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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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irgendwas?«, fragte Memory.
    »Nein, Süße. Danke. Bin gleich fertig.«
    ***
    Eine Stunde später bogen sie in den Parkplatz des Howard Johnson’s ein. Zachary blendete die Lichter auf, und die Crew versammelte sich um sie herum, während der Teufel einparkte.
    Memory schob die Tür auf und wandte sich an die Versammlung.
    »Demokratie!«, rief sie. »Wer stimmt dafür, dass wir hier übernachten?«
    Ein paar Hände gingen in die Höhe.
    Der Teufel spähte über Memorys Schulter nach draußen.
    »Und wer ist dafür, dass wir weiterfahren und uns beim Fahren abwechseln, bis wir unseren nächsten Gig erreicht haben, zwei Staaten weiter, und dort einen ganzen Tag frei machen?«
    Diesmal gingen mehr Hände nach oben. Sogar ein Jubelruf war zu hören. Die Crew stand auf Demokratie.
    Memory wollte die Tür zuschieben, aber die Crew hatte Fragen.
    »Wer ist der Neue?«, wollte jemand wissen.
    »Der Teufel persönlich«, antwortete Memory.
    Eine weitere Frage. Jemand deutete auf den Lincoln.
    »Ist das nicht die Karre, in der JFK erschossen wurde?«
    »Stimmt genau«, antwortete Memory. »Sonst noch was?«
    Nein. Nichts mehr. Sie waren eine abgeklärte Mannschaft.
    Sie machten sich auf den Weg.

6
Wildheit, Zärtlichkeit
und Krieg
Im Hinterland von New York, 1969
    Ungefähr eine Woche lang fuhr der Teufel den spacigen Bus und trank dabei jede Menge Kaffee.
    Er fuhr die Band zu einem Gig in Virginia. Als die Produzenten den Auftritt absagen wollten (»Dan Paul ist tot , Mann!«), redete der Teufel leise mit ihnen.
    Die Band trat auf. Das Publikum war begeistert. Memorys Stimme, leise und rauchig, schien in den Raum hinein zu wachsen, den Dan Pauls für immer verstummte Gitarre hinterlassen hatte. Es war ein neuer Sound, wilder und poetischer zugleich, und die Menge saugte ihn auf.
    Auch in Wilmington und Philadelphia redete der Teufel leise mit den Produzenten, und die Band bekam ihre Gigs. Jetzt waren sie auf dem Weg nach Newark. Der Teufel steckte sich eine Zigarette an und dachte an Elvis. Es war gerade mal vierzehn Jahre her. Mehr nicht?
    Er hätte Elvis nicht erfinden können, um nichts in der Welt. Und Elvis hatte gewusst , dass er etwas Besonderes war. Seine Mama hatte es ihm beigebracht.
    »Komm, Elvis, gib Mami ein Bussi«, pflegte sie zu sagen. Sie redete mit ihm wie mit einem Baby, und er antwortete entsprechend.
    »Ja, Mami, Elvis gibt seiner Mami ein Bussi.«
    Religiös war er obendrein. Kaum jemand auf der Welt ahnte auch nur, wie verdammt religiös der Bursche war, selbst heute nicht, nachdem er wegen seines Hüftschwungs weltberühmt geworden war.
    »Komm, Elvis, gib Jesus ein Bussi«, brummte der Teufel laut, als sie den Delaware überquerten.
    Elvis war nicht zur Kreuzung gekommen. Oh nein, mein Herr.
    Sein Vater schon. Der alte Vernon Presley hatte die Kreuzung gefunden, irgendwie, halb betrunken.
    »Ich hab einen Jungen, der glaubt, er kann singen«, hatte Vernon Presley zum Teufel gesagt.
    »Und? Kann er?«, hatte der Teufel gefragt.
    »Ich glaub schon. Ich verkauf dir seine Seele, wenn du ihn reich und berühmt machst.«
    »Du kannst nicht die Seele eines anderen verkaufen, Vernon. Schäm dich.«
    Vernon hatte in den Dreck gespuckt und verlegen dreingeschaut. »Und wenn ich dir meine verkaufe?«, hatte er schließlich gefragt.
    Die Seele von Vernon Presley war einen feuchten Dreck wert, jedenfalls nach Meinung des Teufels. Doch wenn ein Mann seine eigene Seele anbot, um seinen Sohn voranzubringen, gewann diese Seele an Gewicht.
    »Ich garantiere für nichts«, sagte der Teufel zu Vernon.
    Vernon erwiderte, dieses Risiko werde er eingehen. Damit war der Deal in trockenen Tüchern. Vernon Presleys Seele war eine Wolke Zigarettenqualm.
    Und Elvis, das Muttersöhnchen, war hingegangen und hatte es mit seinen Songs – den Songs des Teufels – in die Charts geschafft. Songs, die dem Land seine wilde Seite zeigten. Es war genau die Musik, die das neue Zeitalter brauchte.
    Sie redeten nicht mehr miteinander, der Teufel und Elvis. Ihre Arbeit war getan.
    Der Teufel blickte über die Schulter auf die schlafenden Stars der Dan Paul Overfield Band und versuchte, so etwas wie Begeisterung für sie zu empfinden.
    Da war das Mädchen Memory. Für sie konnte er sich begeistern. Für die Jungs weniger. Memory jedoch erinnerte ihn an jemanden, den es vor langer Zeit gegeben hatte.
    Der Teufel trat das Gaspedal durch und zwang den Rest der Karawane, ihm auf die Überholspur zu folgen.
    ***
    In jener Nacht rockten sie

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