Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
gentlemanlike und gar nicht gentlemanlike zugleich war.
»Attraktiver werdet ihr auch«, fügte er hinzu.
»Und wenn wir sterben, was passiert dann?«, wollte Zachary wissen. »Kommen wir dann in die Hölle oder was?«
»Es gibt keine Hölle«, spottete der Teufel. »Warum sollte es so etwas geben? Gott ist kein Ungeheuer. Er ist bloß ein bisschen selbstsüchtig. Wenn ihr sterbt, seid ihr nicht mehr von Nutzen für mich, und ich kann euch nicht mehr nützen. Eure Seele macht dann, was jede andere Seele macht.«
»Und das wäre?«, fragte Memory mit großen Augen.
Der Teufel zuckte die Schultern.
»Vielleicht fahrt ihr in den Himmel. Beispielsweise.«
»Es gibt keine Hölle, aber einen Himmel?«, fragte Fish zweifelnd.
»Der Himmel ergibt Sinn«, sagte der Teufel. »Der Himmel ist gewissermaßen der Motor des Universums. Er ist Gott, die Engel, Licht, Energie, Raum, Zeit und der ganze Mist. Auch lebende Seelen sind Teil des Himmels. Er zieht sie an wie die Schwerkraft. Man könnte sich Gott und den Himmel als Naturgesetze vorstellen, nur dass der Himmel wach ist und ein Bewusstsein hat und sich für etwas Besseres hält als die Natur. Was dumm und versnobt ist …«
Wieder stieg seine Stimme an, und seine Augen brannten. Die Kids musterten ihn besorgt.
Der Teufel holte tief Luft. »Wie dem auch sei«, fuhr er fort. »Es ergibt einfach keinen Sinn, bis in alle Ewigkeit zu leiden. Es hätte keinen Zweck. Also kommt ihr vielleicht in den Himmel. Vielleicht bleibt ihr auch in der Gegend und werdet wiedergeboren. Vielleicht löst ihr euch einfach auf und werdet zu Pflanzennahrung. Es ist bei jedem anders. Eure Seele tut das, was ihr von ihr erwartet.«
»Und wenn man erwartet, dass sie leidet«, sagte Fish, »dann leidet sie.«
Der Teufel musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen.
»Du bist ein kleines Arschloch, habe ich recht?«, fragte er dann. »Ich will dir was sagen. Euch allen. Soweit es mich betrifft, seid ihr alle hergekommen, um die Welt zu einem hübscheren, besseren und klügeren Ort zu machen. Doch wenn ihr die Welt verdummt und in Angst und Schrecken versetzt, zerreiße ich unseren Kontrakt und verbrenne euch wie einen beschissenen Marshmallow, ist das klar? Also nehmt euch in Acht, habt ihr verstanden?«
Sie nickten, schluckten mühsam. Sie hatten verstanden.
»Dann ist es abgemacht«, sagte der Teufel.
Schweigen senkte sich herab.
»Äh …«, begann Memory nach einer Weile. »Unterschreiben wir mit unserem Blut, oder tanzen wir nackt um das Lagerfeuer dort oder so was?«
»Möchtest du das?«, fragte der Teufel. Er hätte nichts dagegen gehabt, Memory nackt zu sehen.
»Eigentlich bin ich ziemlich müde«, sagte sie.
Der Teufel schüttelte den Kopf.
»Der Vertrag ist bereits geschlossen«, sagte er. »Wenn ihr aussteigen wollt, sagt es jetzt. Es ist die einzige Chance, die ihr habt.«
Die Kids wanden sich nervös, doch keiner sagte etwas.
Der Teufel zeigte ihnen ihre Seelen, was eine besondere Freude war.
Memorys Seele war ein Schmetterling.
Zacharys Seele war ein Stein, ein wunderschöner Stein, durchscheinend und glänzend und wie ein perfektes Ei geformt.
Fishs Seele war ein Fisch. Der Fisch streckte den Kopf zwischen seinen Lippen hervor, schnappte einmal nach Luft und verschwand wieder. Fish bekam ihn nicht richtig zu sehen, aber das war ihm egal.
»Ihr kriegt, wonach ihr verlangt habt«, sagte der Teufel. »Vielleicht mehr, aber nicht weniger. Und jetzt setzt euren VW -Bus vor meinen Wagen.«
Die Kids blickten einander verwirrt an, doch Zachary ging und setzte den VW -Bus um.
Der Teufel holte eine Menge Werkzeuge aus seinem Wagen.
»Eine zerlegbare Abschleppstange«, erklärte er.
Zachary fuhr heran, während der Teufel hämmernd und fluchend auf dem Boden zwischen den beiden Fahrzeugen herumrutschte.
»Du kommst mit uns?«, fragte Memory.
»Ist das ein Problem für dich?«
Sie kaute auf der Unterlippe. War es ein Problem?
»Nein«, sagte sie. »Es ist nur …«
»Du bist nicht sicher, wohin ihr fahrt oder was euch erwartet, wenn ihr ankommt.«
»Genau. Und ich weiß nicht, was ich unserer Crew sagen soll, die im Howard Johnson’s in Springfield auf uns wartet.«
»Sag ihnen meinetwegen, ich bin der Leibhaftige. Ist mir scheißegal.«
»Du musst nicht gleich so ungehobelt sein.«
Er seufzte.
»Tut mir leid. Ich hab mir auf den Daumen gehauen, und es tut weh. Außerdem war heute ein langer Tag, und Disneyland war Stress pur.«
Oh.
»Brauchst du
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