auch al-Khoury mit dem Alkohol nicht so genau.
    Offensichtlich hatte er eine Schwäche für die libanesische Küche und sich Mezze, Hoummus, leicht gebackenen Halloumi-Käse, Samboussek, Kibbeh und gefüllte Weinblätter auf den Teller geladen. Er reichte ihm ein Blatt Papier und begann zu essen.
    Dexter ging die Liste durch, in der die Flugpläne vom Dezember nebst Zeitpunkt der Landung und Dauer des Aufenthalts verzeichnet waren. Dann blätterte er zum 15. Dezember. Mit einem roten Filzstift klammerte er alle Flüge bis zum 19. Dezember ein. Es waren neun.
    Zwei Grumman 3 und eine Grumman 4 gehörten international bekannten amerikanischen Ölfirmen. Eine französische Dassault Mystère und eine Falcon flogen für Elf-Aquitaine. Damit blieben noch vier.
    Ein kleinerer Lear-Jet gehörte, wie bekannt war, einem saudischen Prinzen und eine größere Cessna Citation einem Geschäftsmann und Multimillionär aus Bahrain. Bei den letzten beiden handelte es sich um eine in Israel gebaute und in Bombay gestartete Westwind und eine Hawker 1000, die aus Kairo gekommen und dorthin zurückgeflogen war. Jemand hatte etwas auf Arabisch neben die Westwind gekritzelt.
    »Was heißt das?«, fragte Dexter.
    »Ach ja, die kommt regelmäßig. Sie gehört einem indischen Filmproduzenten. Aus Bombay. Er legt hier immer einen Zwischenstopp ein, wenn er nach London, Cannes oder Berlin fliegt. Zu den Filmfestivals. Im Tower kennen sie ihn vom Sehen.«
    »Haben Sie das Bild?«
    Al-Khoury gab ihm das geliehene Foto zurück.

    »Sie glauben, dass er zu der Hawker gehört.«
    Die Hawker 1000 hatte die Registriernummer P4-ZEM und gehörte der Zeta Corporation mit Sitz auf den Bermudas.
    Dexter dankte seinem Informanten und gab ihm die versprochenen restlichen viertausend Dollar. Das war viel Geld für ein Stück Papier, aber er glaubte, dass es ihm den Hinweis lieferte, den er brauchte.
    Auf der Fahrt zurück zum Flughafen von Dubai grübelte er über eine Bemerkung nach, die er einmal gehört hatte. Dass nämlich Leute, die sich eine völlig neue Identität zulegen, bisweilen der Versuchung erliegen, in Erinnerung an alte Zeiten an einem winzigen Detail festzuhalten.
    ZEM entsprach zufällig den ersten drei Buchstaben von Zemun, dem Belgrader Viertel, in dem Zoran Zilić geboren und aufgewachsen war. Und Zeta war zufällig das griechische oder spanische Wort für den Buchstaben Z.
    Aber Zilić hatte sich und seine Tarnfirmen, ganz zu schweigen von seinem Flugzeug, wenn es denn seines war, bestimmt gegen zudringliche Blicke abgeschirmt.
    Irgendwo da draußen gab es die Daten, aber sie waren mit Sicherheit in Datenbanken gespeichert, an die ein unbedarfter Wahrheitssucher nicht herankam.
    Dexter konnte einen Computer wie jeder andere bedienen, aber er war nicht in der Lage, in eine geschützte Datenbank einzudringen. Doch er erinnerte sich an jemanden, der das konnte.

19
    Die Konfrontation
    A ls der stellvertretende FBI-Direktor Colin Fleming die Berichte des Spürhunds und das Geständnis des Serben las und erfuhr, unter welchen Umständen Ricky Colenso ums Leben gekommen war, stand für ihn fest, dass der Verantwortliche vor ein ordentliches Gericht gestellt werden musste, wenn irgend möglich, im größten Land dieser Welt, nämlich seinem eigenen.
    Von all den Mitarbeitern der verschiedene Dienste, die den Bericht und die gemeinsame Anfrage von Außenminister Powell und Justizminister Ashcroft lasen, war er der Einzige, der es beinahe als persönliche Niederlage empfand, dass seine Behörde keine aktuellen Erkenntnisse über Zoran Zilić besaß und daher nicht helfen konnte.
    In einem allerletzten Versuch, etwas zu tun, hatte er ein Foto des serbischen Gangsters, das deutlich sein Gesicht zeigte, an die achtunddreißig im Ausland stationierten »Legats« geschickt.
    Das Foto war viel besser als die in den Pressearchiven, wenn auch nicht ganz so neu wie das, welches Dexter von einer Putzfrau in Block 33 erhalten hatte. Die Qualität war deshalb so gut, weil es fünf Jahre zuvor, als der kamerascheue Zilić noch eine mächtige und einflussreiche Figur in Miloševićs Umfeld war, auf Anweisung des CIA-Stationschefs in Belgrad mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden war.
    Der Fotograf hatte Zilić in dem Moment erwischt, als er aus seinem Auto stieg, den Kopf hob und in Richtung Kamera blickte, die er freilich

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