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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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blass), die Temperaturen und ganz allgemein das Wetter (unbeständig) an.
    An jenem Abend – in dem Gefühl, er und das treue Tier hätten eine Belohnung verdient – mietete er sich in einem ehrbaren Gasthof ein und bestellte ein ganzes gegrilltes Lamm, das sie sich teilten.
    »Das wird nicht leicht«, sagte er zu Queen.
    Queen war es egal.
    ***
    So cool er in Gegenwart des Teufels auch gewesen sein mochte – nachdem er mit der Kristallkugel erst einmal allein war, empfand Franklin ihre bloße Anwesenheit als Herausforderung.
    Er schaute nicht hinein.
    »Nur Gott hat das Recht, die Zukunft zu kennen«, murmelte er und zeichnete Entwürfe für einen Blitzableiter.
    Seine eigene Zukunft interessierte ihn natürlich brennend. Und da war auch noch die Zukunft des Landes. Er ertappte sich dabei, wie er aus den Augenwinkeln angestrengt zu der Kugel …
    »Zum Kuckuck!«, rief er wütend und warf einen Lappen über das vermaledeite Ding.
    Eine Minute später, nachdem er sich wieder dem Problem des Blitzableiters zugewandt hatte, warf er erneut einen verstohlenen Blick zur Seite und stellte fest, dass der Lappen heruntergefallen war.
    Die Kugel strahlte ihn an.
    »Geh mir aus den Augen!«, fauchte Franklin und kämpfte um Konzentration.
    ***
    Als die Woche ins Land gezogen war, stieg Franklin in sein Labor hinunter und fand seine Hündin und den Teufel vor, die beide ungeduldig auf ihn warteten. Queen freute sich, ihn zu sehen. Mit einem lauten Aufheulen warf sie sich auf ihren Herrn.
    »Schon gut, schon gut!« Franklin kraulte das Tier hinter den Ohren.
    »Guten Morgen«, sagte der Teufel.
    »Guten Morgen, in der Tat!«, dröhnte der Wissenschaftler. »Die Woche ist um, und ich habe kein einziges Mal in das verdammte Glas geschaut! Die Versuchung war groß, zugegeben, aber …«
    »Sie sind ein Mann von ungewöhnlicher Tugendhaftigkeit«, unterbrach der Teufel ihn, wobei er die Hand ausstreckte. Die Kugel sprang von der Werkbank hinein und verschwand in seiner Tasche.
    »Danke«, sagte Franklin.
    »Nur haben Ihre Tugendhaftigkeit und Ihre Seele das Pech, dass ich das Rätsel gelöst habe.«
    »Oh.« Franklin drohte sich der Magen umzudrehen.
    Der Teufel stand da und spähte an seiner Nase entlang nach unten. Er sah nicht immer gottlos aus, aber jetzt war es ganz entschieden der Fall.
    Er räusperte sich selbstgefällig. »Ein Hund rennt in den Wald, so weit er möchte«, sagte er. »Nicht weiter, nicht kürzer.«
    Worauf Franklin mit umständlich gespielter Bescheidenheit erwiderte: »Falsch.«
    Der Teufel schien enttäuscht, wenn schon nicht überrascht.
    »Ein Hund rennt nur den halben Weg in einen Wald hinein «, deklarierte Franklin mit strahlenden Augen. »Weil er von da an nämlich wieder hinaus rennt, verstehen Sie?«
    Der Teufel stöhnte verzweifelt auf. Franklin stampfte triumphierend mit dem Fuß. Der Teufel – ursprünglich eine engelsgleiche Kreatur und aus diesem Grunde hauptsächlich aus dem Stoff, aus dem Seelen gemacht sind, schrumpfte zu etwas zusammen, das Ähnlichkeit mit einem schwarzen Orang-Utan besaß. Das erbärmliche Ding versuchte sich in einem Holzstoß neben dem Kaminofen zu verbergen, doch Queen hinderte es mit Pfoten und Zähnen daran und schubste es vor sich her, bis es mit einem grässlichen Schrei in ein Butterfass sprang.
    Franklin verschwendete keine Zeit. Er knallte den Deckel auf das Fass und sicherte ihn mit einem Holzhammer.
    Der Teufel, Franklins ehrlich gewonnene Prämie, saß in der Falle und heulte hilflos.
    ***
    Franklin stand ein Stück die Straße hinunter vor einer hoch aufragenden presbyterianischen Kirche. Er hatte eine lange Leiter dabei, die am oberen Ende schmaler wurde, wie zum Apfelpflücken. Er kämpfte mit dem Ding und versuchte es gegen den Kirchturm zu lehnen. Zu seinen Füßen, eingewickelt in Sackleinen, lag der fertige Blitzableiter, zusammen mit einer daran befestigten Rolle Stahlseil.
    Franklin wollte den Blitzableiter oben auf dem Kirchturm befestigen. In der Sicherheit seines Labors war ihm diese Aufgabe problemlos erschienen, doch hier draußen auf der Straße, angesichts der beträchtlichen Höhe, stellte er eine gewisse Nervosität bei sich fest.
    Dunkle Wolken drohten am Himmel. Ein scharfer Wind strich durch die Straßen.
    Franklin stolperte gegen den Wind vorwärts und zurück, schwankte hin und her.
    Während er auf diese Weise beschäftigt war, kam sein Butterfass die Straße herunter, hüpfend und klopfend wie durch einen Zauberspruch zum Leben

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