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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ein einmotoriger Doppeldecker. Eine Verkehrsmaschine trug das Logo und die Farben von Tajikistan Airways. Dexter ging eine Etage nach oben ins Dachrestaurant, um einen Kaffee zu trinken.
    Im selben Stock war die Verwaltung untergebracht, darunter auch das PR-Büro. Es war lediglich mit einer nervösen jungen Dame besetzt, die von Kopf bis Fuß in einen schwarzen Tschador gehüllt war, aus dem nur ihre Hände und ihr blasses ovales Gesicht hervorschauten. Sie sprach stockendes Englisch.
    Alfred Barnes hatte sich mittlerweile in den Mitarbeiter eines großen amerikanischen Reiseunternehmens verwandelt und erbat Auskunft, ob Ras al Khaimah auf Gäste wie Manager eingerichtet sei, die nach einem exotischen Konferenzort suchten. Insbesondere wollte er wissen, ob der Flughafen über Anlagen für die Firmenjets verfüge, in denen sie anreisen würden.
    Die Dame war höflich, aber bestimmt. Alle Anfragen in Sachen Tourismus seien an das Fremdenverkehrsamt im Gewerbezentrum zu richten, gleich neben der Altstadt.
    Ein Taxi brachte ihn hin. Das Amt war in einem würfelförmigen Kasten in einem Neubaugebiet untergebracht, rund fünfhundert Meter vom Hilton entfernt und direkt neben dem nagelneuen Tiefwasserhafen gelegen. Er erweckte nicht den Eindruck, als werde er von Tourismusentwicklern belagert.
    Hussein al-Khoury hätte sich als einen guten Menschen bezeichnet, wenn man ihn danach gefragt hätte. Was nicht heißt, dass er auch ein zufriedener Mensch war. Ersteres hätte er damit
begründet, dass er nur eine einzige Ehefrau besaß, sie aber gut behandelte, sich bemühte, seinen vier Kindern ein guter Vater zu sein, jeden Freitag die Moschee besuchte und im Rahmen seiner Möglichkeiten Almosen für die Armen spendete, wie vom Koran verlangt.
    Er hätte es im Leben weit bringen können, inschallah. Aber wie es schien, meinte Allah es nicht gut mit ihm. Er war im Mittelbau des Tourismusministeriums hängen geblieben und versauerte in dem Backsteinkasten auf dem Neubaugelände neben dem Tiefwasserhafen, in dem nie ein Mensch anrief. Bis, ja, bis eines Tages ein lächelnder Amerikaner auftauchte.
    Er war entzückt. Endlich eine Anfrage und die Gelegenheit, seine in vielen hundert Stunden erworbenen Englischkenntnisse an den Mann zu bringen. Nachdem sie minutenlang Nettigkeiten ausgetauscht hatten - wie charmant von dem Amerikaner, dass er auf die arabische Mentalität Rücksicht nahm und nicht gleich zur Sache kam -, beschlossen sie, da die Klimaanlage streikte und die Außentemperatur die Vierzig-Grad-Grenze erreichte, mit dem Taxi des Amerikaners ins Hilton zu fahren.
    Als sie es sich in der angenehm kühlen Bar des Hotels bequem gemacht hatten und der Amerikaner sich noch immer nicht anschickte, das Geschäftliche anzusprechen, wurde al-Khoury neugierig und fragte: »Nun, womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Wissen Sie, mein Freund«, erwiderte der Amerikaner ernst, »meine Lebensphilosophie ist immer die gewesen, dass wir von unserem allmächtigen und barmherzigen Schöpfer in diese Welt gesetzt worden sind, um uns gegenseitig zu helfen. Und ich glaube, dass ich hier bin, um Ihnen zu helfen.«
    Wie geistesabwesend begann der Amerikaner, in seiner Jackentasche zu kramen, und zauberte neben einem Pass und mehreren Empfehlungsschreiben auch ein Bündel Hundertdollarscheine hervor. Al-Khoury stockte der Atem.
    »Lassen Sie uns sehen, ob wir einander helfen können.«
    Der Beamte starrte auf das Geld.

    »Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann...«, murmelte er.
    »Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein, Mr. al-Khoury. Mein wahrer Beruf ist Schuldeneintreiber. Kein sehr schöner Beruf, aber notwendig. Wenn wir uns etwas kaufen, sollten wir es auch bezahlen. Finden Sie nicht?«
    »Aber gewiss.«
    »Es geht um einen Mann, der von Zeit zu Zeit Ihren Flughafen anfliegt. Im eigenen Firmenjet. Um diesen Mann.«
    Al-Koury studierte das Foto ein paar Sekunden lang, dann schüttelte er den Kopf. Sein Blick wanderte zu dem Bündel Geldscheine zurück. Viertausend? Fünftausend? Jedenfalls genug, um Faisal auf die Universität zu schicken …
    »Nur leider hat der Mann das Flugzeug nicht bezahlt. In gewisser Weise hat er es also gestohlen. Er hat eine Anzahlung geleistet, ist davongeflogen und ward nie mehr gesehen. Wahrscheinlich hat er die Registriernummer geändert. Nun sind solche Maschinen teuer. Zwanzig Millionen Dollar das Stück. Deshalb wären die wahren Besitzer für jeden Hinweis dankbar, der zur Wiederbeschaffung des Flugzeugs führt,

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