Der raetselhafte Kunstraub
Zeitung auch noch Anzeigen für die Nummer 27“, erinnerte Karlchen Kubatz. „Jeden Tag eine halbe Seite.“
„Die Bad Rittershuder Nachrichten gehören doch deinem Vater“, rief ein Junge aus der Maximilianschule. „Du mußt einfach dafür sorgen, daß diese Anzeigen nicht erscheinen.“
„Seit wann sind denn Kinder für ihre Eltern verantwortlich?“ rief Hans Pigge empört. Er faßte sich an die Stirn und tat genauso, als hätte er sich gerade eine der größten Dummheiten anhören müssen. „So viel Zeit haben wir ja gar nicht, daß wir auch noch auf unsere Eltern aufpassen können!“
Die Jungen und Mädchen lachten und kicherten.
„Zur Sache“, mahnte Paul Nachtigall. „Wir müssen uns jetzt darüber klarwerden, was wir unternehmen wollen.“
„Nur einen Augenblick“, griff Ulli Buchholz ein. „Ich will nur noch klarstellen, warum wir anderen überhaupt mitmachen. Ich meine, wir von der Maximilianschule und die Damen vom Mädchen-Gymnasium.“
Er verbeugte sich ein klein wenig und grinste dabei. „Der Krach mit diesem Salvatore Ambrosi ist mehr oder weniger eure Privatsache. Wir können ihn auch nicht besonders gut leiden, aber er hat uns noch nicht geohrfeigt. Viel wichtiger ist der zweite Grund.“
„Daß man uns nicht abstimmen läßt“, riefen die Zwillinge Alexandra und Inge.
„Ihr seid kluge Kinder“, lachte Ulli Buchholz. Aber genau da liegt der berühmte Hase im Pfeffer. Ich sehe nicht ein, weshalb man haargenau ab achtzehn Jahren etwas von Kunst verstehen soll. Warum nicht erst ab zweiunddreißig oder warum nicht schon ab elf?“
„Der muß nach Bonn in den Bundestag“, gluckste der kleine Sputnik. „Der Junge ist ja richtig dufte!“
„Die Herren im Rathaus haben entschieden, daß wir von der ganzen Sache ausgeschlossen sind“, erklärte Ulli Buchholz weiter. Aber die Herrschaften haben mit Zitronen gehandelt. Sie werden sich wundern. Wir wählen mit, ohne daß sie es für möglich halten und ohne daß wir es irgendjemandem auf die Nase binden. Wir haben heute fast alle der Nummer 5 unsere Stimmen gegeben“, der Junge in seiner kurzen Lederjacke machte eine Pause, „und ich wage zu behaupten, daß damit die Wahl am Sonntag schon entschieden ist!“
Die Versammlung stand jetzt köpf. Man klatschte in die Hände, lachte oder brüllte durcheinander.
„Und jetzt an die Arbeit!“ rief Ulli Buchholz noch von dem leeren Benzinfaß herunter.
Anschließend zerbrach man sich die Köpfe über eine Menge Einzelheiten. Selbstverständlich sollte jedes Mädchen und jeder Junge zuerst einmal dafür sorgen, daß von seinen Eltern und allen Bekannten und Verwandten die Nummer 5 gewählt wurde.
„Besucht sämtliche Tanten und Großmütter“, schlug Emil Langhans vor. „Mit einem kleinen Blumenstrauß unter dem Arm und so höflich wie Schlafwagenschaffner.“ Er putzte sich wieder einmal seine Brille und sprach tod-ernst weiter. Aber nichts dem Zufall überlassen. Am besten, ihr malt die 5 mit eurer eigenen Hand auf die gelben Stimmkarten, damit nichts passieren kann. Ihr könnt ja sagen, die 5 sei eure Glückszahl oder so etwas Ähnliches. Es wird euch schon etwas einfallen.“
Aber es gibt noch Leute in der Stadt, eine Menge, mit denen wir beim besten Willen nicht verwandt und auch nicht bekannt sind“, bemerkte wieder einmal der Junge aus der Maximilianschule.
„Das sind vermutlich die meisten“, sagte Ulli Buchholz.
„Und um die geht es in der Hauptsache“, gab Paul Nachtigall bekannt. „Paßt mal auf, wir haben uns dafür so einiges überlegt.“
Es zeigte sich jetzt, daß die Glorreichen Sieben einen regelrechten Generalstabsplan vorlegen konnten.
Emil Langhans hatte zum Beispiel ein Alarmsystem ausgearbeitet. Alle Ecken, Straßen und Plätze der Stadt waren einbezogen. Mit zwei Mann auf dem Fahrrad fing es an.
Diese zwei hatten dann jeweils wieder zwei andere zu alarmieren. Und diese dann jeweils wieder zwei. Notfalls konnte man mit dem System in einer knappen Stunde so ziemlich alle Schüler mobilisieren.
Für alle Fälle sollte es auch so etwas wie einen Telefondienst geben. Wer zu Hause telefonisch erreicht werden konnte, mußte seinen Nummer in eine Liste eintragen. Dafür bekamen alle einen Zettel mit der Telefonnummer von Fritz Treutlein. Er mußte ja immer im Geschäft sein und war deshalb als Zentrale eingesetzt. Bei ihm sollte man immer erfahren können, was gerade los war.
Aber nur, wenn es wirklich dringend ist“, mahnte Paul Nachtigall. „Der
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