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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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habe ich dich gespürt«, sagte sie, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und liebkoste seine Stirn. Sie berichtete ihm, wie langsam ein Feuer in ihr entflammt war, bis es sie völlig zu verschlingen drohte, und wie sie die Matratze unter sich gespürt hatte, die Brise aus dem Fenster auf ihrer nackten Haut, und ihn , wie er sie berührt hatte, außen und innen. Es war unglaublich, aber sie hatte gespürt, wie Verlangen durch ihre reglosen Glieder geströmt war. Doch sie hatte keinen Weg aus ihrem Gefängnis nach draußen gefunden.
    Er aber hatte sie geweckt, zumindest wach genug gemacht, dass sie nicht hinweggedämmert war, sodass der mysteriöse junge Heiler sie hatte retten können.
    Sie dankte ihm, küsste ihn und nannte ihn »Meine Liebe«. Und dann liebten sie sich, bis die Matratze unter ihnen zerbröselte, dünne Risse in den Wänden erschienen und die Nachbarn nebenan ihre Kinder versteckten.
    ***
    Am nächsten Tag – gebadet und wieder bei Sinnen – besuchte der Teufel Jesus in seinem Hain bei den Skeptikern und dankte ihm.
    Er meinte es gut, er meinte es wirklich nur gut.
    Er verneigte sich vor Jesus und warf ihm eine Glaskugel zu, und Jesus blickte hinein.
    Als er die Kugel ins Gras legte, sah er irgendwie älter aus. Wie ein Mann, der in der kurzen Zeit von fünf Minuten ein ganzes trauriges Leben gelebt hatte. Als hätte er zweitausend Jahre lang zugesehen, wie Menschen einander hasserfüllte, ignorante Dinge zugefügt und ihm die Schuld dafür in die Schuhe geschoben hatten.
    »Vielleicht sind die Menschen noch nicht bereit, die Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen«, sagte Jesus und blickte den Teufel an. »Vielleicht ist der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen.«
    Der Teufel wusste, es spielte keine Rolle. Was immer er sagte, jetzt oder in vielen Jahren, sie würden eine Religion daraus machen, und wie alle Religionen würde auch diese außer Kontrolle geraten und verrückt spielen.
    Jesus erhob sich, ging zu den Bäumen und verschwand dahinter. So blieb es weitere zehn Jahre.
    ***
    Als der Teufel nach Hause kam, war Arden weg.
    Wieder mal.
    Warum?
    Sie hatte ihm eine Nachricht hinterlassen, in einer wunderschönen, geschwungenen Handschrift, die in seinen Augen brannte, ohne das kostspielige Papyrus anzugreifen.
    Es war nicht kompliziert. Sie hatte Angst, das war alles.
    Was für eine Welt war das, wo selbst ein Engel von einem Dachziegel so schwer getroffen werden konnte, dass er ins Koma fiel? Sie hätte leicht tausend Jahre in diesem Nirwana verbringen können, und der Teufel wusste es.
    Vielleicht würde sie wiederkommen, wenn die Erde nicht mehr so irden war. Oder wenn sie, Arden, mutiger wurde. Vielleicht war es ja ihre Schuld. Ja, wahrscheinlich. Wahrscheinlich tat es ihr leid.
    ***
    Der Teufel fuhr tief ins Land, wo er eine Olivenplantage hatte, und saß brütend an einem Fenster im Obergeschoss, von wo aus er auf die Straße und ein dreißig Meter hohes Aquädukt sehen konnte.
    Ägypten war untergegangen.
    Rom würde irgendwann ebenfalls untergehen.
    Der Gedanke brach ihm das Herz. Er brach jedem das Herz, der Rom kannte.
    Die Jahre vergingen, und seine Haare wurden lang und länger. Das Haus rings um ihn her verfiel.
    Manchmal erreichten ihn Neuigkeiten. Er hörte davon, dass Jesus wieder aufgetaucht war, daheim in Judäa, und dass er an den Folgen freier Rede gestorben war.
    Dreihundert Jahre vergingen. Gras wuchs über der Straße. Im Aquädukt wuchsen Bäume.
    Die Leute vergaßen.
    Wie Höhlenmenschen errichteten sie Kochfeuer im Schatten des Aquädukts und betrachteten staunend die Ruinen, während sie sich fragten, welche Götter sie wohl errichtet und welchem Zweck sie gedient hatten. Sie zogen Steine aus den Mauern und benutzten sie, um ihre eigenen kleinen Hütten zu bauen, komplett mit Strohdach, sowie kleine Kirchen.
    Rings um den Teufel wuchsen Bäume, und er schlief und schlief und schlief.

28
Der
Autowrack-Song
Los Angeles, 1984
    Gerade als sie richtig stinkwütend wurde auf den Teufel, weil er ihr Leben und ihre Zeit verschwendete, wurde Memory wieder berühmt.
    Das Lustige daran war, nicht mit Heroin vollgepumpt zu sein: Der Alltag machte ihr nicht so viel aus. Sie kam gut zurecht, ohne jeden Tag Superstar zu sein. Sie hatte gelernt, die Stimme in ihrem Kopf zu ignorieren, die darauf beharrte, dass das Leben mehr bieten musste.
    Sie war entzückt, dass die Leute noch immer Alben von Purple Airplane kauften. Dass man über sie redete und sie bewunderte.

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